Markenlexikon

Trigema

Ursprungsland: Deutschland

Die Brüder Josef und Eugen Mayer erwarben 1919 eine stillgelegte Fabrik in Burladingen auf der Schwäbischen Alb, wo sie die Mechanische Trikotwarenfabrik Gebr. Mayer gründeten. Schon drei Jahre später gingen die Brüder wieder getrennte Wege und Josef Mayer führte die Firma alleine weiter. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges baute er das Unternehmen zu einem Großbetrieb mit achthundert Angestellten und mehreren Zweigwerken aus (Ringingen, Steinhilben, Trochtelfingen, Hechingen, Rangendingen). Wie auch andere Textilunternehmer, etwa Hugo Boss, arrangierte sich Mayer mit den Nationalsozialisten (1937 Eintritt in die NSDAP, 1939 Arisierung der Trikotweberei Hermann Levy, Beschäftigung von Kriegsgefangenen), was ihm lukrative Aufträge von der NSDAP und der Wehrmacht einbrachte.

Nach dem Ende des Krieges wurden die gesamten Maschinen des Unternehmens beschlagnahmt. Trotzdem konnte die Produktion von Unterwäsche schon bald wieder aufgenommen werden und Anfang der 1950er Jahre beschäftigte die Fabrik bereits über neunhundert Mitarbeiber.

Nach dem Tod des Gründers 1956 übernahmen dessen Schwiegersöhne Dr. jur. Franz Xaver Grupp (1905 – 2003), ein Rechtsanwalt, der bereits 1939 in die Firma eingetreten war, und der Arzt Dr. med. Engelbert Graf, der seit 1948 im Familienunternehmen arbeitete, die Geschäftsführung. Mitte der 1960er Jahre, als der Unterwäschemarkt stagnierte, brachte die Trikotwarenfabrik hochwertige Damenoberbekleidung auf den Markt, 1967 folgte eine Tennis-Kollektion, die von dem Tennisstar Wilhelm Bungert beworben wurde (Trigema Original-Bungert-Dress). Der Markenname Trigema ist ein Akronym aus dem Firmennamen Mechanische TRIkotwarenfabriken GEbr. Mayer.

Franz Grupps Sohn Wolfgang (* 1942), ein Betriebswirt, der 1969 die Geschäftsführung übernahm, konzentrierte sich in den nächsten Jahren auf T-Shirts, die damals im Zuge der Hippie-Bewegung gerade groß in Mode kamen, und auf Tennis-Bekleidung. Anfangs wollte er die T-Shirts in Hongkong produzieren lassen. Nur weil die Lieferzeiten zu lang waren, blieb er in Deutschland. Seinen ersten Großauftrag – dreißigtausend T-Shirts – erhielt er von C&A. 1975 schaffte Trigema den Aufstieg zum größten deutschen Hersteller von T-Shirts, Sweatshirts und Tennisbekleidung. Im gleichen Jahr hatte Wolfgang Grupp sämtliche Bankschulden, die noch von seinem Vater angehäuft worden waren, zurückgezahlt. Das Unternehmen war damit erstmals vollkommen schuldenfrei.

Wolfgang Grupp erwies sich als begnadeter Selbstvermarkter, der nicht nur regelmäßig in den eigenen Fernsehwerbespots auftrat (direkt vor der Tagesschau), sondern auch in zahlreichen Talkshows, wo er seine Meinung zu den unterschiedlichsten Themen mit bisweilen recht markigen Sprüchen kundtat. Natürlich immer mit ein bisschen kostenloser Werbung für seine eigenes Unternehmen garniert.

Kurzarbeit oder betriebsbedingte Kündigungen hat es bei Trigema schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Einen Tarifvertrag allerdings auch nicht. Alle Mitarbeiter sind fest angestellt und ihren Kindern wird auf Wunsch ein Ausbildungs- und Arbeitsplatz angeboten. Dass Trigema als eines der wenigen Textilunternehmen bis heute ausschließlich in Deutschland produzieren kann, hat vor allem einen Grund: das Unternehmen gehört vollständig der Grupp-Familie. Es gibt keine fremden Gesellschafter oder Aktionäre, die immer mehr Wachstum und Vermehrung ihres Geldes fordern. Natürlich könnte die Familie mehr verdienen, wenn sie in Billiglohnländern produzieren lassen würde. Sie kann von den Erträgen des Unternehmens aber anscheinend auch so recht gut leben.

Die Produkte (Fahrradbekleidung, Freizeitanzüge, Funktionswäsche, Hosen, Jacken, Jogginghosen, Kleider, Nachtwäsche, Poloshirts, Pullover, Röcke, Sweatshirts, Tennisbekleidung, Trägershirts, T-Shirts, Unterwäsche, Westen) werden in den drei Werken Burladingen, Altshausen und Rangendingen von rund 1200 Angestellten produziert (Stand 2022). Verkauft werden sie in zahlreichen firmeneigenen Geschäften (das erste eröffnete 1987 in Missen/Allgäu), außerdem im Internet (der Trigema Online-Shop ging 2004 ans Netz) und im stationären Einzelhandel.

Ende 2023 übergab Wolfgang Grupp das Unternehmen an seine Frau Elisabeth sowie die gemeinsamen Kinder Wolfgang jun. und Bonita.

Text: Toralf Czartowski