Markenlexikon

Rollerblade

Ursprungsland: USA

Der Belgier John Josef Merlin soll 1760 der Erste gewesen sein, der an ein Paar Schlittschuhe jeweils zwei Räder montierte. Allerdings endete die Vorführung seiner Konstruktion am englischen Königshof ungebremst in einem der mannshohen Kristallspiegel. Im Laufe der Jahrzehnte gab es dann immer wieder neue Versuche brauchbare Rollschuhe zu konstruieren, die aber allesamt nicht von Erfolg gekrönt waren, was wohl vor allem an den schlechten Straßen lag, die für Rollschuhe keineswegs geeignet waren. Man konnte höchstens in Räumen fahren, was jedoch aufgrund des fehlendes Platzes nicht selten an irgendwelchen Hindernissen endete.

1863 entwickelte der Amerikaner James Leonard Plimpton Rollschuhe mit je vier Rädern (Rocking-Skates). Die einspurige Variante geriet indes für lange Zeit in Vergessenheit. Erst in den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Inline-Skates von sowjetischen und ostdeutschen Eisschnellläufern erstmals als Trainingsgerät für den Sommer eingesetzt.

1970 meldete der Deutsche Friedrich Mayer ein Zwei-Rollen-Inline-Skate zum Patent an. Allerdings fand er keine Firma, die seine Inline-Skates produzieren wollte, weil damals gerade die zweiachsigen Roller-Skates groß in Mode waren. 1972 legte er sein Patent offen, sodass nun jeder darauf aufbauen konnte.

1978 brachte die deutsche Niederlassung des schwedischen Kugellagerherstellers SKF in Schweinfurt die ersten wirklich ausgereiften Inlineskates auf den Markt (SKF Speedy). Bereits 1979 nahm SKF die Inlineskates jedoch wieder vom Markt, da das Management kein Konsumprodukt im Portfolio haben wollte.

Der amerikanische Eishockeyspieler Scott Olsen (* 1960), der im Sommer ebenfalls nicht auf sein Training verzichten wollte, entdeckte in etwa zur gleichen Zeit ein Paar Schlittschuhe mit Rollen, die von einer Firma in Los Angeles hergestellt wurden. Daraufhin erwarb er die Vertriebrechte für Kanada und Teile der USA. 1980 beendete er seine sportliche Karriere und widmete sich fortan nur noch dem Verkauf der rollenden Schlittschuhe. Er verbesserte das Produkt auch selbst, doch der Hersteller war nicht daran interessiert. So erwarb er 1981 ein Patent des Rollschuh-Herstellers Chicago Rollerskate, der ebenfalls einspurige Rollschuhe produzierte.

1982 gründete Scott Olsen zusammen mit seinen Brüdern Brennan und Jim in Minneapolis die Firma Ole's Innovative Sports, um eigene einspurige Rollschuhe unter dem Markennamen Rollerblade herzustellen. Zunächst bauten sie die Rollschuhe im elterlichen Keller zusammen. 1983 zog die kleine Firma dann in ein größeres Gebäude um. Schon bald kam das wachsende Startup jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, sodass die Brüder die Hilfe mehrerer regionaler Investoren (Jack Walser, Robert L. Sturgis, Robert O. Naegele) in Anspruch nehmen mussten, die dadurch Anteile an der Firma erhielten. Schließlich ging das Unternehmen ganz in den Besitz der Investoren über, während Scott Olsen mit einer Abfindung von 96.000 Dollar plus regelmäßige Lizenzgebühren das Unternehmen 1985 verließ. Die neuen Eigentümer benannten die Firma erst in North American Training Corporation um, bald darauf dann in Rollerblade Inc.

Ab 1986 wurden die Inlineskates nicht mehr als sommerliches Trainingsgerät für Eishockeyspieler vermarktet, sondern als eigenständiges Freizeitsportgerät. Als die Rollerblades in den späten 1980er Jahren an den Stränden von Kalifornien und Florida auftauchten, wo sie zuvor an die Verleiher von Sportgeräten verteilt worden waren, wurden sie in der breiten Öffentlichkeit immer bekannter und beliebter. Der Umsatz stieg in dieser Zeit ständig an. Obwohl Rollerblade nicht der einzige Hersteller von Inlineskates war, blieb das Unternehmen lange Zeit Markführer. In den 1990er Jahren entwickelte sich Inline-Skating dann zu einer weltweiten Trendsportart.

Von 1991 bis 1995 verkaufte Robert O. Naegele, der seit 1987 Haupteigentümer von Rollerblade war, das Unternehmen an Nordica, einen italienischen Hersteller von Wintersportgeräten, der von 1989 bis 2002 zum Bekleidungskonzern Benetton gehörte. Seit 2003 ist die Tecnica Group Eigentümer von Nordica und Rollerblade.

Text: Toralf Czartowski