Markenlexikon

Osborne

Ursprungsland: Spanien

Das Gebiet um die Städte Jerez de la Frontera, Puerto de Santa Maria und Sanlucar de Barrameda im südwestspanischen Andalusien gehört seit Jahrhunderten zu den wichtigsten Weinanbaugebieten der iberischen Halbinsel. Bereits im 16. Jahrhundert brachten englische Seefahrer die ersten Ladungen Sherry-Wein von Cádiz ins englische Plymouth, von wo der Sherry seinen Siegeszug auf der britischen Insel antrat. Die Engländer erfanden auch das Wort Sherry, weil ihnen Jerez zu schwierig war.

Der englische Weinhändler Thomas Osborne Mann ließ sich 1771 in Cadiz nieder, wo er sich bald mit den damaligen Größen der Sherry-Dynastien anfreundete und 1772 die Weinhandelsfirma Osborne y Compania gründete. 1825 heiratete er Aurora Böhl de Faber, die Tochter des deutschen Konsul Nicolas Böhl de Faber, der zu dieser Zeit Manager der Bodegas Duff-Gordon war. Diese Weinkellerei hatte Sir James Duff, der britische Konsul in Cadiz, gemeinsam mit seinem Neffen Sir William Gordon 1768 in Puerto de Santa María gegründet. 1833 stieg Osborne als Partner bei Duff-Gordon ein. 1872 übernahmen Osbornes Söhne Thomas und Juan Nicolás die Firma vollständig (der Gründer war bereits 1854 gestorben).

Osborne
Osborne

Wesentlich bekannter als der Markenname, ist jedoch das weltweit bekannte Symbol der Firma: El Toro – ein auf einer Bergspitze vor einem malerischen Sonnenuntergang stehender schwarzer Stier, den der Künstler Manolo Prieto 1956 für die Brandymarke Osborne Veterano erfunden und gezeichnet hatte. Dieses Bild kommt in Spanien einem Nationalheiligtum gleich – denn was könnte das innerste Wesen eines Spaniers besser darstellen? Passenderweise befindet sich neben der Bodegas Osborne in Puerto de Santa María auch gleich die örtliche Stierkampfarena. Als die spanische Regierung 1988 drastische Schritte gegen die überall in der Landschaft herumstehenden Werbetafeln unternahm, und ein Gesetz erließ, das die Entfernung jeglicher Werbung entlang der Autobahnen außerhalb des Stadtgebietes verlangte, kochte der Volkszorn hoch. Es hagelte böse Briefe und Anrufe. Sollen sie den Marlboro-Mann ruhig abmontieren, El Toro jedoch niemals. Schließlich machte man für den Osborne-Stier eine Ausnahme; der Markenname Veterano Osborne musste allerdings schwarz übermalt werden. 1997 gelangte der Oberste Gerichtshof Spaniens in seinem abschließenden Urteil schließlich zu der Erkenntnis, dass der schwarz Stier inzwischen Teil der spanischen Landschaft und damit Kulturgut geworden ist. Nun darf er dort stehen bleiben, wo er hingehört.

Die Unternehmen der Grupo Osborne produzieren heute neben Wein und Spirituosen (Brandy, Sherry, Portwein, Wein, Wodka, Likör, Rum) auch Erfrischungsgetränke, Mineralwasser, Energydrinks (Toro XL) und Fleischprodukte; außerdem betreibt das Unternehmen eine Restaurantkette.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain