Markenlexikon

Moët & Chandon

Ursprungsland: Frankreich

Die ersten absichtlich erzeugten Schaumweine waren vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts in Frankreich entstanden. Eine Legende berichtet, dass Dom Pierre Pérignon (1638 – 1715; Dom oder Don ist in südeuropäischen Ländern eine gebräuchliche Anrede für Priester), der Kellermeister der Benediktiner-Abtei Saint Pierre de Hautvillers in der Champagne, erstmals Schaumwein hergestellt haben soll. Der Mönch hatte 1690 einen Flaschenverschluss aus der Rinde spanischer Korkeiche entwickelt. Bis dahin waren zum Verschließen der Weinflaschen hanfumwickelte Holzstöpsel verwendet worden, die dem durch die Gärung entstehenden Druck oftmals nicht standhielten. Ob der früh erblindete Kellermeister, der in seinem Leben keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken haben will, den Wein daraufhin wirklich in den nun richtig verschlossenen Flaschen weitergären ließ und damit die Grundlage für die Champagner-Herstellung schuf, ist eher fraglich.

Gesichert ist dagegen die Erkenntnis, dass Dom Pérignon ein Meister des Verschneidens verschiedener Rebensorten und Lagen zu einer ständig gleichbleibenden Mischung war. Er soll auch der Erste gewesen sein, der aus dunklen Trauben Weißwein erzeugte. Ebenso schreibt man ihm das heute weit verbreitete Flaschenfüllvolumen von 0,7 Liter zu, das er als durchschnittliche Trinkmenge männlicher Erwachsener beim Abendessen erkannt haben will. Dom Pérignon starb 1715, doch sein Name lebt bis heute fort. 1794 erwarb der Champagner-Hersteller Moët die Ländereien und Weinberge des während der Französischen Revolution (1789 – 1799) enteigneten Klosters Hautvillers, wo auch Dom Pérignon begraben liegt. Das Kloster ist heute ein Museum. Die Rechte an dem Namen Dom Pérignon gehörten allerdings der Champagner-Kellerei Eugène Mercier & Cie. aus Epernay, die diese Marke jedoch nie benutzte.

Claude Moët (1683 – 1760), Nachkomme einer alten Weinhändlerfamilie und Besitzer einiger Weinberge im Marnetal, war ein großer Bewunderer des Mönchs. Wahrscheinlich kannten sich die beiden auch persönlich, obwohl Dom Pérignon wesentlich älter war. 1743 gründete Claude Moët in Epernay, einige Kilometer südlich von Hautvillers, eine eigene Champagner-Kellerei. Claude Louis Nicolas Moët, der Sohn des Gründers, und sein Enkel Jean-Rémy Moët, der mit Napoleon befreundet war, machten die Kellerei zum führenden Champagner-Hersteller Europas. 1832 übergab Jean-Rémy Moët die Geschäfte an seinen Sohn Victor Moët und an seinen Schwiegersohn Pierre-Gabriel Chandon, woraufhin die Firma in Moët & Chandon umbenannt wurde. 1930 erwarb Moët & Chandon von Mercier die Nutzungsrechte an dem Namen Dom Pérignon und brachte 1936 den gleichnamigen Prestige-Cuvée auf den Markt; die Herstellung dieses Jahrgangs-Champagners hatte bereits 1921 begonnen. Seit 1987 gehört Moët & Chandon zum Luxusgüterkonzern LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton. Jedes Jahr verschickt das Unternehmen mehr als zwanzig Millionen Flaschen Champganer in über 140 Länder der Welt.

Moët & Chandon
Moët & Chandon

Die Unterschiede zwischen Champagner und anderen Schaumweinen (Sekt, Cava) liegen in den verwendeten Rebsorten (Champagner darf nur aus den Sorten Pinot Noir, Pino Meunier und Chardonnay hergestellt werden), dem Anbaugebiet und Herstellungsort (Champagne) sowie einem aufwendigen Herstellungsverfahren (Méthode Traditionelle oder Méthode Champenoise), der sogenannten traditionellen Flaschengärung, die jedoch auch bei Sekt oder Cava anwendbar ist.

Dabei wird der in einem Stahltank bereits vergorene Grundwein zusammen mit einer Mischung aus älterem Wein, Rohrzucker und speziellen Hefen in Flaschen gefüllt, die behelfsmäßig mit Plastikkorken verschlossen werden. In der Flasche findet nun eine zweite Gärung statt, die rund zwei Monate dauert. Dabei entwickelt sich natürliche Kohlensäure. Andererseits sorgt der Hefesatz je nach Lagerung, die zwischen einem und drei Jahren, in Ausnahmefällen sogar bis zu fünfzig Jahre dauern kann, für eine Geschmacksverbesserung.

Um die Gärungsrückstände entfernen zu können, müssen die anfangs auf dem Kopf stehenden Flaschen von sogenannten Rüttelmeistern rund drei Monate täglich gerüttelt, gedreht und Stück für Stück aufgerichtet werden. Am Ende dieser Prozedur befindet sich der gesamte Satz direkt hinter dem Korken. Die Flaschenhälse werden dann in eine eiskalte Salzlösung gesteckt, geöffnet und der Eispropfen schießt heraus.

Vor der endgültigen Verkorkung wird dem Champagner noch eine Mischung aus Wein und Rohrzucker hinzugefügt, einerseits um die bei der Gärung verlorengegangene Menge zu ersetzten, andererseits entscheidet diese Dosage über den Süßegrad des Champagners. Bei sehr langer Hefelagerung oder hochwertigem Jahrgangs-Champagner entfällt die Zugabe der Dosage.

Daneben gibt es noch eine weitere Variante der Flaschengärung, die nicht so aufwendig ist und daher bei weniger hochwertigem Sekt angewandt wird. Nach Beendigung der zweiten Gärung wird der Flascheninhalt in einen Tank gekippt, gefiltert, mit der Dosage versehen und dann wieder in Flaschen abgefüllt.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain