Markenlexikon

Smith & Wesson

Ursprungsland: USA

Walter Hunt (1796 – 1859), der u.a. 1849 auch die heutige Form der Sicherheitsnadel erfand, entwickelte 1848 die hülsenlose Rocket-Ball-Patrone und kurz darauf ein Unterhebelrepetiergewehr, mit dem diese neuartige Munition verschossen werden konnte. Von dem Volition Repeater fertigte der Waffenhersteller G. A. Arrowsmith New York jedoch nur wenige Exemplare, da die Waffe noch nicht ausgereift war. Lewis Jennings, ein Angestellter der Firma, entwickelte diese Waffe gemeinsam mit Horace Smith (1808 – 1893) weiter.

1852 gründete Smith gemeinsam mit Daniel Baird Wesson (1825 – 1906) ein Unternehmen, das aus dem Jennings-Smith-Gewehr das Volcanic-Gewehr sowie die Volcanic-Pistolen entwickelte. Dabei handelte es sich um Unterhebelrepetierer mit Kniegelenkverschluss. Smith & Wesson stellten jedoch mit Ausnahme eines Gewehrs für die Patentanmeldung in ihrer Werkstatt in Norwich/Connecticut ausschließlich Volcanic-Pistolen her. Da sich die Waffen jedoch schlecht verkauften, wurde das Unternehmen 1855 von Oliver Winchester und einigen anderen Investoren übernommen und in Volcanic Repeating Arms Company umbenannt. Volcanic erwarb von Smith und Wesson alle Patente der Volcanic-Gewehre, -Pistolen und -Munition. Nachdem Bejamin Tyler Henry und sein Nachfolger Nelson King den Volcanic-Mechanismus verbessert hatten, avancierten die Winchester-Gewehre neben Colts Trommelrevolvern für eine Zeit lang zu den Lieblingswaffen von Sheriffs, Marshalls, Jägern und Banditen.

Smith und Wesson verließen die Volcanic Repeating Arms Company 1856 und gründeten in Springfield/Massachusetts eine neue Firma, die nun Hinterlader-Revolver nach dem Patent von Rollin White, einem früheren Angestellten von Samuel Colt's Waffenfabrik, produzierte. Das Revolver-Patent von Colt war zu diesem Zeitpunkt gerade abgelaufen.

Beim Smith & Wesson Modell No. 1 (ab 1857; Kaliber .22 short) und seinen Nachfolgern No. 1 1/2 (ab 1865; Kaliber .32) sowie No. 2 (ab 1861; Kaliber .32) musste der Revolver zum Laden und Entfernen der Patronen vorne nach oben aufgeklappt und die Trommel von der Achse abgenommen werden. Für Reiter war dies jedoch nur schwer zu machen. Beim großkalibrigen Modell No. 3 (1870 – 1915; Kaliber .44 Henry) konnten hingegen Lauf und Trommel zum Nachladen zusammen abgkippt werden, wobei gleichzeitig die abgeschossenen Hülsen ausgeworfen wurden. Diese Mechanik übernahmen später viele andere Waffenhersteller.

Die ersten drei Modelle hatten ein Single-Action-Abzugssystem, wie man es aus Westernfilmen kennt (Zeigefinger am Abzug, Handkante auf dem Hahn), spätere Modelle verwendeten das Double-Action-System (Spannabzug), bei dem durch das Ziehen des Abzugs der Hahn gespannt wird bis sich der Schuss löst, während sich gleichzeitig die Trommel weiterdreht. Von den Spannabzugsmodellen wurden von 1872 bis 1919 fast eine Million Exemplare hergestellt. Von 1886 bis 1940 gab es auch eine Hammerless-Variante, bei der der Hahn komplett in den Rahmen integriert war (New Departure Safety Model). Das Nachfolgemodell Centennial Model 40 und 42, das von 1952 bis 1974 produziert wurde, hatte eine Ausschwenktrommel.

Smith & Wesson
Smith & Wesson

Der von 1861 bis 1865 andauernde Sezessionskrieg führte dazu, dass die damals existierenden Waffenhersteller wie Browning, Colt, Remington, Smith & Wesson oder Winchester glänzende Geschäfte machten und sich dauerhaft am Markt etablieren konnten. Kunden gab es auch nach dem Ende des Krieges genug: Armee, Nationalgarde, Polizei, Verbrecher und Bürger, die sich gegen die Verbrecher zur Wehr setzen wollten.

Ab 1913 produzierte Smith & Wesson auch halbautomatische Pistolen, u.a. das Modell 39 für die US-Streitkräfte. Einer der am meisten verkauften Revolver von Smith & Wesson ist das Model No. 10 (ab 1899; Kaliber . 38), die Standard-Waffe der amerikanischen Polizei und zeitweise auch der Armee. Über sieben Millionen Exemplare wurden bisher von dieser Waffe hergestellt. Große Verbreitung und Popularität erlangte auch das Modell No. 29 (ab 1955) mit dem Kaliber .44 Magnum – damals eine der leistungsstärksten Faustfeuerwaffen. Clint Eastwood machte diese Waffe in den Dirty-Harry-Filmen von 1971 bis 1988 weltbekannt (»The most powerful handgun in the world«). Das Modell No. 29 wird bis heute im Rahmen der Classic Line gefertigt.

1965 verkauften die Gründererben das Unternehmen an den US-Mischkonzern Bangor Punta (Bekleidung, Boote, Eisenbahngesellschaften, Fördertechnik, Heizungsanlagen, Kleinflugzeuge, Klima- und Kälteanlagen, Maschinenbau, Metallhandel, Wasser- und Abwassertechnik). In den 1970er Jahren nahm Smith & Wesson weitere Produkte wie Holster, Handschellen, Fußfesseln, Fesselketten und Alkoholtestgeräte in sein Portfolio auf.

1984 wurde Bangor Punta von Lear-Siegler gekauft, ebenfalls ein Mischkonzern, der in verschiedenen Bereichen tätig war (Autositze, Avionik, Computer-Terminals, Energieanlagen, Flugzeugbau, Immobilien, Kunststoffe, Möbelteile, Segelboote, Werkzeugmaschinen). Lear-Siegler verkaufte Smith & Wesson 1987 an das britische Unternhemen Tomkins, einen Hersteller von Reißverschlüssen und Schnallen.

In den 1980er und 1990er Jahren gingen die Umsätze von Smith & Wesson stark zurück, einerseits weil europäische Konkurrenten wie Beretta, Glock oder Sig Sauer den US-Markt für sich entdeckten, andererseits durch verschärfte Waffengesetze. 2001 wurde die Saf-T-Hammer Corporation, ein Hersteller von Schusswaffenschlössern und Sicherheitsprodukten Eigentümer von Smith & Wesson.

Smith & Wesson produziert Revolver, Pistolen und seit 2006 auch halbautomatische Gewehre. Daneben gibt es zahlreiche Lizenzprodukte wie Messer, Mützen, Rucksäcke, Shirts, Schuhe, Schutzbrillen, Taschen, Taschenlampen und Uhren, die jedoch von anderen Herstellern gefertigt werden.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain