Markenlexikon

Shein

Ursprungsland: Singapur

Der Suchmaschinenoptimierer Chris Xu (eigtl. Xu Yangtian) gründete 2008 in Nanjing (China) mit zwei weiteren Partnern die Firma Nanjing Dianwei Information Technology. die allerlei Produkte über das Internet verkaufte. Nachdem Xu seine beiden Partner Wang Xiaohu und Li Peng aus der gemeinsamen Firma hinausgeworfen hatte, indem er die Kontrolle über die Firmenkonten übernahm und sich einfach nicht mehr meldete, rief er 2011 die Webseite SheInside.com ins Leben, die zunächst Hochzeitskleider verkaufte. Bald darauf wurde das Sortiment auf Damenmode ausgeweitet. Zu dieser Zeit kaufte SheInside die Produkte noch auf dem Großmarkt von Kanton (Guangzhou).

2015 kam es zur Umbenennung der Webseite in Shein.com – eine verkürzte Form von SheInside. Im gleichen Jahr verlegte Nanjing Dianwei seinen Sitz nach Kanton, wo es tausende kleine Textilhersteller gibt, die Shein vor allem deswegen beliefern, weil das Unternehmen die Rechnungen pünktlich bezahlt, was in China eher selten ist.

In der zweiten Hälfte der 2010er Jahre baute Schein ein eigenes Lieferketten- und Logistiksystem auf und überschwemmte das Internet und die sozialen Medien (vor allem TikTok) mit Werbung für seine Shopping-App. 2019 wurde die neue Shein-Betreiberfirma Roadget Business in Singapur registriert, die alte in China abgemeldet. Das eigentliche Geschäft findet jedoch weiterhin in Kanton statt.

Der endgültige Durchbruch kam während der Corona-Pandemie, als der Onlinehandel weltweit einen großen Aufschwung erlebte. Innerhalb kürzester Zeit stieg Shein zum größten Online-Modehändler der Welt auf. Genauso schnell wurde aber auch die Kritik an dem Geschäftsmodell von Shein und anderen asiatischen Billighändlern laut (u. a. minderwertige Produktqualität, Gesundheitsrisiken, schlechte Arbeitsbedingungen bei den Herstellern, mangelhafter Datenschutz, schlechte Umweltbilanz durch den weltweiten Versand per Flugzeug, manipulative Werbung, Steuer- und Zollbetrug).

Text: Toralf Czartowski