Markenlexikon
RIO TINTO: Der Fluss Rio Tinto, der im Norden der andalusischen Provinz Huelva entspringt und in der Nähe der Provinzhauptstadt Huelva in den Atlantischen Ozean mündet, bekam seinen Namen »Roter Fluss« von dem rötlich gefärbten Wasser, das auf die hohe Konzentration von Eisen und Kupfer zurückzuführen ist. Bereits in der Bronzezeit wurde hier Kupfer aus dem Fluss gewonnen. 1873 erwarb ein Konsortium bestehend aus der Deutschen Bank, dem Londoner Handelshaus Matheson and Company und der britischen Eisenbahngesellschaft Clark, Punchard and Company die Minen um den Ort Minas de Riotinto und rief die Rio Tinto Company ins Leben. In den späten 1880er Jahren hatten sich die Londoner und Pariser Banken der Rothschild-Familie die Mehrheit an der Rio Tinto Company gesichert.
RHOKANA: Rio Tinto war von 1877 bis 1891 der größte Kupferproduzent der Welt und die 1907 eröffnete Mine Corta Atalaya, direkt am Ortsrand von Minas de Riotinto gelegen, eine Zeit lang der größte Tagebau der Welt (1.200 x 900 m, 350 m tief). 1929 erwarb Rio Tinto mehrere Kupferminen in Nordrhodesien (ab 1964 Sambia), die in der Rhokana Corporation zusammengefasst wurden. Die Minen am Rio Tinto entwickelten sich infolge des Spanischen Bürgerkriegs (1936 – 1939), des 2. Weltkriegs (1939 – 1945) und der Politik Francos im Spanien der Nachkriegszeit für das Unternehmen mehr und mehr zum Problem. Die Rio-Tinto-Minen wurden schließlich ab 1954 an den Staat verkauft. Seit 2001 sind alle Rio-Tinto-Gruben geschlossen.
RIO TINTO ZINC (RTZ), RTZ-CRA: 1962 schloss sich die Rio Tinto Company mit der australischen Bergbaugesellschaft Consolidated Zinc Limited zusammen. Consolidated Zinc war 1905 in Melbourne gegründet worden und förderte in der Gegend von Broken Hill (New South Wales) Zink, Blei, Silber und Gold. Der internationale Teil des vereinigten Unternehmens firmierte fortan als Rio Tinto Zinc Corporation (RTZ), der australische, der auch für den asiatischen und pazifischen Raum zuständig war, als Conzinc Riotinto of Australia (CRA). Erst 1995 schlossen sich RTZ und CRA zu einem Unternehmen zusammen (RTZ-CRA; ab 1997 Rio Tinto plc, London/Melbourne oder Rio Tinto Group).
KENNECOTT COPPER: 1989 erwarb Rio Tinto von BP (British Petroleum) den US-Kupferkonzern Kennecott mit seinen Minen im Bundesstaat Utah (Bingham Canyon Mine, Harkers Canyon); das Unternehmen firmiert heute als Kennecott Utah Copper LLC (South Jordan/Utah).
ALCAN: Eine weitere bedeutende Akquisition war 2007 der kanadische Aluminiumkonzern Alcan aus Montréal. Die Aluminum Company of Canada (Alcan) war 1902 als kanadische Tochtergesellschaft der Aluminum Company of America (Alcoa) gegründet worden, die sich aber bereits 1928 wieder von all ihren ausländischen Beteiligungen trennte, wodurch Alcan ein selbstständiges Unternehmen wurde. Noch vor Beginn des 2. Weltkriegs dehnte Alcan seine Aktivitäten nach Europa aus, vor allem nach Großbritannien, aber auch nach Indien, Australien, China und Japan. 1985 erwarb Alcan das Aluminiumgeschäft der US-Ölgesellschaft Atlantic-Richfield Company (ARCO Aluminum) und kehrte damit wieder in das Reich des ehemaligen Mutterkonzerns Alcoa zurück. Die ARCO-Aluminiumaktivtäten gehen auf den Bergbaukonzern Anaconda Copper Mining Company aus Montana zurück, den Atlantic-Richfield 1977 übernommen hatte. Anaconda gehörte mit seinen Minen in Butte/Montana (Anaconda Copper Mine: 1881 – 1947, Berkeley Pit: 1955 – 1982) und Lyon County/Nevada (Anaconda Copper Mine Nevada: 1952 – 1978) lange Zeit neben Kennecott zu den weltgrößten Kupferproduzenten.
ALGROUP (ALUSUISSE-LONZA): 2000 erwarb Alcan die Schweizer Algroup, die 1888 von Gustave Naville, Georg Neher und Peter Emil Huber sowie dem französischen Chemiker Paul-Louis Toussaint Héroult in Zürich als Aluminium Industrie AG (AIAG) gegründet worden war. Heroult und der Alcoa-Mitbegründer Charles Martin Hall hatten 1886 unabhängig voneinander ein elektrolytisches Verfahren zur industriellen Aluminiumerzeugung entwickelt. Die AIAG errichtete daraufhin in Neuhausen am Rheinfall die erste europäische Aluminiumelektrolyse-Fabrik. 1963 benannte sich die AIAG in Alusuisse Schweizerische Aluminium AG (Alusuisse Aluminium Suisse S.A.) um. 1974 schloss sich Alusuisse mit dem Baseler Chemieunternehmen Lonza AG zusammen (Alusuisse-Lonza; ab 1998 Algroup).
PECHINEY: 2003 übernahm Alcan den französischen Aluminiumkonzern Pechiney. Das 1855 von Henry Merle in Salindres gegründete Unternehmen (Henry Merle et Cie.) hatte zunächst Soda, Salz, Kalkstein und Schwefelsäure produziert. 1860 nahm man die Produktion von Aluminium auf. 1877 wurde der Chemiker Alfred Rangod Pechiney Chef des Unternehmens und 1879, zwei Jahre nach dem Tod des Gründers, erfolgte die Umfirmierung in A.R. Pechiney et Cie. 1971 übernahm Pechiney das Chemieunternehmen Ugine-Kuhlmann. Die Geschäftsfelder Chemie, Stahl und Kupfer wurden 1983 jedoch wieder ausgegliedert. Von 1983 und 1995 war Pechiney ein Staatsunternehmen.
Die Rio Tinto Group fördert und verarbeitet hauptsächlich Kupfer, Eisen, Kohle, Bauxit (Aluminium), Uran, Diamanten, Titan, Kalisalz und Gips, in kleineren Mengen auch Gold, Silber, Zink, Nickel, Blei und Molybdän. Die wichtigsten Förderländer sind Australien (Diamanten, Eisen, Kohle, Kupfer, Salz, Uran), Kanada (Bauxit, Diamanten, Eisen, Titan, Uran), die USA (Kohle, Kupfer), Brasilien (Eisen), Südafrika (Kupfer, Titan), Chile (Kupfer), Namibia (Uran), Simbabwe (Diamanten), Indonesien (Kupfer), Papua-Neuguinea (Kupfer), Madagaskar (Titan) und Guinea (Eisen).