Markenlexikon

Skype

Ursprungsland: USA

Der Schwede Niklas Zennström (* 1966) und der Däne Janus Friis (* 1976) lernten sich 1996 in der dänischen Niederlassung des schwedischen Telekom-Unternehmens Tele2 kennen, wo beide damals arbeiteten – Zennström als Niederlassungleiter und Friis als Verantwortlicher für die Supportabteilung. Von 2001 bis 2002 betrieben sie kurzzeitig die Internet-Tauschbörse Kazaa, die auf dem Peer-to-Peer-Netzwerkprotokoll FastTrack basierte. Kazaa und FastTrack waren von der estnischen Firma BlueMoon Interactive und dessen Chefprogrammierer Jaan Tallinn (* 1972) entwickelt worden. Kazaa geriet jedoch in den USA und den Niederlanden, wo die Betreiberfirma Consumer Empowerment ansässig war, bald mit der Musik- und Filmindustrie gerichtlich aneinander, sodass Zennström und Friis die Tauschbörse Anfang 2002 an die Firma Sharman Networks (Sitz in Sydney/Australien, registriert in Vanuatu) abgaben. Hinter Sharman Networks steckte die britisch-australische Unternehmerin Nicola Anne (Nikki) Hemming (* 1967), die zuvor bei Virgin Interactive, Grandslam Entertainment, Sega World und Viacom gearbeitet hatte.

Die Idee für den Instant-Messaging-Dienst Skype entstand im Sommer 2002 und auch hier war Jaan Tallinn wieder Chefentwickler. Im August 2003 veröffentlichte das Entwickler-Team (Jaan Tallinn, Ahti Heinla, Priit Kasesalu) die erste Testversion (Beta-Version), die endgültige Version folgte im Juli 2004 (Final Version 1.0 für Windows 2000 und XP). Skype ermöglichte den Nutzern kostenloses, verschlüsseltes und damit weitgehend abhörsicheres Telefonieren über das Internet. Die Möglichkeit mittels Skype auch in herkömmlichen Fest- und Mobilfunknetzen zu telefonieren, gab es anfangs noch nicht.

In den nächsten Jahren wurde Skype ständig um neue Funktionen erweitert, u.a. Anrufbeantworter (2005), Anrufweiterleitung ins Festnetz (2005), Skype-Festnetznummer (2005), Videokonferenzen (2006), SMS (2006), öffentliche Chats (2006), Integration der Outlook-Kontakte (2006), nachträgliche Korrekturen von bereits abgesandten Chat-Nachrichten (2007), Integration in Facebook (2010) oder Senden/Empfangen von Videonachrichten (2013).

Skype war keineswegs das erste Unternehmen, das Internet-Telefonie (IP-Telefonie, Voice over IP) anbot. Bereits 1973 wurden digitale Gespräche im ARPANET, dem Vorgänger des Internet, zwischen zwei Digital-PDP-11-Rechnern per Network Voice Protokoll übertragen. Neu war bei Skype lediglich, dass das nicht offengelegte Protokoll auf der Peer-to-Peer-Technik (P2P) basierte. In einem P2P-Netz sind alle Rechner gleichberechtigt und können Dienste in Anspruch nehmen oder zur Verfügung stellen.

Zennström und Friis gründeten im Juli 2003 mit finanzieller Unterstützung der Draper Investment Company die Skype Technologies S.A. (Luxemburg). Der Name Skype leitet sich von den Wörtern »Sky« (engl. Himmel) und »peer-to-peer« ab. Ursprünglich war als Name Skyper geplant, da diese Domain aber schon vergeben war, ließ man das »r« einfach wegfallen. Bis Ende des Jahres 2003 hatten bereits über 3,3 Millionen Nutzer die Skype-Software heruntergeladen, im Dezember 2004 waren es schon 46,8 Millionen.

Im Oktober 2005 verkauften Zennström und Friis die Skype Technologies S.A. für 3,1 Milliarden US-Dollar an den E-Commerce-Konzern Ebay. Ein Teil davon wurde in Ebay-Aktien bezahlt. Nachdem die erwarteten Synergie-Effekte zwischen Ebay, der damaligen Ebay-Tochter PayPal und Skype nicht in Erfüllung gegangen waren, veräußerte Ebay 65 Prozent der Skype-Anteile 2009 an eine private Investorengruppe. Ein geplanter Börsengang von Skype 2010 wurde nicht realisiert. 2011 entbrannte um Skype ein Bieterwettstreit zwischen Microsoft, Google (wollte Skype bereits 2005 kaufen), Facebook und Cisco, den Microsoft mit einem Kaufpreis von 8,5 Milliarden US-Dollar schließlich für sich entscheiden konnte.

Microsoft ist inzwischen von der ursprünglichen Skype-Architektur (dezentrales Peer-to-Peer-Rechnernetz) abgewichen und verwendet die hauseigene Cloud-Plattform Windows Azure. Skype ist für die meisten gängigen Betriebsysteme verfügbar (u.a. Android, Apple iOS, Blackberry, Linux, Mac OS X, Maemo, PSP, Symbian, Windows, Xbox One), kann aber auch direkt über einen Browser benutzt werden.

Text: Toralf Czartowski