Markenlexikon

Stetson

Ursprungsland: USA

John Batterson Stetson (1830 – 1906) entstammte einer Familie von Hutmachern. Er selbst erlernte ebenfalls diesen Beruf. Als er jedoch an Tuberkulose erkrankte und sein Arzt ihm ein baldiges Ende prophezeite, ging er als Goldsucher nach Colorado, da er befürchtete, dass ihm nicht mehr genug Zeit bliebe, den wilden Westen mit eigenen Augen zu sehen. Die Leute dort trugen allerlei Hüte und Mützen, die sich aufgrund ihrer Materialien nicht besonders gut für den rauen Westen eigneten. Bereits in Colorado fertige er sich daher einen spezielle Hut aus Biberfilz, der leicht, robust, formbeständig und wasserabweisend war. Dieses Modell sollte bald darauf Vorbild für eine neue Art von Hüten werden.

Nach seiner Rückkehr an die Ostküste gründete er 1865 in Philadelphia die John B. Stetson Hat Company, die erstmals den typischen Stetson-Western-Hut auf den Markt brachte. Das heißt nicht, dass es vorher keine Cowboy-Hüte gegeben hätte. Ursprünglich stammte diese Hutform aus Spanien und Lateinamerika, wo sie von den Rinderhirten getragen wurde. Die Stetson-Hüte, die auch »Hat of the west« oder »Boss of the plains« genannt wurden, waren jedoch was Qualität, Aussehen und Passform anbetraf einzigartig. Die breite Hutkrempe, die wie eine Wasserrinne wirkte, schützte den Träger vor Regenwasser oder der heißen Sonne und selbst bei Sturm verformte sich der Hut nicht mehr. Als Material wurde das Unterhaar von Biberfellen verwendet, das leicht, wasserabweisend und durch eine spezielle Bearbeitung auch formbeständig ist, warm hält und eine seidige Oberfläche hat. Allerdings waren die Stetson-Hüte aufgrund des hochwertigen Materials auch recht teuer und stellten für Cowboys eine hohe Investition dar.

Unzählige Hollywood-Western, aber auch Country-Sänger machten diesen Hut später nicht nur in Nordamerika, sondern auch in anderen Teilen der Welt bekannt. Der Name Stetson wurde im Laufe der Zeit zu einem Synonym für Cowboy-Hüte, obwohl das Unternehmen auch zahlreiche andere Hutmodelle für Damen und Herren herstellte und es zig weitere Firmen gab, die derartige Hüte im Programm hatten.

In den 1950er Jahren ließ der Boom der Hüte allmählich nach, was daran lag, dass die Menschen nun in flacheren Autos fuhren, wo große Hüte eher störten, an einem sportlich-ungezwungenen Lebensstil, der in dieser Zeit aufkam, aber auch an neuen Frisuren, die sich mit Kopfbedeckungen nicht vertrugen. Der junge dynamische John F. Kennedy legte 1961 seinen Amtseid als erster US-Präsident ohne Hut ab und auch später trug er keine Kopfbedeckung. Sein Vizepräsident Lyndon B. Johnson ließ sich zumindest privat noch ganz gerne mit einem Cowboy-Hut sehen. Ende der 1960er Jahre galt der Hut in Nordamerika und Europa als hoffnungslos altmodisch – die Cowboys in Texas und anderen landwirtschaftlich geprägten US-Bundesstaaten einmal ausgenommen. Aber nur von Cowboys konnte ein Unternehmen wie Stetson, dessen Werk in Philadelphia einst die größte Fabrik der Welt war, nicht leben. Die sich ändernde Mode führte bei Stetson zu einem starken Umsatzrückgang.

Stetson
Stetson

In den 1960er Jahren verkauften die Stetson-Erben große Teile der Firmenaktien an Ramco Enterprises (Ira Guilden, Phillip A. Roth). Stetsons Präsident Phillip A. Roth sah sich 1970 schließlich dazu gezwungen, die Fabrik in Philadelphia zu schließlich. Dafür vergab er Produktionslizenzen an verschiedene andere Hersteller. Die Produktionsanlagen aus Philadelphia wurden an die Stevens Hat Manufacturing Company aus St. Joseph/Missouri verkauft, die die Produktion der Stetson-Hüte unter Lizenz fortsetzte. Die Kayser Roth Corporation produzierte seit 1969 auch Stetson-Schuhe. Von 1974 bis 1987 betrieb Stetson wieder ein eigenes Werk in Danbury/Connecticut.

1983 wurde die John B. Stetson Hat Company von Stevens Hat übernommen und in John B. Stetson Hat Division umfirmiert. 1986 musste Stevens/Stetson jedoch Insolvenz anmelden. Neuer Eigentümer wurde daraufhin Hat Brands (ADJ Caps, Adam, Miller Bros. Hats, Resistol Hats, Texas). 1992 verkaufte Irving Joel, der Gründer und Eigentümer von Hat Brands, sein Unternehmen an die Private-Equity-Firma Hicks, Muse & Company (New York), die es unter dem Namen Hatco neu organisierte. 1996 wurde Hatco in Arena Brands umbenannt – mit den drei Abteilungen Hatco Division Garland/Texas (Charlie One Horse, Resistol, Stetson), Imperial Headwear Denver/Colorado (ADJ Caps, Corsicana, Imperial Hats) und Montana Silversmith. 1998 kam noch die Lucchese Boot Company dazu. Die Produktion der Stetson-Hüte verlegte man 2004 von St. Joseph/Missouri nach Garland/Texas, wo seit 1938 auch die Resistol-Hüte gefertigt werden. 2009 wurde RHE Hatco, wie das Unternehmen damals hieß, von der Pro Equine Group (Deerfield/Illinois) übernommen.

Unter dem Label Stetson werden auch zahlreiche weitere Produkte vermarktet, die jedoch von anderen Unternehmen in Lizenz gefertigt werden (u.a. Bekleidung, Brillen, Gürtel, Handschuhe, Möbel, Mützen, Parfums, Reitzubehör, Schals, Schmuck, Schuhe, Whisky).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain