Markenlexikon

Martell

Ursprungsland: Frankreich

Bevor sich Jean Martell (1694 – 1753) 1715 mit einem Kolonialwarengeschäft in der südwestfranzösischen Stadt Cognac niederließ, betrieb er auf der britischen Kanalinsel Jersey, wo er geboren worden war, einen Branntweinhandel, der vor allem die Schmuggler in großen Stil belieferte. Nachdem er in eine einflussreiche Wein-Dynastie eingeheiratet hatte, beschäftigte sich die Firma auch mit der Herstellung von Cognac, einem doppelt destillierten Branntwein aus Trauben der Charente.

Nach dem Tod des Gründers führten seine Witwe und ihre beiden Söhne Jean und Frédéric das Handelsunternehmen weiter. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gab die Firma den Handel mit Stoffen, Saatgut und ähnlichen Waren auf.

1831 brachte Martell erstmals einen sogenannten V.S.O.P. (Very Special Old Pale) heraus, einen Cognac, der mindestens vier Jahre im Fass gelagert worden war. Diese Bezeichnung hatte zunächst Hennessy in Großbritannien und den USA verwendet, wo englischsprachige Altersbezeichnungen auf den Flaschen vorgeschrieben waren. In Frankreich gibt es für das Kürzel noch eine andere Interpretation: Versez Sans Oublier Personne (Ausschenken und keinen vergessen).

Bald darauf begann die internationale Expansion des Martell-Cognacs. Neben Hennessy, Rémy Martin und Courvoisier ist Martell heute einer der vier großen französischen Cognac-Hersteller (Big Four). In der 150.000 Quadratmeter großen Fabrikanlage werden täglich zweihunderttausend Flaschen in den unterschiedlichste Ausführungen abgefüllt (u. a. VS, VSOP, Noblige, Cordon Bleu, XO, Cohiba) und in die ganze Welt exportiert.

1988 wurde Martell von dem kanadischen Spirituosenkonzern Seagram (Barton & Guestier, Captain Morgan, Chivas Regal, Clan Campbell, Crown Royal, Glenlivet, Mumm, Perrier Jouët, Sandeman, Seagram's) übernommen. 2000 schloss sich Seagram – inzwischen auch im Besitz der Unterhaltungskonzerne MCA/Universal und PolyGram – mit dem französischen Wasserversorgungskonzern Vivendi zusammen. Um den Deal finanzieren zu können, musste Vivendi-Universal die profitablen Spirituosenmarken 2001 verkaufen: Chivas Regal, Glenlivet, Martell und Seagram Gin wurden von dem französischen Spirituosenkonzern Pernod-Ricard übernommen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain

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