Markenlexikon

Vertigo

Ursprungsland: Großbritannien

Ab Mitte der 1960er Jahre experimentierten Rock- und Pop-Musiker vermehrt mit verschiedenen Musikstilen, Genres (Pop, Rock, Blues, Jazz, Klassik, Rock ’n’ Roll) und teilweise auch mit neuen oder bisher in der populären Musik nicht verwendeten Instrumenten (z.B. Synthesizer, Querflöte). Zu den typischen Vertretern dieses neuen Progressive-Rock-Genres gehörten u.a. The Moody Blues, The Nice, Procol Harum, King Crimson, Emerson, Lake & Palmer, Yes, Genesis, Jethro Tull, Gentle Giant oder Pink Floyd. Da sich diese Musik schon aufgrund ihrer teilweisen Überlänge nur schlecht über herkömmliche Kanäle vermarkten ließ (Radio, TV, Hitparaden), riefen die Plattenfirmen eigene Sublabels ins Leben, die diese Bands besser betreuen und vermarkten konnten. Die Decca Record Company machte 1966 mit Deram (Procol Harum, Moody Blues, David Bowie, The Move, Ten Years After) den Anfang, 1969 folgten EMI mit Harvest Records (Pink Floyd, Deep Purple, Barclay James Harvest, Kevin Ayers) und die erst kurz zuvor gegründete Philips-/Siemens-Tochter Phonogram (ab 1972 Teil der PolyGram-Gruppe) mit Vertigo.

Vertigo bedeutet auf Latein »Umdrehung« und »Schwindel«. Das berühmte Spiral-Logo, das im drehenden Zustand auf einem Plattenlabel tatsächlich Schwindelgefühle auslösen konnte, ließen sich der Vertigo-Initiator Olav Wyper (damals Chef von Phonogram London) sowie die hauseigenen Designer Linda Glover und Mike Stanford einfallen. Wyper stand an einem verregneten, nebeligen Tag mit seinem Auto im Stau und malte währenddessen mit seinen Fingern einen immer größer werdenden Kreis, wie eine Spirale, in die beschlagene Scheibe, um in ein Schaufenter auf der gegenüberliegenden Straßenseite schauen zu können.

Vertigo
Vertigo

Die ersten Musiker, die Vertigo unter Vertrag nahm, waren u.a. die Jazz-Rockband Colloseum, die Heavy-Metal-Vorreiter Black Sabbath, die deutsche Elektropop-Band Kraftwerk, die griechische Rockband Aphrodite's Child (mit dem Keyboarder und Komponisten Vangelis und dem späteren Schlagersänger Demis Roussos), die britsche Rockband Status Quo und Manfred Mann's Earth Band, ebenfalls aus Großbritannien. In einigen Ländern wurden aufgrund von Vertriebsabkommen auch die Platten anderer Künstler, die nicht bei Philips/Phongram unter Vertrag standen, von Vertigo vermarktet: u.a. Uriah Heep (Bronze Records), Nazareth (Charisma Records/Mooncrest Records), Genesis (Charisma Records), ABC (Neutron Records, Mercury Records), Thin Lizzy (Decca, Mercury), Kiss (Casablanca/PolyGram/Mercury), Rush (Anthem, Mercury), Warlock (Mausoleum), Bon Jovi (PolyGram/Mercury) und Metallica (Warner/Elektra).

Zum größten Erfolg für Vertigo entwickelte sich die britische Band Dire Straits, deren Alben sich weltweit millionenfach verkauften. Weitere Vertigo-Bands/Musiker waren u.a. Soft Cell, Yello, Mark Knopfler (Frontmann der Dire Straits), Def Leppard, Graham Parker, Thin Lizzy und Unheilig.

Seit dem Zusammenschluss der PolyGram-Gruppe (A&M, Deutsche Grammophon, Decca London, Island, Mercury, Motown, Philips Classics, Phonogram, Polar, Polydor, PolyStar, Vertigo, Verve) und der Universal Music Group (Decca Records USA, Geffen Records, GRP Records, MCA Records) im Jahr 1998 gehört das Label Vertigo zur Universal Music Group. Zuvor war es hauptsächlich von der Phonogram Ltd. London (ab 1995 Mercury Records Ltd.) verwendet worden.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain

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