Markenlexikon

Red Bull

Ursprungsland: Österreich

Der österreichische Vertriebs- und Marketingexperte Dietrich Mateschitz (1944 – 2022), der u.a. für Jacobs und Blendax tätig gewesen war, kam während seiner Asienreisen mit so genannten Energy- oder Power-Drinks in Berührung, die Managern dazu dienten, längere Konferenzen hellwach und konzentriert zu überstehen. Im Mandarin-Hotel in Hongkong entdeckte er 1982 in einer Ausgabe des Magazins Newsweek eine Liste der größten Steuerzahler Japans – darunter die Firma Taisho Pharmaceuticals, die seit 1962 den Energy-Drink Lipovitan D herstellte. Dabei kam Mateschitz die Idee, dass man mit solchen Getränken wohl auch weltweit gutes Geld verdienen könnte.

Wie der Zufall es wollte, stellte eine Partnerfirma seines damaligen Arbeitgebers Blendax (Blend-A-Med, Cliff, Credo, Kamill, Litamin, Margaret Astor, Shamtu), die T.C. Pharmaceutical Company aus Thailand, seit 1976 den Energy-Drink Krating Daeng (Roter Stier) her. Mateschitz konnte den TC-Eigentümer Chaleo Yoovidhya (1923 – 2012) und dessen Sohn Chalerm Yoovidhya (* 1950) von seinem Vorhaben überzeugen. Gemeinsam gründeten sie 1984 in Österreich die Red Bull GmbH. Für die Werbung war Johannes Kastner, der Besitzer einer kleinen Frankfurter Werbeagentur, zuständig. Er ließ sich auch den Slogan »Red Bull verleiht Flügel.« einfallen. 1987 kam Red Bull zunächst in Österreich auf den Markt, 1994 folgten Deutschland und die Schweiz. Im Gegensatz zum Originalgetränk Krating Daeng wurde die Rezeptur für den europäischen Markt etwas verändert. Hergestellt und abgefüllt wird Red Bull bei der Rauch Fruchtsäfte GmbH in Nüziders (Vorarlberg). Die Red Bull GmbH ist nur für die Vermarktung zuständig.

Red Bull
Red Bull

Mateschitz und Kastner positionierten das in Europa vollkommen unbekannte Getränk wegen des Zusatznutzens, dass es den Trinker wachhält, als teures Premiumprodukt. Doch trotz des hohen Preises und des merkwürdigen Geschmacks (Gummibärchen, Hustensirup) entwickelte sich der Power-Drink in den 1990er Jahren zum bevorzugten Getränk von Jugendlichen, die auf ihren nächtelangen Techno-Partys durchaus eine Menge Energie brauchten. Red Bull besteht u.a. aus Wasser, Zucker, Zitronensäure, Taurin (eine aliphatische Sulfonsäure, die als Methyl-Taurin auch Bestandteil synthetischer Waschmittel ist), Koffein (80 Milligramm pro 250-Milliliter-Dose) und B-Vitaminen. Seit 2003 gibt es auch eine zuckerfreie Variante. In Frankreich ist der Verkauf von Red Bull verboten, in Dänemark, Finnland und Norwegen wurde Red Bull wegen des Inhaltsstoffes Taurin als Medikament eingestuft.

Neben dem Hauptprodukt in verschiedenen Geschmacksvarianten (Sugarfree, Total Zero, Orange, Yellow, Kiwi-Apfel, Mandarine, Kirschblüte, Cranberry, Heidelbeere, Limette), das in rund 170 Ländern verkauft wird, gibt es von Red Bull auch andere Getränke, u.a. Cola (seit 2008), Lunaqua (Stilles Quellwasser; seit 2001), Carpe Diem (Wirkungsgetränke, Mineralwasser; von 1998 bis 2014), Organics (Bio-Erfrischungsgetränke; seit 2018) und Sabai Wine Spritzer (hergestellt von der thailändischen Firma Siam Winery, die der Yoovidhya-Familie gehört; seit 2006). Red Bull ist nach Coca-Cola und Pepsi die drittwertvollste Getränkemarke der Welt. Daneben betreibt Red Bull u.a. mehrere Gastronomiebetriebe in Österreich (Afro Cafe Salzburg, Carpe Diem Finest Fingerfood Salzburg, Hangar 7 Salzburg, Winterstellgut Annaberg) sowie das Medienunternehmen Red Bull Media House GmbH (Bücher, Mobilfunk, Musiklabel, Musikverlag, Musikfestivals, Tonstudios, TV-Sender, Verlag, Zeitschriften).

Red Bull engagiert sich seit vielen Jahren als Sponsor im Sport, vor allem bei Extremsportarten (Air Race, Base-Jumping, Cliff Diving, Freerunning, Gleitschirmakrobatik, Kitesurfen, Mountainbiking, Skateboarden, Snowboarden, Wellenreiten, Wildwasserkajak, Windsurfen), im Motorsport (Formel 1, IndyCar, NASCAR), im Fußball (FC Red Bull Salzburg, RB Leipzig, RB New York, Red Bull Bragantino, Red Bull Brasil) und im Eishockey (EC Red Bull Salzburg, EHC Red Bull München) – teilweise mit eigenen Mannschaften und Rennställen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain