Markenlexikon
Der Elektrokonzern AEG, der seit 1910 auch Flugzeuge baute, gründete 1917 in Berlin die Deutsche Luft Reederei GmbH (DLR), die erstmals das Kranich-Logo verwendete. Hintergrund für diesen Schritt war der Wunsch der AEG-Verantwortlichen, die nach dem Ende des 1. Weltkriegs übrig gebliebenen Flugzeuge für zivile Zwecke zu nutzen. Andererseits wollte die AEG auch weiterhin Flugzeuge bauen, was jedoch letztlich aufgrund der großen Konkurrenz, vor allem der Junkers Flugzeugwerke, scheiterte. 1918 stellte die AEG den Flugzeugbau schließlich ein. Im Februar 1919 nahm die DLR mit einigen alten AEG-Doppeldeckern den Flugverkehr zwischen Berlin und Weimar auf; damit war sie nicht nur die erste deutsche Fluggesellschaft, sondern auch die erste Fluggesellschaft der Welt, die einen regelmäßigen Liniendienst durchführte.
1921 wurde die DLR in die neugegründete Aero-Union AG eingegliedert; die Anteilseigner waren wieder die AEG sowie die Reederei HAPAG (Hamburg Amerikanische Packetfahrt AG) und die Luftschiffbau Zeppelin GmbH. 1923 rief der Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers eine eigene Fluggesellschaft, die Junkers Luftverkehr AG, ins Leben – dieses Unternehmen verwendete erstmals die blau-gelbe Farbkombination. Im gleichen Jahr schlossen sich die Aero-Union AG und die Lloyd Luftdienst GmbH, eine 1920 gegründete Tochter der Reederei Norddeutscher Lloyd, zur Deutschen Aero-Lloyd AG (DAL) zusammen. Hauptstandort der DAL wurde der gerade eröffnete Flughafen Berlin-Tempelhof.
1926 kam es zu einer weiteren Fusion, als sich auf Wunsch des deutschen Staates und unter Beteiligung der Reedereien Norddeutscher Lloyd und HAPAG, die Deutsche Aero-Lloyd AG und die Junkers Luftverkehrs AG zur Deutschen Luft-Hansa AG zusammenschlossen (von 1979 bis 2004 existierte eine Charterfluggesellschaft mit dem alten Namen Aero-Lloyd, die jedoch nichts mit der Lufthansa zu tun hatte). Den Namen – ab 1933 in der Schreibweise Lufthansa – wählte man in Anlehnung an die im 12. Jahrhundert entstandene Norddeutsche Hanse, eine genossenschaftliche Vereinigung norddeutscher Kaufleute. Hanse bedeutet auf althochdeutsch »Schar« bzw. »Bund«. In den 1930er und 1940er Jahren baute die Lufthansa ein internationales Streckennetz auf, das jedoch infolge des 2. Weltkriegs vollständig zum Erliegen kam. Bei der Gründung besaß die Lufthansa 162 Flugzeuge, u.a. die Junkers F 13, das erste in Serie gefertigte Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der zivilen Luftfahrt. Als Heimatflughafen dienste der Flughafen Berlin-Tempelhof. Ein weiterer Standort war der Flughafen Berlin-Staaken.
Bereits in den späten 1920er Jahren flog die Lufthansa nicht nur Ziele in Deutschland an, sondern in zahlreichen weiteren europäischen Ländern. In den 1930er Jahren kamen Strecken in den Nahen und Mittleren Osten sowie nach China hinzu. In Brasilien betrieb die Lufthansa von 1927 bis 1942 die Tochtergesellschaft Syndicato Condor Ltda. Außerdem gehörte das Unternehmn 1927 zu den Gründern der spanischen Fluggesellschaft Iberia. Zu den wichtigsten Flugzeuge der Lufthansa in der Vorkriegszeit gehörten u.a. die Typen Dornier Merkur, Focke-Wulf Fw 200 Condor, Heinkel He 70, Heinkel He 111, Junkers F 13, Junkers G 24, Junkers G 31, Junkers G 38, Junkers Ju 52/3m, Junkers Ju 90 und Junkers Ju 160.
Nach dem Ende des Kriegs wurde den Deutschen der Bau, der Besitz und der Betrieb von Flugzeugen verboten, was 1951 zur Auflösung der Lufthansa führte. Doch bereits 1953 entstand in Köln die Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf (Luftag), die sich 1954 in Deutsche Lufthansa AG umbenannte. 1955 entstand in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die staatliche Fluggesellschaft Deutsche Lufthansa der DDR, die jedoch 1958 infolge einer Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag in Gesellschaft für internationalen Flugverkehr (Interflug) umbenannt werden musste.
