Markenlexikon

Wurlitzer

Ursprungsland: USA

Franz Rudolph Wurlitzer (1831 – 1914) wanderte 1853 nach Amerika aus. Drei Jahre später gründete er in Cincinnati/Ohio die Rudolph Wurlitzer Company, die zunächst Musikinstrumente in die USA importierte und verkaufte, die seine Familie in Schöneck/Sachsen herstellte. Ab 1880 fertigte die Firma eigene Pianos und Orgeln. 1896 brachte Wurlitzer den ersten elektrischen münzbetätigten Piano-Automaten auf den Markt (Tonophone), später folgten automatische Harfen.

1909 erwarb Wurlitzer die Eugene de Kleist Musical Instrument Manufacturing Company aus North Tonawanda/New York, woraufhin die Wurlitzer-Produktion in das De-Kleist-Werk verlegt wurde. Von 1914 bis 1940 produzierte die Firma vor allem große Kino- und Theater-Orgeln (Mighty Wurlitzer).

Der Durchbruch auf dem Massenmarkt kam 1933 mit dem ersten Wurlitzer-Musikautomaten P-10, bei dem man nach Einwurf einer Münze mittels Telefonwählscheibe zwischen zehn verschiedenen Musiktiteln wählen konnte, die dann automatisch von einer Schallplatte abgespielt wurden. Die in Kneipen und Bars aufgestellten Jukeboxen (die Bezeichnung soll der Musiker Glenn Miller 1939 geprägt haben) entwickelten sich zum großen Renner der 1940er und 1950er Jahre, als Radiogeräte, Plattenspieler und Fernseher noch Luxusgegenstände waren. Ein weiterer Meilenstein war das Modell 1015 von 1946, das zur schönsten und weltweit meistverkauften Musikbox des 20. Jahrhunderts avancierte.

1956 begann die Firma Soda-Maschinen herzustellen, bald folgten auch andere Verkaufsautomaten (Getränke, Zigaretten, Süßigkeiten) und von 1955 bis 1982 produzierte Wurlitzer E-Pianos. 1960 wurde in Hüllhorst/Nordrhein-Westfalen eine deutsche Tochtergesellschaft gegründet (Deutsche Wurlitzer GmbH); 1972 entstand ein zweites Werk in Stemwede-Levern. 1974 stellte Wurlitzer die Produktion der Jukeboxen zunächst ein.

1985 ging die Wurlitzer Jukebox Company in den Besitz der australischen Nelson Group aus Sydney über, die die Produktion in Deutschland konzentrierte, während die Unternehmen in den USA, in Großbritannien und Australien nur noch als Vertriebsgesellschaften fungierten. Der Tabakhändler Arthur Nelson war seit den 1960er Jahren Wurlitzer-Importeur für Australien gewesen.

1986 begann die Deutsche Wurlitzer GmbH neben Verkaufsautomaten wieder mit der Produktion von nostalgischen Jukeboxen sowie ab 1990 auch CD-Jukeboxen. 1988 wurde die Musikinstrumenten-Produktion an die Baldwin Piano and Organ Company verkauft, die seit 2001 zur Gibson Guitar Corporation gehört. 2006 erwarb Gibson auch die Deutsche Wurlitzer GmbH, veräußerte sie aber 2013 an eine Investorengruppe. Zur gleichen Zeit wurde die Produktion der Jukeboxen eingestellt. 2016 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain

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