Markenlexikon

Steyr

Ursprungsland: Österreich

Der Schmied Leopold Werndl (1797 – 1855) fertigte in seiner Werkstatt in Steyr zunächst nur Teile für Gewehre (Gewehrringe, Gewehrläufe, Stutzen, Bajonette). Seine Söhne Josef (1831 – 1889) und Franz bauten das Unternehmen dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem der größten Waffenhersteller Europas aus. Von 1869 bis 1926 firmierte das Unternehmen als Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft, danach als Steyr-Werke. Produziert wurden in Steyr vor allem Gewehre und Pistolen.

Da Österreich-Ungarn nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zu den Verlierern gehörte, durften österreichische Firmen keine Waffen mehr herstellen. Steyr konzentrierte sich nun auf die Fertigung von Traktoren (wurden bereits seit 1915 gebaut), Motoren (ab 1916 hatte Steyr Flugmotoren produziert), Automobile (ab 1920), Lastwagen (ab 1921) und Busse (ab 1921). 1927 erwarb Steyr den Fahrradhersteller Styria-Dürkopp-Werke.

Wegen der Weltwirtschaftskrise kooperierten die Steyr-Werke ab 1930 mit Austro Daimler Puch. 1934 schlossen sich beide Unternehmen ganz zusammen (Steyr-Daimler-Puch). Das Werk in Wiener Neustadt (Austro Daimler) wurde daraufhin aufgegeben und die Produktion nach Steyr (Steyr-Werke) und Graz (Puch-Werke) verlagert.

Austro Daimler Puch war 1928 durch den Zusammenschluss der Österreichischen Daimler Motoren AG aus Wiener Neustadt (Austro Daimler), der Österreichischen Automobil Fabriks AG aus Wien (ÖAF; vormals Austro Fiat), der Oesterreichischen Flugzeugfabrik AG aus Wiener Neustadt (Oefag) und der Puch-Werke AG aus Graz entstanden.

In den 1930er Jahren nahm Steyr-Daimler-Puch die Waffenproduktion wieder auf – zunächst als Tochtergesellschaft des deutschen Waffenkonzerns Rheinmetall und nachdem die Deutschen 1938 in Österreich eingefallen waren, als Teil der Herrmann-Göring-Werke. In dieser Zeit enstanden in Steyr auch die beiden Stromlinienfahrzeuge Steyr 100/200 (1935 – 1940) und Steyr 50/55 (1936 – 1940). Besonders der zweitürige 50/55, der auch Steyr-Baby genannt wurde, verkaufte sich aufgrund seines moderaten Preises sehr gut (13.000 Exemplare).

Steyr
Steyr

1945 wiederholte sich die Geschichte noch einmal: Fahrräder, Motorräder, dann Pkws und Lastwagen und ab 1950 wieder Waffen. Im Vordergrund standen nun allerdings Lastwagen, Busse und Geländefahrzeuge, die in viele Länder der Welt exportiert wurden, u.a. die Geländewagen Haflinger (1959 – 1974), Pinzgauer (1971 – 2000; das Fahrzeug wird seit 2008 von BAE Systems in Benoni/Südafrika produziert) und Puch G/Mercedes-Benz G, der gemeinsam mit Daimler-Benz entwickelt und seit 1979 bei Puch in Graz gebaut wird. Bei den Pkws beschränkte man sich auf Fiat-Nachbauten (1957 – 1974 Steyr-Puch 500/650/700, 1973 – 1975 Steyr-Puch 126).

1959 übernahm Steyr-Daimler-Puch die österreichische Niederlassung des Schweizer Nutzfahrzeugherstellers Saurer in Wien-Simmering; dort wurden noch bis 1970 Lastwagen, Schützenpanzer und Omnibusse gefertigt.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begann die schrittweise Auflösung von Steyr-Daimler-Puch. Die Fahrrad- und Motorradproduktion (Puch) wurde 1987 an die italienische Firma Piaggio (Vespa) verkauft, die Steyr-Nutzfahrzeugproduktion 1990 an den deutschen MAN-Konzern, die Fertigung der Busse 1990/1996 an den schwedischen Volvo-Konzern (Volvo stellte die Bus-Produktion in Österreich 1999 ein) und die Steyr Landmaschinentechnik in St. Valentin 1996 an den US-Bau- und Landmaschinenkonzern Case (seit 1999 CNH Case-New Holland). Die Steyr-Firmen, die die Schützenpanzer und Handfeuerwaffen herstellten, wurden 1991 verselbstständigt. Die Fahrzeugtechnik in Graz (Fahrzeugteile und Fahrzeuge für Fremdfirmen, u.a. den Mercedes G) gehört seit 1998 dem kanadischen Fahrzeugzulieferer Magna International (Magna-Steyr).

Die Marke Steyr wird heute noch von CNH für Traktoren aus dem Werk St. Valentin und von Steyr Arms (Kleinraming bei Steyr) für Jagd-, Sport- und Militärwaffen verwendet. Das Nutzfahrzeugwerk in Steyr wurde 2021 von MAN an einen österreichischen Manager verkauft (Steyr Automotive).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain