Markenlexikon

Thomson

Ursprungsland: Frankreich

Der englische Elektroingenieur Elihu Thomson (1853 – 1937; u.a. 700 Patente; Erfinder des Widerstandspunktschweißen) gründete 1879 mit seinem früheren Lehrer Edwin James Houston (1847 – 1914), einem Physikprofessor, in New Britain/Connecticut die American Electric Company. 1883 wurde das Unternehmen in Thomson-Houston Electric Company umbenannt. Thomson-Houston entwickelte sich neben Edison General Electric und Westinghouse Electric zu einem führenden amerikanischen Elektrokonzern. Alle drei Unternehmen waren in den sogenannten »Stromkrieg« verwickelt, den Thomas Edison, ein Verfechter der Gleichstromtechnik, gegen seine beiden Konkurrenten entfesselt hatte, die die Wechselstromtechnik favorisierten. Auf Druck der Banken und gegen den Willen Edisons schlossen sich Thomson-Houston und die Edison General Electric Company 1892 zur General Electric Company (GE) zusammen. Kurz darauf verkaufte Edison seinen Aktienanteil, um sich neuen Erfindungen widmen zu können.

Ein Jahr nach der Fusion entstand unter dem Namen Compagnie Française Thomson-Houston in Paris eine Tochtergesellschaft, die sich mit dem Bau von Elektroanlagen, elektrischen Haushaltsgeräten, Radiogeräten, Telefonanlagen, Glühlampen, Radiosendeanlagen und Fernsehgeräten beschäftigte. Seit 1953 bestand jedoch keine Verbindung mehr zur General Electric Company (GE).

1928 gründeten die Société Alsacienne de Constructions Méchaniques (SACM) und die Compagnie Française Thomson-Houston das Jointventure Société Générale de Constructions Electriques et Mechaniques Alsthom (ALSacienne + THOMson). Das neue Unternehmen übernahm die Produktion der elektrischen Grubenlokomotiven, die Thomson-Houston bereits seit 1899 hergestellt hatte. Dampflokomotiven und später auch Dieselloks wurden weiterhin von der SACM gefertigt. 1945 ging Alsthom vollständig in den Besitz von Thomson-Houston über. 1969 verkaufte Thomson-Houston Alsthom an den Elektrokonzern Compagnie Générale d'Electricité (CGE).

1958 erwarb Thomson-Houston die Radio- und Fernsehgeräte-Sparte von EMI (Pathé-Marconi). Den Markennamen Pathé-Marconi verwendete Thomson zusammen mit dem His-Master's-Voice-Logo von EMI noch bis in die 1980er Jahre hinein unter Lizenz.

Nach dem Zusammenschluss mit dem Militärtechnikhersteller Hotchkiss-Brandt (1966) und dem 1918 gegründeten Elektronikunternehmen CSF (Compagnie Générale de Télégraphie Sans Fil), 1968, etablierten sich Thomson-Houston (ab 1972 Thomson-Brandt) und Thomson-CSF vor allem als Hersteller von Defence-Elektronik. Thomson-Brandt blieb aber auch weiterhin der Unterhaltungselektronik treu.

Hotchkiss geht auf den amerikanischen Waffenkonstrukteur Benjamin Berkeley Hotchkiss (1826 – 1885) zurück, dessen 1867 in Paris gegründete Firma im Laufe der Jahrzehnte Geschütze, Artillerieausrüstungen, Kanonen, Maschinengewehre, Munition, Panzer, Automobile, Lastwagen, Traktoren und Geländewagen (Jeep-Lizenz) baute. 1956 wurde Hotchkiss von dem Waffen- und Haushaltsgerätehersteller Brandt aus La Ferté-Saint-Aubin übernommen. Dieses Unternehmen war 1902 von Edgar William Brandt (1880 – 1960) gegründet worden.

1971 entstand mit RCA (USA) das Jointventure Videocolor zur Produktion von Bildröhren, daneben erwarb Thomson zahlreiche Unternehmen aus dem Bereich Unterhaltungselektronik und Hausgeräte: 1978 Nordmende, 1980 Saba, 1982 Dual, 1983 Telefunken, 1987 die Konsumgütersparte von General Electric mit den Marken GE und RCA und 1987 Ferguson (von Thorn-EMI). 1982 rief Thomson-Brandt eine Halbleitersparte ins Leben (Thomson Semiconducteurs).

1981 kam es zum vollständigen Zusammenschluss von Thomson-Brandt und Thomson-CSF. Ein Jahr später wurde das Unternehmen verstaatlicht und anschließend in Thomson S.A. umbenannt. In den nächsten Jahren verkaufte Thomson diverse Geschäftsfelder: u.a. 1983 Thomson Télécommunications an CGE/CIT-Alcatel, 1987 Thomson Medical Imaging an GE, 1996/1997 SGS-Thomson (war 1987 aus der Fusion von Thomson Semiconducteurs und SGS Microelettronica entstanden). Ab Ende der 1990er Jahre fokussierte der Konzern seine Aktivitäten ganz auf die Unterhaltungselektronik; dieser Bereich firmierte ab 1988 als Thomson Consumer Electronics und ab 1995 als Thomson Multimedia.

Thomson-CSF wurde 1998 aus dem Konzern ausgegliedert und anschließend mit den Defence-Electronics-Sparten von Alcatel und Dassault (Dassault Électronique) zusammengeschlossen. Aus dem Satellitengeschäft von Aérospatiale, Alcatel und Thomson-CSF entstand Alcatel Space (später Thales Alenia Space). Die Hauptanteilseigner von Thomson-CSF waren zu dieser Zeit der französische Staat sowie Alcatel und Dassault. Nachdem Thomson-CSF im Jahr 2000 den britischen Verteidigungskonzern Racal Electronics übernommen hatte, benannte sich das Unternehmen in Thales S.A. um (nach dem griechischen Philosophen Thales von Milet).

2001/2002 erwarb Thomson die US-Unternehmen Technicolor und Grass Valley, die Geräte und Technologien für die Film- und TV-Industrie entwickelten. Von 2000 bis 2003 wurde Thomson wieder reprivatisiert. 2004 gründeten TCL (China) und Thomson das Jointventure TTE (TCL Thomson Electronics), das jedoch schon 2007 wieder aufgelöst wurde. Zur gleichen Zeit gab Thomson auch das Consumer-Electronics-Geschäft (Audio, Video, Accessories) auf. Der chinesische TCL-Konzern verwendete die Marken Thomson (Europa) und RCA (Nordamerika) noch einige Zeit unter Lizenz zur Vermarktung von Fernsehgeräten, HiFi-Geräten, Audio-Video-Ausrüstungen, Videoüberwachungssystemen und Computern. 2010 benannte sich die Thomson S.A. in Technicolor S.A. um. Grass Valley wurde 2011 an neue Eigentümer verkauft. 2022 veräußerte Technicolor die Marken Ferguson, Nordmende, Proscan, RCA, Saba, Thomson, Victor und Victrola an die Talisman Brands Inc. (d/b/a Established) aus Houston/Texas.

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