Markenlexikon

Olivetti

Ursprungsland: Italien

Der Elektroingenieur Samuel David Camillo Olivetti (1868 – 1943) gründete 1896 in Ivrea, 50 Kilometer nördlich von Turin, zunächst eine Firma für elektrische Messinstrumente. 1908 begann er auch Schreibmaschinen herzustellen. Die Olivetti M1 von 1911 war die erste in Italien entwickelte Schreibmaschine. Mit der MP1 Ico stieg die Firma 1932 in den Markt der transportablen Schreibmaschinen ein. In den 1930er Jahren folgten mechanische Rechenmaschinen, dann 1948 elektrische Rechner. Der Gründer legte von Anbeginn großen Wert auf das Design der Maschinen. Bereits in den 1930er Jahren beschäftigte die Firma Grafikdesigner, Produktdesigner und Architekten, die sich ganz der Gestaltung der Produkte, der Werbung und der Firmengebäude widmeten. Später, in den 1960er Jahren, nahm das Museum of Modern Art mehrere Olivetti-Geräte in seine Sammlung auf.

Olivetti war für damalige Zeiten ein außerordentlich soziales Unternehmen mit hohen Löhnen, Betriebskrankenkasse, Kindergarten, Mütterfürsorge, Begabtenförderung, Urlaubsheimen und kulturellen Angeboten. Adriano Olivetti (1901 – 1960), der Sohn des Gründers, der Olivetti von 1932 bis 1960 leitete, gründete 1947 den Verlag Edizioni di Comunità und etablierte eine progressive kulturelle Gemeinschaftsbewegung (Movimento Comunità), die ein utopisches Ideal des Gemeinschaftslebens propagierte. Adirano beschäftigte sich auch mit der Stadtplanung. Der Ort Ivrea wuchs durch Olivetti zu einer Stadt mit rund 30.000 Anwohnern heran. Die 27 zwischen 1930 und 1960 errichteten Fabriks-, Verwaltungs- und Wohngebäude von Olivetti in Ivrea sind heute ein Freilichtmuseum der modernen Architektur und seit 2018 UNESCO-Welterbestätte.

Ab Mitte der 1950er Jahre engagierte sich der damals führende europäische Büromaschinenhersteller auch in der Elektronik- und Computerindustrie. 1959 brachte Olivetti den ersten italienischen Computer auf den Markt (Elea 9003) und 1965 den ersten frei programmierbaren Tischrechner der Welt (Programma 101), den manche heute als legitimen Vorgänger der Personal-Computer ansehen. Die US-Weltraumbehörde NASA nutze mehrere dieser Rechner zur Steuerung des Funkverkehrs der Apollo-11-Mission, mit der erstmals Menschen auf den Mond gelangten.

Die Großrechnersparte wurde 1964 an den US-Konzern General Electric verkauft. Olivetti konzentrierte sich nun wieder mehr auf elektronische Schreibmaschinen, Rechen- und Buchungsmaschinen sowie kleinere Tischrechner. 1982 stieg das Unternehmen in den Markt der Home- und Personal-Computer ein. In den 1980er Jahren war Olivetti der führende europäische Büromaschinenhersteller (elektronische Schreibmaschinen, Buchungsmaschinen, Tischrechner) und gleichzeitig der zweitgrößte PC-Hersteller Europas nach IBM. Von 1986 bis 1994 gehörte Olivetti auch der deutsche Büromaschinen- und Computerhersteller Triumph-Adler.

Infolge des Preisverfalls in dieser Branche wurde die Computer-Produktion 1997 wieder eingestellt. Dafür engagierte sich der Konzern seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt in der Telekommunikationsbranche (Mobilfunknetz Omnitel mit Mannesmann, Festnetz Infostrada mit Telecom Italia).

Von 1999 bis 2002 gehörte die Olivetti S.p.A. erst teilweise dem französischen Computerkonzern Bull und dann einem Konsortium, das sich im Besitz des Reifenherstellers Pirelli und der Edizioni Holding (Benetton) befand. 1999 erwarb Olivetti eine 51-prozentige Beteiligung an dem italienischen Telekomkonzern Telecom Italia, der gerade erst privatisiert worden war. 2003 übernahm Olivetti die Telecom Italia S.p.A. schließlich ganz. Das Unternehmen wurde anschließend so umstrukturiert, dass Telecom Italia als Muttergesellschaft fungierte und Olivetti als Tochtergesellschaft. Der zunächst nur für die Mobilfunksparte verwendete Markenname TIM (Telecom Italia Mobile) wurde 2016 auf das ganze Unternehmen übertragen (TIM S.p.A.)

Die Produktpalette von Olivetti umfasst heute u.a. Drucker/Kopierer, Multifunktionsgeräte, Tischrechner, Kassen, Telefone, Modems, Fernmessgeräte, Smart Lighting Systeme und Tablet-Computer.

Text: Toralf Czartowski