Markenlexikon

Pfizer

Ursprungsland: USA

Der Chemiker Karl (Charles) Christian Friedrich Pfizer (1824 – 1906) und sein Cousin Karl (Charles) Erhard (1821 – 1891), ein Konditor, stammten aus Ludwigsburg bei Stuttgart. 1848 wanderten beide nach Amerika aus und gründeten ein Jahr später in Brooklyn/New York eine Firma zur Produktion von Rohchemikalien für die Lebensmittel- und Pharma-Industrie, vor allem Weinstein- und Zitronensäure. Eines der ersten erfolgreichen Medikamente war das Antiparasitikum Santonin. Anfang der 1920er Jahre avancierte Pfizer zum weltgrößten Produzent von Zitronensäure. 1944 begann Pfizer mit der Massenproduktion von Penizillin. 1946 erwarb das Unternehmen die Victory-Werft der Electric Boat Company in Groton/Connecticut und errichtete dort die damals größte Zitronensäurefabrik der Welt. 1950 kam das Breitband-Antibiotikum Terramycin auf den Markt, das erste Medikament, das unter dem Namen Pfizer verkauft wurde. Gleichzeitig entstanden die ersten Niederlassungen außerhalb der USA. In der breiten Öffentlichkeit wurde das Unternehmen vor allem durch die Potenzpille Viagra gegen Potenzstörungen bekannt, die 1998 für das Medienereignis des Jahres sorgte.

Keine andere Marke ist weltweit so schnell bekannt geworden wie Viagra, die blaue Pille gegen Potenzstörungen, für die Pfizer im März 1998 von der US-Arzneimittelbehörde FDA (Federal Drug Administration) die Zulassung erhielt; die Zulassung für die EU folgte im September 1998. Amerikanische Ärzte füllten in den ersten acht Wochen mehr als eine Million Verschreibungen für das Mittel aus. Das Präparat war von Pfizer ursprünglich gegen Herzinsuffizienz entwickelt worden, führte aber entgegen den Erwartungen bei den Testpersonen zu intensiveren Erektionen. Im Laufe der klinischen Entwicklung wurde Viagra bei mehr als 3700 Männern im Alter von 19 bis 87 Jahren mit variierendem Impotenzgrad getestet. Bei 60 bis 80 Prozent waren die Ergebnisse erfolgreich. Die sexuelle Begierde beeinflusst Viagra im Gegensatz zur öffentlichen Meinung jedoch nicht. Das Medikament unterstützt lediglich die Erektionsfähigkeit.

Der Name Viagra leitet sich ab von »vigor« (lat. Lebenskraft) und »Niagara Falls«. Diese Wasserfälle sind bei Amerikanern einerseits ein beliebtes Reiseziel während der Flitterwochen (wo es mit dem Sex meist auch ohne Viagra noch klappt) und andererseits ein Sinnbild für unbändige Kraft.

Inzwischen haben auch die Konkurrenten nicht geschlafen. Der amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly brachte im Februar 2003 Cialis auf den Markt, die deutsche Bayer AG und GlaxoSmithKline aus Großbritannien folgten im März 2003 mit Levitra. Die Wirkstoffe Sildenafil (Viagra), Tadalafil (Cialis) und Vardenafil (Levitra) haben eine ähnliche Wirkung. Sie hemmen das Enzym Phosphodiesterase Typ 5 (PDE-5), das für die (oftmals verfrühte) Beendigung einer Erektion verantwortlich ist. Daher werden diese Wirkstoffe auch PDE-5-Hemmer genannt. Levitra wirkt jedoch schneller (in einer Stunde erreicht der Wirkstoff im Blut seine maximale Konzentration) und Cialis dauerhafter (bis zu 36 Stunden).

1999 erwarb Pfizer den Konkurrenten Warner-Lambert (Accupril, Benadryl, Cognex, Dentyne, Lipitor, Listerine, Lubriderm, Neurontin/Gabapentin, Rezulin, Schick, Wilkinson), 2003 die Pharmacia Corporation (Bextra, Celebrex, Detrol, Medrol, Nicorette/Nicotrol, Rogaine/Regaine, Xalatan/Xalacom, Xanax) und 2009 Wyeth (Advil, Ativan, Caltrate, Centrum, ChapStick, Dimetapp, Effexor, Enbrel, Premarin, Prevnar, Protonix, Robitussin, Tygacil, Zosyn). Die Consumer-Healthcare-Sparte (Benadryl, Listerine, Lubriderm, Neosporin, Nicorette, Olynth, Rhinopront, Sudafed, Visine, Zantac) verkaufte Pfizer 2006 an Johnson & Johnson (Aveeno, Band-Aid, Clean & Clear, Neutrogena, o.b., Penaten, Reach, Splenda).

Die wichtigsten Medikamente von Pfizer sind Caduet (2004; Kombinationspräparat zur gleichzeitigen Behandlung von Patienten mit Bluthochdruck und zu hohem Cholesterinspiegel), Champix/Chantix (2006; Medikament zur Rauchentwöhnung), Celebrex (1999; Arthritis-Mittel), Diflucan (1990; Behandlung von Infektionskrankheiten), Lipitor/Sortis (1997; Cholesterinsenker), Lyrica (2005; zur Behandlung von Epilepsie und neuropathischen Schmerzen), Norvasc (1992; Behandlung von Bluthochdruck), Relpax (2003; Migräne-Medikament), Sutent (2006; Krebsmedikament), Vfend (2002; Behandlung von Pilzinfektionen), Viagra (1998; Steigerung der Erektionsfähigkeit), Zithromax (1992; Behandlung von Infektionskrankheiten) und Zoloft (1992; Antidepressivum).

Text: Toralf Czartowski

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