Markenlexikon

SodaStream

Ursprungsland: Großbritannien
Ursprungsland: Israel

Die ersten Geräte, die Wasser künstlich mit Kohlendioxid versetzen konnten, entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts. 1903 entwickelte Guy Hugh Gilbey von der Londoner Gin-Brennerei W & A Gilbey Ltd. einen »Apparatus for aerating liquids«, den er zunächst nur privat verwendete. So konnte er seinen Gästen zu ihrem Gin ein kohlensäurehaltiges Getränk anbieten. Bald darauf wurden die noch ziemlich großen SodaStream-Geräte an die Gastronomie und an die butlergeführten Haushalte der britischen Oberschicht verkauft. Auch im Buckingham-Palast standen Gilbeys Geräte. 1920 kamen die ersten Sirup-Konzentrate auf den Markt (Cherry Ciderette, Sarsaparilla). 1955 entwickelte Gilbey die ersten SodaStream-Geräte für private Haushalte. Inzwischen gab es bereits vierzehn verschiedene Sirupvarianten, mit dem das Sodawasser geschmacklich verfeinert werden konnte.

1971 wurde SodaStream von dem britischen Wasch- und Reinigungsmittelhersteller Reckitt & Coleman übernommen, der den Firmensitz nach Peterborough/England verlegte. In dieser Zeit wurden die Geräte von dem britischen Küchenmaschinenhersteller Kenwood Limited vermarktet (nicht zu verwechseln mit dem japanischen Unterhaltungselektronik-Hersteller Kenwood). In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren setzten sich die Heimsprudler in vielen Ländern der Welt allmählich durch, wovon SodaStream stark profitierte. Der wachsende Erfolg führte dazu, dass sich der britische Süßwaren- und Getränkekonzerns Cadbury-Schweppes für SodaStream zu interessieren begann. 1985 kam es schließlich zu Übernahme. Der Hersteller von Cadbury-Schokolade und Schweppes Tonic Water brachte die SodaStream-Geräte nun in vielen weiteren Ländern in den Handel.

1991 begann der Engländer Peter Wiseburgh, der von 1978 bis 1991 die SodaStream-Geräte in Israel vertrieben hatte, mit seiner neuen Firma Soda-Club eigene Wassersprudler in Israel zu entwickeln. Soda-Club exportierte seine Geräte bald darauf auch in andere Länder, u.a. nach Deutschland, die Schweiz und Südafrika. 1998 erwarb Soda-Club schließlich die SodaStream Ltd. Gerade erst ein Jahr zuvor hatte Cadbury-Schweppes diesen Geschäftsbereich im Rahmen eines MBO (Management Buyout) verselbstständigt. Das Geschäft mit den Heimsprudlern lief in den späten 1990er Jahren in Großbritannien nicht mehr so gut, was auch daran lag, dass die Supermarktketten ihre eigenen Getränkemarken sehr billig verkauften, sodass der finanzielle Vorteil der privaten Getränkeherstellung wegfiel.

SodaStream
SodaStream

2003 schloss Soda-Club das Werk in Peterborough und verlagerte die Produktion in die eigene Fabrik im Mishor Adumim Industrial Park in Maʽale Adumim im Westjordanland. 2010 ging die SodaStream International Ltd., die sich seit 2007 im Besitz der israelische Private-Equity-Firma Fortissimo Capital befand, an die Technologiebörse NASDAQ. Zur gleichen Zeit verschwand auch der Name Soda-Club. Bereits 2012 kamen Gerüchte auf, dass der US-Getränke- und Snackkonzern PepsiCo Inc. (Frito-Lay, Gatorade, Mirinda, Pepsi-Cola, Quaker Oats, Tropicana, 7-Up) SodaStream übernehmen wolle, was den Aktienwert der SodStream-Aktie kurzzeitig in die Höhe trieb. 2018/2019 kam es dann tatsächlich zur Übernahme durch PepsiCo. Im Zuge der Nachhaltigkeitswelle konnte SodaStream den Absatz seiner Geräte ab Mitte der 2010er Jahren wieder enorm steigern.

Die SodaStream International Ltd. mit Sitz in Kfar Saba (etwa 15 Kilometer nordöstlich von Tel Aviv) betreibt zwei Produktionsstätten in Israel: die Geräte werden in einem Werk im Idan HaNegev Industrial Park zwischen Lehavim and Rahat rund 15 Kilometer nördlich von Beersheba (seit 2015) produziert, die Sirupe und -Aromen in Aschkelon (seit 2011). Weitere Werk exisitierten im Alon Tavor Industrial Park bei Afula (2011 – 2015) und im Mishor Adumim Industrial Park von Maʽale Adumim im Westjordanland (1991 – 2015). Werke außerhalb Israels befüllen lediglich die Kohlendioxid-Zylinder für bestimmte Märkte.

Das Werk im Westjordanland wurde 2015 nach internationalen Boykottaufrufen von Nichtregierungsorganisationen (BDS Boycott, Divestment and Sanctions, Coalition of Women for Peace, Oxfam, Schalom Achschaw) geschlossen, wodurch rund 500 Palästinenser ihren nach dem israelischem Tarif bezahlten (das Vierfache eines palästinensischen Durchschnittslohns) Job verloren. Grund der Boykottaufrufe gegen SodaStream und andere israelische Produkte war die Besetzung der palästinensischen Gebiete durch Israel seit 1967. Wegen der strengen israelischen Einreisebestimmungen für Palästinenser aus dem Westjordanland konnte lediglich ein kleiner Teil der Entlassenen (74) im neuen Werk im Idan HaNegev Industrial Park weiterbeschäftigt werden. Andere Gründe für die Werksschließung waren auch die Eröffnung des viel größeren Werkes in der Negev-Wüste zur gleichen Zeit und Zollprobleme mit der EU (Waren aus Israel können zollfrei in die EU eingeführt werden, Waren aus dem Westjordanland jedoch nicht).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain