Markenlexikon

Persil

Ursprungsland: Deutschland

Jahrhunderte lang wurde Wäsche mit Seife oder später Seifenflocken gewaschen bzw. geschrubbt. Erst der Einsatz von Bleichmitteln und Soda machten das Waschen einfacher. Der Chemiker und Kaufmann Friedrich (Fritz) Karl Henkel (1848 – 1930), der 1876 mit zwei Kompagnons in Aachen die Firma Henkel ins Leben rief, entwickelte kurz nach der Firmengründung solch ein Waschmittel: Henkel's Bleich-Soda war ein pulverisiertes Gemisch aus Soda und Wasserglas, das das Wasser enthärtete und die darin enthaltenen Eisen- und Mangansalze band, wodurch ein Vergilben der Textilien verhindert wurde.

1907 brachte Henkel das erste selbsttätige Waschmittel der Welt auf den Markt: Persil – benannt nach den beiden Hauptbestandteilen Perborat und Silikat. Der durch das Bleichmittel Perborat beim Waschen aufperlende Sauerstoff machte das Schrubben der Wäsche unnötig. Das Silikat diente zum Entkalken. Mit einer für damalige Zeiten gigantischen Werbekampagne wurde Persil am Markt eingeführt. Kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs war Persil bereits in fast allen europäischen Ländern präsent und Henkel der größte Waschmittelhersteller Europas.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs verlor Henkel jedoch die Persil-Markenrechte in Großbritannien, Irland und Frankreich, wo das Waschmittel seit 1909 in Lizenz produziert wurde, an die dortigen Herstellerfirmen. Beide Unternehmen gingen später in den Besitz des niederländisch-britischen Unilever-Konzerns über, der Persil noch heute in diesen Ländern herstellt.

Ab 1922 wurde Persil mit der berühmten Werbefigur »Die Weiße Dame« des Berliner Karikaturisten und Maler Kurt Heiligenstaedt beworben. Bis in die 1960er Jahre hinein lächelte sie von Werbeplakaten, von Emaille-Schildern oder öffentlichen Uhren auf die vorbeieilenden Konsumenten herab, natürlich immer mit einem Päckchen Persil in der Hand. Zuvor hatte es auch Plakate mit einem Teufel und dem Slogan »Persil spart Kohle, Arbeit, Zeit und Geld« gegeben. Der erste TV-Werbespot, der 1956 im deutschen Fernsehen lief, stammte ebenfalls von Persil.

Persil
Persil

In der DDR wurde Persil vom früheren Persil-Werk in Genthin bis 1968 produziert, danach ersetzte man es durch das Vollwaschmittel Spee (= SPEzial-Entwicklung). 1990 erwarb Henkel das Genthiner Werk zurück und brachte Spee in verschiedenen neuen Varianten auch in den alten Bundesländern auf den Markt.

Nachdem Unilever 1955 mit Sunil ein synthetisches Vollwaschmittel auf den Markt gebracht und dem Marktführer damit erhebliche Marktanteile abgejagt hatte, stellte Henkel Persil 1958 ebenfalls auf synthetische Waschrohstoffe um (Slogan: »Persil 59 – das beste Persil, das es je gab«). Dr. Heinrich Gottlob Bertsch (1897 – 1981), ein Chemiker der Chemnitzer Chemiefabrik Böhme hatte das erste synthetische Waschmittel der Welt auf der Grundlage von Fettalkoholsulfaten bereits 1929 entwickelt; 1933 war es unter dem Handelsnamen Fewa (= FEinWAschmittel) auf den Markt gekommen. Henkel erwarb die Böhme Chemiefabrik und die Fewa-Markenrechte 1935, der Krieg verhinderte jedoch eine weitere Entwicklung vorerst.

1973 verwendete Henkel erstmals den Werbeslogan »Persil – da weiß man, was man hat.«, den der Werbetexter Werner Butter (»Der VW läuft und läuft und läuft...«) bereits 1969 für VW getextet hatte. Ähnlich berühmt wie die Ariel-Klementine wurde der Persil-Mann Jan-Gert Hagemeyer, der die Fernsehzuschauer von 1975 bis 1985 im Stil eines seriösen Persil-Produktmanagers davon zu überzeugen versuchte, dass sie doch bitte bei Waschmitteln auf Qualität und nicht auf den Preis achten sollten. Weitere Persil-Varianten sind/waren u.a. Persil phosphatfrei (1986), Persil flüssig (1987), Persil Supra (1990), Persil Color (1991), Persil Megaperls (1994), Persil Tabs (1998) und Persil Sensitiv (1999).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain