Markenlexikon
Der Baseler Kaufmann und Drogist Fritz Hoffmann (1868 – 1920) heiratete 1894 Adéle La Roche und kam so zu seinem Doppelnamen Fritz Hoffmann-La Roche. Im gleichen Jahr übernahm er zusammen mit Max Carl Traub (1855 – 1919) die Produktionsfirma der Baseler Drogerie, wo er seine Ausbildung absolviert hatte. 1896, als Traub aus der Firma ausgestiegen war, wurde das Unternehmen in Hoffmann La Roche umbenannt. Mit Medikamenten wie dem Hustensirup Sirolin (1898), dem Herzpräparat Diaglen (1904) oder dem Schmerzmittel Pantopon (1909) gelang Hoffmann-La Roche der Aufstieg zum führenden Schweizer Pharmakonzern, der bereits vor dem 1. Weltkrieg zahlreiche Niederlassungen und Produktionsstätten überall auf der Welt eröffnete. 1926 wurde der Konzern in zwei Unternehmen aufgeteilt, F. Hoffmann La Roche AG und die Holdinggesellschaft Sapac (entferntere Auslandsniederlassungen). 1934 stieg Hoffmann-La Roche in die Produktion synthetischer Vitamine ein (zunächst Vitamin C). Später gelang Roche-Forschern erstmals die synthetische Herstellung von Vitamin E (1938), Biotin (1943) und Vitamin A (1947). Zu den bekanntesten Roche-Medikamenten nach dem 2. Weltkrieg zählen u.a. das Panthenol-Shampoo Pantene (1948; 1983 Verkauf an Richardson-Vicks), die Wund- und Heilsalbe Bepanthen (1960), die Beruhigungsmittel Librium (1960) und Diazepam/Valium (1963), das bis 1981 meistverkaufte Medikament der Welt.
Valium (von lat. valeo = stark, kräftig, gesund sein) hat sich besonders in den USA schnell zu einer Modedroge entwickelt. Bereits 1975 waren über eine Million Amerikaner von dem Medikament abhängig. Als das Valium-Patent 1985 abgelaufen war und Billigimitationen den Markt überschwemmten, sank der Pharma-Umsatz von Roche fast um die Hälfte.
1971 stellte Roche zusammen mit Brown, Boveri & Cie. (BBC) die erste Flüssigkristallanzeige (engl.: Liquid Crystal Display/LCD) her. Seit 1973 wird die Flüssigkristallanzeige routinemäßig in elektronischen Geräten verwendet. Negative Schlagzeilen machte der Konzern 1976, als eine Dioxinwolke, die aus einem Roche-Werk (Icmesa in Meda bei Mailand) ausgetreten war, die Gemeinde Seveso (Lombardei) verseuchte. Die Giftgaskatastrophe war eine der schwersten des Jahrhunderts (u.a. Missbildungen bei Neugeborenen).
1989 schlossen sich die F. Hoffmann La Roche AG und die Sapac Holding zur Roche Holding AG zusammen. 1990 übernahm Roche die US-Gentechnologiefirma Genetech, 1991 die australische Nicholas Kiwi Group, die OTC-Medikamente wie das Schmerzmittel Aspro (seit 1917) und das Magenmittel Rennie (seit 1929) herstellte, 1994 das US-Pharmaunternehmen Synthex Corporation und 1997 die Boehringer Mannheim GmbH (Diagnostik).
2005 verkaufte Roche das OTC-Geschäft (Roche Consumer Health), zu dem Medikamente wie Aleve, Bepanthen, Berocca, Flanax, Redoxon, Rennie und Supradyn gehörten, an Bayer.
Die wichtigsten Medikamente von Roche sind Madopar (1973; Parkinsonkrankheit), Lexotanil (1974; Tages-Tranquilizer), Rocaltrol (1978; Knochenabbau), Benical (1981; Hustensirup), Pretuval (1981; Erkältungs- und Grippemittel), Accutane/Roaccutan (1982; Akne), Rocephin (1982; Antibiotikum), Dormicum (1982, Angst- und Stressreduktion vor Operationen), Fansimef (1985; Malaria), Lariam (1985; Malaria), Roferon-A (1987; Haarzell-Leukämie), Neotigason (1988; Schuppenflechte), Aurorix (1991 Antidepressivum), Neupogen (1991; Krebs), Loceryl (1991; Pilzinfektionen), Hivid (1994; AIDS), Globocef (1994; Antibiotikum), Invirase (1996; AIDS), Xenical (1998; Fettblocker), Tamiflu (1999; Grippemittel), Herceptin (2000; Brustkrebs), Pegasys (2001; Hepatitis C), Xeloda (2001; Darmkrebs), Bondronat (2003; Osteoporose, Krebs), Fuzeon (2003; HIV), Tarceva (2004; Lungenkrebs), Avastin (2004; Dickdarmkrebs), Boniva/Bonviva (2005; Osteoporose), Bonviva (2005; Osteoporose) und Rituxan/MabThera (2006; Non-Hodgkin-Lymphoms).