Markenlexikon

Pitralon

Ursprungsland: Deutschland

Die Dresdner Lingner Werke, der Hersteller des Odol-Mundwassers, vermarktete unter den Bezeichnungen Pitral und Pitralon zunächst Arzneimittel (Haarwasser, Lösung, Salbe) gegen Pilzerkrankungen der Haut und der Haare sowie eitrige Ekzeme, infizierte Wunden, Akne, Insektenstiche und Schuppenflechte. Der wesentliche Inhaltsstoff war eine entzündungshemmend und antiparasitär wirkende Mischung aus Nadelholzteer sowie Estern und Kohlenwasserstoffen der Fett- und Benzolreihe.

1927 brachten die Lingner-Werke das Rasierwasser Pitralon auf den Markt, das u.a. die Inhaltsstoffe Isopropanol, Menthol, Borsäure und Kampfer enthielt. Bis Ende der 1940er Jahre wurde auch bei diesem Produkt die medizinische Wirkung hervorgehoben. Durch die Desinfektion der Haut sollten Pickeln, Pusteln und anderen Hautunreinheiten verhindert oder bekämpft werden. Erst ab den 1950er Jahren vermarktete man Pitralon als reines Körperpflegeprodukt für Männer.

Im Februar 1945 wurde das Lingner Werk in Dresden bei einem Bombenangriff fast vollständig zerstört. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs zogen die Lingner-Werke nach Düsseldorf um, wo die Produktion von Odol und Pitralon 1950 wieder anlief. Geschäftsführer des Düsseldorfer Betriebes war Dr. Ernst Schneider, der frühere Generaldirektor der Dresdner Lingner-Werke. Das Dresdner Werk wurde verstaatlicht und 1957 mit zwei anderen Dresdner Firmen (Leo-Werke/Chlorodont, Max Elb KG/Biox-Ultra) unter dem Namen VEB Elbe-Chemie zusammengeschlossen. Auch in der DDR wurden die Lingner-Produkte Odol und Pitralon bis 1990 weiterhin hergestellt.

Um den ursprünglich eher medizinischen Duft, der von der Borsäure und dem Kampfer ausgeht, abzuschwächen, fügte man dem Rasierwasser Pitralon Classic 1964 Zedernöl hinzu. Nach dem zitruslastigen Duft zu urteilen, den das Afer Shave nun verströmte, handelte sich dabei jedoch eher um das nach Zitrusfrüchten duftende Öl von Zypressengewächsen, das ebenfalls als Zedernöl verkauft wird. Echtes Zedernöl, das würzig holzig riecht, wird aufgrund der nur noch geringen Bestände der Libanon-Zeder seit über einhundert Jahren nicht mehr gehandelt. Daneben gibt es allerdings noch das Öl der Atlas-Zeder und der Himalaya-Zeder, das aber ebenfalls mehr nach Holz riecht als nach Zitrusfrüchten. In den 1970er Jahren produzierte die Kosmetikfirma Jovan aus Baden-Baden in Lizenz von Lingner + Fischer ein Rasierwasser und ein Eau de Toilette mit dem Namen Pitralon Moschus. Von 1973 bis 1989 gab es unter dem Namen Pitrell ein After Shave für die Benutzer von elektrischen Rasierapparaten.

1968 wurde die Lingner Werke GmbH vom Mischkonzern Preussag übernommen, der ein Jahr später auch die Deutsche Milchwerke Dr. A. Sauer AG (Fissan) erwarb. 1974 verkaufte Preussag die Lingner Werke GmbH (Fissan, Odol, Pitralon) an den britischen Pharmakonzern Beecham (ab 1989 SmithKline-Beecham, seit 2000 GSK GlaxoSmithKline), der das Unternehmen mit einer weiteren Tochtergesellschaft, der 1970 gekauften Fischer + Fischer GmbH aus Bühl/Baden (Badedas, Duschdas, Uhu-Kleber), zur Lingner + Fischer GmbH zusammenschloss.

SmithKline-Beecham verkaufte die Marken Badedas, Brylcreem, Duschdas und Pitralon 1993 an den US-Konsumgüterkonzern Sara Lee (Bellinda, Champion Sport, Dim, Douwe Egberts, Hanes, Jonker Fris, Nur Die, Playtex, Sara Lee Backwaren, Van Nelle), dessen Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschiedliche Pitralon-Varianten auf den Markt brachten. Neben dem After Shave und der Preshave-Lotion gab es nun auch Eau de Toilette, Seife und Duschgel von Pitralon.

2009 verkaufte Sara Lee sein Körperpflegegeschäft an den Unilever-Konzern, der die Marke Pitralon schon 2014 an die Labori International B.V. aus Breda (Niederlande) weiterreichte. Labori kaufte in den nächsten Jahren noch weitere alte Marken, die ihren Zenit schon lange überschritten hatten (AoK, Hâttric, Satina, Vinolia).

Text: Toralf Czartowski

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