Markenlexikon
Joseph Stephen Cullinan (1860 – 1937), ein ehemaliger Angestellter von Rockefellers Standard Oil Company, der in Texas seit Jahren vergeblich nach Öl gebohrt hatte, gründete im März 1901 in Corsicana/Texas die Texas Fuel Company, ein Unternehmen, das sich mit der Lagerung und dem Transport von Erdöl beschäftigte. 1902 rief Cullinan aus rechtlichen und finanziellen Gründen in Beaumont/Texas eine neue Gesellschaft mit dem Namen The Texas Company ins Leben, die die Vorgängergesellschaft übernahm. Im gleichen Jahr erwarb Cullinan in der Nähe von Beaumont ein Stück Land, auf dem 1903 größere Ölvorkommen entdeckt wurden, sodass seine Firma nun auch über eigenes Öl verfügte. Kurz darauf führte man den Markenamen Texaco und das noch heute gebräuchliche Stern-Logo ein (von 1963 bis 1981 benutzte die Firma ein anderes Logo in Form eines Hexagons).
Texaco wuchs schnell zu einem der großen US-Ölkonzerne heran, kaum kleiner als die Standard Oil Company (Exxon, Esso). Bereits 1910 expandierte Texaco mit Vertriebsgesellschaften nach Europa, 1917 eröffnete in Houston/Texas die erste eigene Tankstelle, nach der Übernahme der California Petroleum Corporation (1928) verkaufte der Konzern als erste Ölgesellschaft seine Produkte in allen US-Bundesstaaten und 1931 übernahm Texaco die Indian Refining Company, der auch die seit 1904 existierende Schmierölmarke Havoline gehörte. Havoline geht auf die 1901 von John F. Havemeyer gegründete Havemeyer Oil Company aus Yonkers/New York zurück.
1936 beteiligte sich Texaco an der California Arabian Standard Oil Company (ab 1944 ARAMCO Arabian American Oil Company), die die Standard Oil Company of California (SOCAL) 1933 zur Ölsuche und-förderung in Saudi-Arabien gegründet hatte. 1938 entdeckte ARAMCO schließlich in der Nähe des kleinen Fischerdorfs Dammam Öl. Damit begann der Aufstieg Saudi-Arabiens zum führenden Erdölproduzenten der Welt (ARAMCO wurde von 1973 bis 1980 verstaatlicht). Zur gemeinsamen Ölförderung und Produktvermarktung außerhalb Nordamerikas gründeten Texaco und SOCAL 1936 in New York die California Texas Oil Company (Caltex). In Europa löste man diese Verbindung 1967 auf; SOCAL und Texaco traten nun wieder unter ihren eigenen Namen auf. In Asien, Teilen Afrikas, Australien und Neuseeland blieb das Jointventure aber bestehen. 1966 expandierte der Konzern, der seit 1959 als Texaco Inc. firmierte, mit dem Erwerb der Deutschen Erdöl AG (DEA) nach Deutschland; 1970 wurde die DEA in Deutsche Texaco AG umbenannt.
1984 erwarb Texaco die Getty Oil Company, obwohl zwischen Pennzoil und Getty bereits ein mündlicher Kaufvertrag bestand. Daraufhin wurde Texaco 1985 von einem texanischen Gericht verurteilt, die gigantische Schadenersatzsumme von 11,1 Milliarden Dollar an Pennzoil zu zahlen. 1987 legte der Konzern mit einer Bilanzsumme von 39,5 Milliarden Dollar den bis dahin größten Konkurs einer US-Firma hin. Erst 2001 bzw. 2002 wurde dieser Rekord, der sogar im Guinness-Buch der Rekorde vermerkt ist, von Enron (63 Mrd. Dollar) und Worldcom (104 Mrd. Dollar) übertroffen. Das war auch einer der Gründe weshalb Texaco die deutschen und kanadische Aktivitäten 1988/1989 an RWE und Exxon/Imperial Oil verkaufte.
2001 schlossen sich Texaco und die Chevron Corporation (bis 1984 Standard Oil Company of California) zur ChevronTexaco Corporation zusammen (ab 2005 nur noch Chevron Corporation). Chevron wurde nun die Hauptmarke in Nordamerika, Texaco in Lateinamerika, Europa und Westafrika und Caltex in Asien, Australien, Neuseeland und Ostafrika.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain