Markenlexikon

Milford

Ursprungsland: Deutschland

Laurens Nikolaus Carl Janssen (1882 – 1950) gründete 1907 in seiner Heimatstadt Leer die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG). Noch im Gründungsjahr verlegte er den Firmensitz aus logistischen Gründen nach Hamburg, dem wichtigsten Umschlagplatz für Tee aus China und Indien. Mit einem Pferdefuhrwerk lieferte Janssen den Tee, den er zuvor von Hamburger Großhändlern erworben und selbst gemischt hatte, zu den Kolonialwarenhandlungen in Hamburg und der näheren Umgebung. Die OTG blieb lange Zeit ein Kleinunternehmen mit wenigen Angestellten, dass sich mit dem Import und dem Großhandel von Tee beschäftigte.

Nach dem Tod des Gründers führte sein Enkel Laurens Heinrich Christian Spethmann (1930 – 2021) die Firma, die damals gerade einmal vier Mitarbeiter hatte, zusammen mit seiner Frau Marianne fort. In den späten 1950er handelte Laurens Spethmann kurzzeitig auch mit Bonbons, Waschmitteln, Fahrrädern, Konserven und Textilien.

Mitte der 1960er Jahre erhielt die OTG nach langen Verhandlungen den Auftrag, den damals gerade expandierenden Discounter Aldi mit Tee zu beliefern. Verpackt wurde der Aldi-Tee unter den Marken Westminster und Westcliff bei der Firma Ludwig Schwarz in Altona (später in Buchholz). Um nicht nur von einem Großabnehmer abhängig zu sein, stieg die OTG 1966 mit der Marke Milford in das Markenartikelgeschäft ein. Laurens und Marianne Spethmann waren kurz zuvor auf dem Weg nach Southampton, wo die Seebestattung eines Verwandten stattfinden sollte, durch den englischen Ort Milford-on-Sea gekommen, dessen angenehmer Klang sie zu dem Markennamen animierte. Mit der neuen Marke wurde die OTG auch für andere Einzelhandelsketten interessant. Später blieferte die OTG auch Discounter wie Lidl, Norma oder Netto Marken-Discount mit Tee.

Mit der Übernahme der österreichischen Firma Grosch Tee aus Innsbruck begann 1972 die Expansion ins europäische Ausland. 1979 entstand die erste Milford-Niederlassung in den USA. Daneben Erwarb die OTG auch Firmen aus der Gesundheits- und Reformhausbranche (1976 Huxol, 1983 Veelmann, 1984 Medin, 1996 Schneekoppe). 1984 wurde der Firmensitz der OTG nach Hittfeld/Seevetal verlegt.

In den 1980er Jahren kam es auf dem deutschen Teemarkt zu einem harten Verdrängungswettbewerb, aus dem die beiden Unternehmen OTG und Teekanne als Gewinner hervorgingen. Die OTG übernahm 1988 zunächst die ostfriesische Traditionsfirma Onno Behrends aus Norden, 1989 die Abpackfirma Ludwig Schwarz aus Buchholz, 1990 Meßmer Tee mit Hauptsitz in Frankfurt/Main und einem Werk in Grettstadt (Bayern) und 1992 britische Firma Keith Spicer. 1994 wurde die OTG erstmals der größte deutsche Teehersteller.

Muttergesellschaft der OTG ist seit 1996 die Laurens Spethmann Holding. Die Marke Milford ist bis heute die OTG-Hauptmarke, Meßmer die nationale Traditionsmarke und Onno Behrends ist für den klassischen Ostfriesentee zuständig.

Text: Toralf Czartowski