Markenlexikon

Radeberger

Ursprungsland: Deutschland

Die Brauerei, die sich seit Jahren in der Werbung damit rühmt, die erste gewesen zu sein, die in Deutschland Bier nach Pilsener Brauart braute, wurde 1872 in Radeberg, einem kleinen Städtchen wenige Kilometer nordöstlich von Dresden, unter dem Namen Aktienbrauerei »Zum Bergkeller« gegründet. An der Gründung waren Gustav Philipp (Rittergutbesitzer, Richter), Johann Gottfried Schöne (Besitzer einer Bandweberei), August Max Rumpelt (Stadtrat und Bürgermeister in Radeberg), Heinrich Eduard Minckwitz (Rechtsanwalt, Richter, Politiker, Revolutionär) und Carl Hermann Rasche (Stadtkämmerer in Radeberg) beteiligt. Die Idee eine Brauerei zu gründen, kam den Beteiligten in einer Weinhandlung, wo sie sich regelmäßig trafen. Ziel war es, ein qualitativ besseres Bier zu brauen, als es damals in Sachsen üblich war. Vorbild war das Bier aus Pilsen. 1885 benannte sich die Brauerei in Radeberger Export-Bierbrauerei um.

Um die Jahrhundertwende wurde Radeberger Pilsner auch außerhalb der sächsischen Landesgrenzen verkauft, u.a. in die USA. 1905 ernannte der sächsischen Kurfürst Friedrich August III. die Radeberger Brauerei zum Königlich Sächsischen Hoflieferanten. In den frühen 1920er Jahren erwarb Radeberger mehrere Brauereien in Sachsen (Einsiedel Chemnitz, Feldschlößchen Dresden, Gambrinus Dresden).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brauerei, die in der sowjetischen Besatzungszone lag, verstaatlicht. Auch in dieser Zeit lief der Bierexport in alle Welt weiter, teilweise in bis zu dreißig Länder. Radeberger Bier bekam in dieser Zeit von internationalen Messen und Fachausstellungen zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Medaillen verliehen. In der DDR selbst wurde Radeberger vor allem in Interhotels ausgeschenkt. Öffentlich zu kaufen gab es das Bier kaum.

1990, nach dem Fall der Mauer, wurde die Brauerei von der Frankfurter Binding Brauerei (Binding, Clausthaler, DAB, Henninger, Schöffenhofer, Ur-Krostitzer) übernommen. Die 1870 von Conrad Binding in Frankfurt/Main gegründete Brauerei gehörte seit 1953 zum Nahrungsmittelkonzern Oetker. Die Brauanlagen in Radeberg wurden in den 1990er und 2000er Jahren aufwendig ausgebaut und gehören heute zu den modernsten in Europa. 2002 bündelte die Oetker-Gruppe ihre Brauereiaktivitäten in der Radeberger Gruppe (Berliner Kindl, Binding, Brinkhoff’s, Clausthaler, DAB, Freiberger, Henninger, Jever, Radeberger, Schlösser Alt, Schultheiss, Schöfferhofer, Sternburg, Tucher, Ur-Krostitzer, Wicküler).

Text: Toralf Czartowski