Markenlexikon
Das Bremer Bankhaus H. Upmann, das den Brüdern Hermann und August Hupmann gehörte, besaß auch eine Zweigstelle in Havanna. Der dortige Geschäftsführer verschickte gelegentlich kubanische Zigarren an seine europäischen Kollegen und an die Kunden der Bank. Daraus entwickelte sich bald ein regelmäßiges Geschäft. 1844 wurde der Name H. Upmann als Zigarrenmarke eingetragen. Den Buchstaben »H«, der im Spanischen nicht gesprochen wird, ließen die Brüder wegfallen, dafür wurde er dem verkürzten Nachnamen als Abkürzung für »Hermanos« (span. Brüder) vorangestellt. 1845 errichtete die Bank eine eigene Fabrik in der Calle San Miguel 75 in Havanna, wo die Zigarren fortan hergestellt wurden. Eine weitere Fabrik in Havanna nahm 1890 ihren Betrieb auf.
Infolge des 1. Weltkriegs kam die Firma, die inzwischen noch eine dritte Fabrik in Calabazar, 20 Kilometer von Havanna entfernt, betrieb, in finanzielle Schwierigkeiten, die 1922 schließlich zum Bankrott führten. Ursache dafür war auch die deutsche Herkunft der Familie Upmann. Anschließend wechselte das Unternehmen mehrmals den Besitzer. Zunächst wurde die Handelsfirma J. Frankau & Co. aus London, die ebenfalls von einem Deutschen gegründet worden war, inzwischen aber zur Firma Braden & Stark gehörte, neuer Eigentümer. Für die Zigarrensparte etablierte Braden & Stark extra eine neue Firma (J. Frankau S.A.) Bereits 1924 verpachtete Frankau die Zigarrenfabriken auf Kuba an die spanisch-kubanische Firma Solaun and Bros.
1935 erwarb die britische Firma J. R. Freeman & Son aus Cardiff, die seit 1859 ebenfalls Zigarren herstellte, die J. Frankau S.A. und damit auch die H. Upmann y Cia. Da sich das Management der kubanischen Fabriken von London aus schwierig gestaltete, verkaufte J. R. Freeman die H. Upmann y Cia. noch im gleichen Jahr an Alonzo Menéndez, Benjamin Menéndez und den früheren Partagás-Chef Pepe Garcia. Noch 1935 führte deren Firma Menéndez y Garcia eine neue Export-Zigarre ein, die nach der zigarrerauchenden Hauptfigur aus Alexandre Dumas' Roman »Der Graf von Monte Cristo« benannt war (Montecristo). 1944, hundert Jahre nachdem die Marke H. Upmann etabliert worden war, wurde die Produktion der H.-Upmann-Zigarren in eine neue Fabrik in die Calle Amistad verlegt. In der gleichen Straße lag auch die Fabrik von Partagás.
Nach der kubanischen Revolution von 1959 und der Verstaatlichung der Tabakfirmen, versuchten die ehemaligen Eigentümer die Zigarrenproduktion aus ihrem Exil neu aufzubauen. Die Familien Menéndez und Garcia ließen sich auf den Kanarischen Inseln nieder. Pepe Garcia kaufte bald darauf die Menéndez-Anteile auf und gründete auf den Kanaren die Firma Compañia Insular Tabacalera (CIT), die ihre Zigarren unter den Markennamen Montecruz (eine Kopie der originalen Montecristo), Don Diego, Flamenco und Don Marcos vermarktete. CIT wurde 1972 von der US-amerikanischen Consolidated Cigar Company übernommen, die die Produktion nach La Romana (Domikanische Republik) verlegte. 1978 brachte die Cifuentes-Familie mit finanzieller Hilfe der General Cigar Company eine eigene Partagás auf den Markt, die zunächst in Jamaika und seit 1979 in der Dominikanischen Republik hergestellt und hauptsächlich in den USA verkauft wird.
1994 gründete das staatliche kubanische Tabakunternehmen Cubatabaco (Empresa Cubana del Tabaco) das Tochterunternehmen Corporación Habanos S.A., das den internationalen Vertrieb und die Vermarktung der kubanischen Zigarrenmarken wie Bolívar, Cohiba, El Rey del Mundo, Hoyo de Monterrey, H. Upmann, Montecristo, Partagás, Punch, Quintero oder Romeo y Julieta übernahm. 1999 beteiligte sich der spanisch-französische Tabakkonzern Altadis, der im selben Jahr aus dem Zusammenschluss der Tabakhersteller Tabacalera (Ducados, Fortuna, Nobel) und Seita (Gauloises, Gitanes) entstanden war, mit 50 Prozent an der Corporación Habanos. Die Altadis-Vorgängerunternehmen hatten die kubanischen Zigarren bereits vorher in Frankreich und Spanien vermarktet. Zu gleichen Zeit erwarb Altadis die Consolidated Cigar Company (Antonio y Cleopatra, La Corona, Muriel, Primo Del Rey, Roi Tan), die mehrere kubanische Zigarrenmarke in ihrer La-Romana-Fabrik in der Dominikanischen Republik herstellte, u.a. die Montecristo. Mit der finanziellen Hilfe von Altadis wurden die kubanischen Zigarren weltweit (außer in den USA) als Luxusprodukt positioniert, was dazu führte, dass man unbekanntere Marken wie Gispert oder Troya einstellte und sich dafür auf Premiummarken wie Cohiba, Montecristo oder Partagás konzentrierte.
2008 wurde Altadis vom britischen Tabakkonzern Imperial Tobacco (seit 2016 Imperial Brands; Astor, Davidoff, Drum, Embassy, Ernte 23, John Player, John Player Special, JPS, Kool, Lambert & Butler, Peter Stuyvesant, R1, Superkings, Van Nelle, West, Winston) übernommen, dem nun auch die Habanos-Beteiligung gehört.