Markenlexikon

Teldec (Telefunken-Decca)

Ursprungsland: Deutschland

Die Telefunken-Mutterkonzerne AEG und Siemens übernahmen 1932 die insolvente Deutsche Ultraphon AG, die anschließend in die Telegrafie-Tochter Telefunken integriert und in Telefunkenplatte GmbH Berlin umbenannt wurde. Da Telefunken maßgeblich am Aufbau deutscher Rundfunksender beteiligt war und selbst Rundfunkgeräte produzierte, passte diese Kombination recht gut. Die Platten wurden mangels eines eigenen Presswerks zunächst bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft in Hannover gepresst. Während des 2. Weltkriegs bekam Telefunken Zugriff auf die Ultraphon-Niederlassungen und -Presswerke in Paris und Prag, die ursprünglich nicht zur Deutschen Ultraphon gehört hatten, nun aber in den von Deutschland besetzten Gebieten lagen. Telefunken veröffentlichte in dieser Zeit vor allem Unterhaltungsmusik (Swing, Jazz).

Nach dem Ende des Krieges begann Telefunken in einem AEG-Werk in Henningsdorf mit dem Pressen von alten Vorkriegsplatten, deren Pressmatrizen in den letzten Kriegsjahren in einen Bergwerksstollen bei Dresden ausgelagert worden waren. Ab 1947 entstanden auch wieder Neuaufnahmen. 1948 richtete Telefunken in einer ehemaligen Lederfabrik in Nortorf (Schleswig-Holstein) ein Presswerk ein, wo die Platten zunächst mit Hilfe einer Lederpresse produziert wurden.

1950 entstand das Jointventure Telefunken-Decca Schallplatten GmbH Hamburg (Teldec), das sich im Besitz der Telefunken-Muttergesellschaft AEG-Telefunken und der britischen The Decca Record Co. Ltd. befand. Teldec gehörte bis in die 1970er Jahre neben Ariola, Deutsche Grammophon/Polydor und EMI-Electrola zu den führenden deutschen Plattenfirmen.

Teldec veröffentlichte auf den Labels Telefunken und Decca neben deutschsprachigen Musikern (u.a. Caterina Valente, Drafi Deutscher, France Gall, Frank Duval, Gerd Böttcher, Hans Albers, Hildegard Knef, Jürgen Marcus, Lale Andersen, Les Humphries, Lys Assia, Manuela, Peter Maffay, Ted Herold, Ton Steine Scherben, Udo Lindenberg, Vico Torriani) auch die britischen Decca-, Deram- und London-Records-Platten in Deutschland (u.a. Procol Harum, Rolling Stones, Them, Ten Years After, The Moody Blues, The Who, Thin Lizzy). Speziell auf dem Label Decca wurden darüber hinaus zahlreiche klassische Werke veröffentlicht.

Neben den eigenen Produktionen vertrieb Teldec auch eine Zeitlang die Platten der US-Plattenfirmen Capitol Records (1950 – 1956), MCA Records (1965 – 1976), RCA-Victor (1956 – 1977) und Warner Bros. Records (1960 – 1971) in Deutschland, außerdem gab es Vertriebsabkommen mit kleineren Labels wie Amiga (DDR-Plattenfirma), Aquarius, Buddah Records, CNR, GIG Records, Jupiter Records, Magnet Records, Pinnacle, Stiff Records, Yep Records und Zomba/Jive.

Im Zuge der Decca-Übernahme durch PolyGram (1980) und des AEG-Vergleichs (1982 – 1984) verkauften die bisherigen Gesellschafter ihre Teldec-Anteile 1982 an Sara und Jack Diemenstein, die Besitzer der Musikvertrieb AG Zürich, die das Unternehmen in Teldec Schallplatten GmbH umfirmierten. Ab 1988 gehörte Teldec zur US-Plattenfirma Warner Music, die die Firma in Teldec Record Service GmbH umbenannte. Den Teldec-Katalog übernahm das 1990 reaktivierte Warner-/Atlantic-Label EastWest Records. Das Presswerk in Northof, das zuletzt CDs, DVDs und Speicherkarten fertigte, wurde 1997 im Rahmen eines Managment-Buy-Outs verkauft, ging aber 2009 in Insolvenz.

Text: Toralf Czartowski