Markenlexikon

MZ

Ursprungsland: Deutschland

Das seit 1906 existierende DKW-Motorradwerk in Zschopau/Sachsen wurde 1945/1946 als Teil der Industrieverwaltung Fahrzeugbau (IFA) verstaatlicht und demontiert. Teile der Fertigungsanlagen gelangten nach Ischewsk, Minsk und Kowrow, wo noch jahrelang DKW-Motorräder unter anderen Namen gebaut wurden. Erst 1949 lief die Motorradproduktion in Zschopau wieder an. Zunächst bekamen die dort gebauten Maschinen auf Basis der DKW RT 125 den Namen IFA-DKW. Ab 1952, als die Firma in Motorradwerke Zschopau umbenannt worden war, hießen sie nur noch IFA. Das Kürzel MZ führte man 1956 ein.

MZ spezialisierte sich auf solide konstruierte 125er, 150er und 250er Maschinen mit Einzylinder-Zweitaktmotoren – einzige Ausnahmen waren die MZ BK-350 mit Boxermotor und Kardanantrieb (1953 – 1959) sowie die MZ ES-300 (1962 – 1965) für den Gespannbetrieb. Eine bahnbrechende MZ-Entwicklung war 1953 die vollständig gekapselte Antriebskette, die fortan bei allen DDR-Zweirädern verbaut wurde. Nachdem die Suhler Simson-Werke 1961 die Motorradproduktion zugunsten von Mofas, Mopeds, Mokicks und Leichtkrafträdern eingestellt hatten, war MZ der einzige Motorradhersteller der DDR.

MZ
MZ

Zahlreiche Siege bei internationalen Rennveranstaltungen, die einfachen und robusten Konstruktionen sowie moderate Preise führten dazu, dass die MZ-Motorräder in über hundert Länder der Welt exportiert werden konnten. Von 1956 bis 1991 gab es vier grundlegende Baureihen (1956 – 1978 ES, 1968 – 1973 ETS, 1973 – 1985 TS, 1981 – 1991 ETZ).

Nach dem Ende der DDR versuchte sich das privatisierte Unternehmen mit neuen Motorrädern und Motorrollern sowie zugekauften Viertaktmotoren (Rotax, Yamaha) auf dem Markt zu behaupten. Doch gegen die etablierten Hersteller aus Japan, Italien, Großbritannien und den USA hatte MZ auf Dauer keine Chance. Es kam zu mehreren Eigentümerwechseln, Neugründungen, Produktionseinstellungen und Insolvenzen. 1994 wurde der MZ-Firmensitz nach Zschopau-Hohndorf, in die früheren Produktionshallen der Zylinderschleiferei, verlegt.

Die Insolvenz von 2012 führte schließlich zum endgültigen Aus des Unternehmens. Nach der Abarbeitung eines Auftrags für die Schweizer Post (Elektrodreiräder) endete 2013 die fast hundertjährige Geschichte des Motorradbaus in Zschopau (DKW hatte 1919 in Zschopau die ersten Motorfahrräder gefertigt). Einige nicht abgerissene Produktionsgebäude des ehemaligen Zschopauer MZ-Stammwerkes stehen heute unter Denkmalschutz und werden weiterhin gewerblich genutzt.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain