Markenlexikon

Sealand (vorm. SeaLand, Sea-Land)

Ursprungsland: USA

Malcolm Purcell McLean (1913 – 2001) kaufte 1934 einen gebrauchten Pickup-Truck und gründete daraufhin mit seinen Geschwistern Jim und Clara in Raleigh/North Carolina die McLean Trucking Company, die anfangs allerlei Güter für die lokalen Farmer transportierte, vor allem Tabak. Als er 1937 im Hafen von Hoboken/New Jersey auf das Beladen seines Trucks wartete, hatte er das erste Mal die Idee, für den Gütertransport rechteckige Boxen zu verwenden, die zeit- und kostensparend be- und entladen werden konnten. Ein ähnliches Systems war bereits 1929 von einigen Eisenbahngesellschaften und Reedereien ausprobiert worden, hatte sich aber noch nicht durchgesetzt, was hauptsächlich an den hohen Investitionen lag, die für den Umbau der Schiffe, Lastwagen und Eisenbahnwaggons nötig waren. Außerdem benötigte man Ladekräne und typengleiche Container. Auch die Gewerkschaften liefen Sturm gegen das Containersystem, da sie Massenentlassungen bei den Transportarbeitern befürchteten. Bis zur endgültigen Umsetzung seiner Idee dauerte es fast 20 Jahre, da er keine Investoren fand, die sich an dem Projekt beteiligen wollten.

1955, als seine Spedition zu einem gut laufenden Unternehmen mit fast 1800 Trucks herangewachsen war, verkaufte McLean seine Anteile an der McLean Trucking Company, für 25 Millionen US-Dollar und investierte dieses Geld in die Pan Atlantic Steamship Company aus Mobile/Alabama, die zuvor zur Waterman Steamship Corporation gehört hatte, die bald darauf ebenfalls von McLean Industries gekauft wurde. Zunächst transportierte er ganze Lastwagen samt ihrer Ladung. Kurz darauf erwarb McLean einige gebrauchte Tanker von der US Navy, die er zu Container-Schiffen umbauen ließ. Am 26. April 1956 lief der ehemalige Tanker SS Ideal-X mit 58 Containern an Bord zu seiner ersten Fahrt von Port Newark/New Jersey nach Houston/Texas aus.

Pan Atlantic lies nun weitere Tanker und andere Schiffstypen zu Containerschiffen umrüsten. Die SS Gateway City war 1957 das erste Vollcontainerschiff, bei dem die Container an Deck mit Hilfe von Führungsschienen übereinandergestapelt und verriegelt wurden, so wie es auch heute noch üblich ist. Da es in den damaligen Häfen noch keine Containerbrücken gab, hatte die SS Gateway City einen Portalkran an Bord, der die Container be- und entlud.

1960 taufte McLean die Pan Atlantic Steamship Company in Sea-Land Services Inc. um. Der Name Sea-Land sollte den Transportweg von Land zu Land über das Meer (engl. sea) symbolisieren. Der Hauptsitz des Unternehmens befand sich zunächst im Hafen von Newark/New Jersey und ab 1964 im Hafen der etwas weiter südwestlich gelegenen Stadt Elizabeth/New Jersey, wo Sea-Land mit seinen Verwaltungsgebäuden, Terminals, Lagerhallen, Kühlhäusern, Werkstätten, Rangieranlagen und Schiffsliegeplätzen eine Fläche von 400.000 Quadratmetern belegte. 1957 startete Sea-Land den regulären Dienst zwischen New Jersey (Newark), Florida (Miami) und Texas (Houston). Ab 1963 verkehrten die Sea-Land-Schiffe auch zwischen Häfen an der amerikanischen Ost- und Westküste.

In den 1960er Jahren begann der weltweite Siegeszug des Containers, der 1964 von der International Organization for Standardization (ISO) seine bis heute verbindlichen Maße bekam. Sea-Land ließ immer mehr und größere Schiffe bauen, die auf allen Ozeanen unterwegs waren und die Welt mit Waren versorgten. Sie war die erste Container-Reederei, deren Schiffe 1966 einen europäischen Hafen anliefen (Rotterdam), obwohl die europäischen Reedereien anfangs eher verhalten auf das neue Transportsystem reagiert hatten. 1967 folgte die Verbindung nach Asien. Während des Vietnamkriegs schafften die Sea-Land-Containerschiffe einen Großteil des Nachschubs für die US-Truppen heran. Bald nach dem Erfolg von Sea-Land stellten auch viele andere Reedereien neue Containerschiffe in Dienst.

Da das Unternehmen Kapital für die weitere Expansion benötigte, verkaufte der Gründer 1969 die Sea-Land-Muttergesellschaft McLean Industries Inc. für 160 Millionen Dollar an den Tabakkonzern R.J.Reynolds Tobacco Company (Camel, Salem, Winston), der sich 1970 in R.J. Reynolds Industries Inc. umbenannte. Malcolm McLean blieb noch bis 1977 in der Geschäftsführung von Sea-Land Services tätig.

1984 wurde die Sea-Land Corporation wieder für kurze Zeit eine selbstständige Aktiengesellschaft. 1986/1987 kam sie unter die Kontrolle des Mischkonzerns CSX Corporation (Eisenbahngesellschaften, Binnenschifffahrt, Öl- und Gas, Rohstoffe), die das internationale Geschäft von Sea-Land (Global Liner Division) und die dazugehörige Containerflotte 1999 an den dänischen Reedereikonzern Maersk veräußerte. Die US-Aktivitäten (Sea-Land Domestic) wurden in CSX Lines umbenannt (ab 2003 Horizon Lines). Nachdem A.P. Møller/Maersk 2006 die niederländische Container-Reederei Royal P&O-Nedlloyd N.V. übernommen hatte, erhielt Maersk-Sealand wieder den ursprünglichen Namen Maersk Line.

2015 benannte Maersk seine Transportaktivitäten auf dem amerikanischen Doppelkontinent in SeaLand um (die Schreibweise wurde bald darauf in Sealand geändert). Der Hauptsitz der Sealand-Division von Maersk befindet sich in Miramar/Florida.

Text: Toralf Czartowski