Markenlexikon

Vittel

Ursprungsland: Frankreich

Wie die Perrier-Quelle im südfranzösischen Vergeze war auch die Quelle Grande Source in dem kleinen lothringischen Ort Vittel schon den alten Römern und Galliern bekannt. Der Name Vittel soll von einem römischen General namens Vitellius abstammen, dem die Quelle damals gehörte. Ob damit der gleichnamige Kurzzeitkaiser Roms gemeint ist oder einer anderer Angehöriger der Vitellier, ist nicht bekannt. Das Wasser der Quelle wurde schon in der Antike zur Heilung aller möglicher Leiden verwendet.

Nachdem der Anwalt Louis Bouloumié in der Gegend der Quelle eine Kur gemacht und dabei festgestellt hatte, dass sich das Wasser wohltuend auf seine Verdauung auswirkte, kaufte er das Land, auf dem die Quelle entspringt, und errichtete dort nach und nach eine Thermalbadanlage. Später entstanden hier auch noch Hotels, Kasinos, Konzertsäle, eine Promenaden-Galerie und ein Kurpark. Die Eröffnung der neuen Eisenbahnstrecke Longes – Vittel – Nancy 1881 ließ die Zahl der Kurgäste stark ansteigen.

1882 gründeten die Brüder Pierre Bouloumié, ein Militärarzt, und Ambroise Bouloumié, ebenfalls wie sein Vater ein Anwalt, die Société Générale des Eaux Minérales de Vittel. Damit die Kurgäste ihre Kur zuhause fortsetzen konnten, begann die Firma 1898 damit, das Wasser in Glasflaschen abzufüllen. In den folgenden Jahrzehnten geriet die medizinische Anwendung des Mineralwassers zunehmend in den Hintergrund. Es wurde nun vorwiegend als ganz normales Erfrischungsgetränk verwendet. Da der Verkauf immer mehr anstieg, errichtete Jean Bouloumiés, der Sohn von Ambroise, 1929 eine neue moderne Abfüllanlage.

1968 füllte Vittel für die Fluggesellschaft Air France sein Mineralwasser als erster Hersteller in Plastikflaschen ab. Die anderen sollten schon bald folgen. Im gleichen Jahr beteiligte sich der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé an der Société Générale des Eaux Minérales de Vittel. Später erwarb Nestlé noch weitere Wasserproduzenten (1974 Blaue Quellen, 1992 Perrier/Volvic, 1998 S.Pellegrino). 1990 erwarb Nestlé auch die restlichen Vittel-Anteile. Zur gleichen Zeit wurde in Vittel in einer tieferen Schicht eine zweite Quelle erschlossen (Bonne Source).

Nestlé steht seit Jahren in der Kritik, den Vittel-Quellen zuviel Wasser zu entziehen. Dadurch sank der Grundwasserspiegel seit 1990 jährlich um etwa dreißig Zentimeter. Zusammen mit einer Molkerei entnimmt Nestlé nahezu die Hälfte des Wassers von Vittel. Die Thermen in Vittel wurden 2001 verkauft; sie gehören seit 2008 der Gemeinde Vittel.

Text: Toralf Czartowski