1955 nahm die neue Lufthansa den innerdeutschen Flugbetrieb mit vier Lockheed L-1049G Super Constellation und vier Convair CV-340 wieder auf. Noch im gleichen Jahr kam die Nordatlantikstrecke hinzu. Ab 1960 setzte die Lufthansa die moderne vierstrahlige Boeing 707 auf den Mittel- und Langstrecken ein. Von 1964 an wurden die Kurz- und Mittelstrecken vor allem von der dreistrahligen Boeing 727 bedient. In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich die Lufthansa zu einer führenden internationalen Fluggesellschaft, die Ziele auf der ganzen Welt anflog. Vor allem die hohen Sicherheitsstandards machten die bis 1994 offizielle deutsche Fluglinie bei Passagieren auf der ganzen Welt beliebt. Von 1955 an gab es bei zivilen Passagierflügen lediglich vier Flugunfälle mit 143 Toten (Trainings- und Frachtflüge nicht mitgerechnet). Bis Anfang der 1960er Jahre befand sich das Unternehmen in der Hand des deutschen Staates. Die vollständige Privatisierung dauerte bis 1997.
1955 gründete die Lufthansa gemeinsam mit den Reedereien Norddeutscher Lloyd und HAPAG sowie der Deutschen Bundesbahn die Touristikfluglinie Deutsche Flugdienst GmbH, die 1959 vollständig von der Lufthansa übernommen und 1961 in Condor Flugdienst GmbH umbenannt wurde. Zuvor hatte die Lufthansa die 1957 vom Oetker-Konzern gegründete Condor Luftreederei GmbH erworben. 1997 schlossen Lufthansa (Condor) und Karstadt (NUR Neckermann) ihre Touristikaktivitäten in der C&N Touristic AG (ab 2001 Thomas Cook AG) zusammen; diese Beteiligung wurde jedoch 2007 an KarstadtQuelle/Arcandor abgegeben, die restlichen Anteile an der Condor Flugdienst GmbH übernahm 2009 die Thomas Cook Group.
1997 gehörte die Lufthansa neben Air Canada, SAS (Scandinavian Airlines System), Thai International Airways und United Airlines zu den Gründungsmitgliedern der Star Alliance, einer internationalen Luftfahrtallianz. Ziel dieser Kooperation sind aufeinander abgestimmte Flugpläne, kürzere Wartezeiten sowie Senkung der Kosten durch gemeinsame Nutzung von Bodeneinrichtungen.
2001 beteiligte sich Lufthansa an der Regionalfluggesellschaft Eurowings Luftverkehrs AG, die 1993 durch den Zusammenschluss der NFD Luftverkehrs AG Nürnberg (1974 von Hans Rudolf Wöhrl als Nürnberger Flugdienst gegründet) und der RFG Regionalflug GmbH Dortmund (1976 von Reinhard Santner und Henry Hiby als Reise- und Industrieflug GmbH gegründet) entstanden war. Eurowings betrieb seit 1997 auch eine Billigfluglinie (Eurowings Flug GmbH), die 2002 in Germanwings GmbH umbenannt wurde. Seit 2009 gehören Eurowings und Germanwings vollständig zur Lufthansa.
2005 erwarb Lufthansa die Swiss International Air Lines, die frühere nationale Schweizer Fluggesellschaft Swissair, die ihren Flugbetrieb 2002 eingestellt hat, 2008 eine Beteiligung an der US-Billig-Airline Jetblue Airways (19 Prozent), 2009 Brussels Airlines, hinter der sich die nationale belgische Fluggesellschaft Sabena verbirgt (Sabena war 2001 in Insolvenz gegangen) und ebenfalls 2009 Austrian Airlines aus Österreich (inkl. Lauda Air und Tyrolean Airways).
2013 übertrug die Lufthansa die meisten ihrer europäischen Direktflüge an die Low-Cost-Tochter Germanwings, deren Kosten wegen der niedrigeren Gehälter und einer einheitlichen Flotte (Airbus A319/A320) um 20 Prozent niedriger liegen, als die der Muttergesellschaft. Die Lufthansa behielt neben den Intercontinental-Strecken lediglich die Flüge, die in Frankfurt und München landen oder starten.
Hauptsitz der Deutschen Lufthansa AG ist Köln. Die beiden Drehkreuze befinden sich am Frankfurter Flughafen (Interkontinentalflüge) und am Flughafen München (Kontinentalflüge).