Markenlexikon

Scotti Bros.

Ursprungsland: USA

Benjamin Joseph (Ben) Scotti (* 1937), ein früherer Football-Spieler, und sein Bruder Anthony Joseph (Tony) Scotti (* 1939), ein Schauspieler, Sänger und Manager von MGM Records, gründeten 1974 in Los Angeles die Musikvermarktungsfirma Ben Scotti Productions und das Label Scotti Bros. Records. Den Vertrieb übernahm die Warner-Tochter Atlantic (Nordamerika) sowie WEA (Rest der Welt). Erste Erfolge stellten sich ab 1977 mit dem Popsänger Leif Garrett (»Surfin’ U.S.A.«, »I Was Made For Dancin'«) und dem US-Vertrieb der Hit-Single »Love Is In The Air« von John Paul Young (1977) ein.

Ab 1979 veröffentlichte Scotti Bros. die Platten der kanadischen Rockband Survivor, die mit den Filmhits »Eye Of The Tiger« (1982; »Rocky III«) und »Burning Heart« (1984; »Rocky IV«) weltweit in die Charts kam.

Ein weiterer Hit gelang Scotti Bros. 1982 mit dem von Lee Majors gesungenen Titelsong »The Unknow Stuntman« aus der TV-Serie »The Fall Guy« (»Ein Colt für alle Fälle«). Von 1986 bis 1992 veröffentlichte James Brown vier Alben bei Scotti Bros. Records (»Gravity«, »I'm Real«, »Love Over-Due«, »Universal James«). Auch der von Bill Medley gesungene Filmsong »He Ain't Heavy, He's My Brother« aus »Rambo III« (1988) – eine Coverversion des gleichnamigen Hollies-Titels aus dem Jahr 1969 – wurde 1988 von Scotti Bros. veröffentlicht.

1979 stiegen die Ben und Tony Scotti ins TV-Geschäft ein. Sie gehörten neben Kasem-Bustany Productions und Syd Vinnedge Television zu den Produzenten der Chart Show »America's Top 10«, die von 1980 bis 1992 ausgestrahlt wurde. 1981 gründeten die Scotti-Brüder und Syd Vinnedge in New York das TV-Unternehmen All American Television. Von 1986 bis 1991 bestand die Firma Scotti Bros. Pictures, die allerdings nur einige wenige Spilefilme wie »Eye Of The Tiger« (1986), »Lady Beware« (1987), »The Iron Triangle« (1989) oder »The Resurrected« (1991) produzierte.

1990 erwarb All American gemeinsam mit LBS Communications die Verwertungsrechte an der TV-Serie »Baywatch«, die das TV-Network NBC nach nur einer Staffel eingestellt hatte, einerseits wegen Erfolglosigkeit, andererseits weil die Produktionsfirma GTG (Grant Tinker-Gannett) Entertainment die Produktion nicht mehr finanzieren konnte. Die Erfinder und ausführenden Produzenten der 1. Staffel und der Hauptdarsteller David Hasselhoff, der nun selbst als Produzent fungierte, führten die Serie jedoch weiter. »Baywatch« wurde vor allem auf dem internationalen Markt ein großer Erfolg; insgesamt entstanden bis 2001 elf Staffeln, die in 144 Ländern ausgetrahlt wurden. Ein weitere erfolgreiche TV-Serie, die All American zeitweise (1993 – 1994) vermarktete, war »Acapulco H.E.A.T.«.

All American und LBS (Lexington Broadcast Services Company) schlossen sich 1991 zusammen, nachdem LBS in die Insolvenz gegangen war. Zur gleichen Zeit fusionierten auch All American und Scotti Brothers Entertainment Industries. Das neue Unternehmen nannte sich All American Communications. 1996 benannte sich Scotti Bros. Records in All American Music Group um. Neuer (alter) Vertriebspartner wurde Warner Music, nachdem BMG von 1990 bis 1996 die Scotti-Bros-Platten vertrieben hatte.

1997 verkaufte All American Communications die Musiksparte an die Zomba Music Group, die damals zu BMG (Bertelsmann) gehörte. Zomba integrierte die All American Music Group in sein Tochterlabel Volcano Records. All American Communications wurde 1998 von dem britischen Medienkonzern Pearson (Economist Group, Financial Times, Pearson Education, Pearson Television, Penguin Books) übernommen und in die Tochterfirma Pearson Television eingegliedert. Pearson Television schloss sich im Jahr 2000 mit der Bertelsmann-Tochter CLT-UFA zur RTL Group zusammen.

Text: Toralf Czartowski