Markenlexikon
Dass die Gesundheitsrisiken des Rauchens im späten 19. Jahrhundert noch kein Thema waren beweist die Tatsache, dass der Arzt Dr. Richard Archibald Patterson 1871 in Richmond/Virginia eine Tabakfirma gründete. Die R.A. Patterson Tobacco Company verkaufte unter dem Markennamen Lucky Strike zunächst Pfeifentabak. Der Name bedeutet »Glückstreffer« und entstand in Anlehnung an den kalifornischen Goldrausch von 1849. Auf der Packung war anfangs ein in den Himmel gehobener Hammer eines Goldgräbers abgebildet. Damit ist Lucky Strike die älteste noch existierende amerikanische Tabakmarke. 1903 verkaufte Patterson sein Unternehmen an die Firma W.T. Blackwell & Company, die 1905 von der American Tobacco Company (ATC), dem damals größten US-Tabakkonzern, übernommen wurde.
Nachdem die Konkurrenten Liggett & Myers (Chesterfield) und R.J. Reynolds (Camel) den billigeren American-Blend-Zigaretten zum Durchbruch verholfen hatten, machte American Tobacco aus Lucky Strike 1916 eine Zigarettenmarke; bis 1954 gab es jedoch auch noch losen Tabak in den traditionellen Blechdosen. In den 1930er Jahren avancierte Lucky Strike kurzzeitig zur meistgerauchten Zigarette Amerikas.
American Blend war eine Mischung aus türkischen und amerikanischen Tabaken (Brightleaf, Burley), die in Virginia, Maryland, Kentucky, Tennessee, North Carolina, South Carolina, Georgia und Florida angebaut wurden. Durch die Beimischung der preiswerten einheimischen Tabake war die Herstellung billiger, sodass man die Zigaretten preiswerter als Orientzigaretten verkaufen konnte. Im Gegensatz zu Orienttabaken wurden die amerikanischen Tabakblätter künstlich getrocknet. Dadurch veränderte sich die chemische Zusammensetzung des Tabaks, was dazu führte, dass der Rauch sauer und nicht alkalisch war. Das hatte zur Folge, dass das Nikotin nicht mehr so gut über die Mundschleimhaut aufgenommen werden konnte. Der Rauch musste nun über die Lunge inhaliert werden. Lucky Strike wies auf seinen Verpackungen noch Jahrzehnte später mit der Aufschrift »It's toasted« auf diese Trocknung hin. Die American-Blend-Zigaretten waren stärker und kratziger als die milden und würzigen Orienttabake, deswegen versuchte man später bei den amerikanischen Zigaretten den Geschmack der Orienttabake mit künstlichen Aromastoffen wie Ahornsirup, Kakao, Lakritz, Vanillin oder Zucker nachzuahmen.
Die anfänglich grün-gold-roten Packungen wurden 1942 rot-weiß, weil die U.S. Army während des Krieges dringend Chrom und Kupfer benötigte; beide Metalle waren in den Packungsfarben enthalten. Diese patriotische Geste vermarktete American Tobacco so geschickt, dass Lucky Strike bald zur G.I.-Zigarette schlechthin wurde (Slogan: »Lucky Strike green has gone to war«). Dieses Image hing der Marke noch lange an. Ein weiterer Grund für die Farbänderung war die Tatsache, das die grün-goldene Farbkombination bei Frauen nicht gut ankam. Und gerade diese Zielgruppe hatte American Tobacco damals im Visier.
Die kleine Abbildung auf der Seitenfläche der Schachtel stellt den Indianerhäuptling Powhatan (1547 – 1618) aus der gleichnamigen Stammesföderation dar, die aus rund 30 Algonkin-Stämmen bestand und im Gebiet des heutigen Virginia siedelte. Seine Tochter war die berühmte Pocahontas.
In Deutschland brachte die BAT Cigarettenfabrik GmbH aus Hamburg (HB, Gold Dollar, North State, Krone, Kurmark) Lucky Strike erstmals 1960 auf den Markt. Die Filtervariante, in den USA seit 1964 auf dem Markt, folgte erst 1989. Produziert wurden die Lucky-Strike-Zigaretten in den ATC-Fabriken Durham/North Carolina (bis 1987), Richmond/Virginia (bis 1981) und Reidsville/North Carolina (bis 1994). Heute werden sie in zahlreichen Fabriken überall auf der Welt hergestellt.
Nachdem sich American Tobacco in den 1960er Jahren in zahlreiche andere Branchen eingekauft hatte (u.a. 1966 Sunshine Biscuits, 1968 Jim Beam Whiskey, 1970 Master Lock), benannte sich der Konzern 1970 in American Brands Inc. um. 1994 verkaufte American Brands sein gesamtes Tabakgeschäft (Carlton, Lucky Strike, Pall Mall, Tareyton) an die Brown & Williamson Tobacco Corporation (Capri, Barclay, Belair, GPC, Kool, Raleigh, Viceroy) aus Louisville/Kentucky, die bereits 1978 die Exportrechte für Lucky Strike erworben hatte. Brown & Williamson war seit 1927 eine Tochter des britischen Tabakkonzerns British American Tobacco (BAT; Benson & Hedges, Gold Dollar, HB, Kent, Kim, Krone, State Express 555, Viceroy), zu deren Gründern die American Tobacco Company 1902 gehört hatte.
2004 schloss sich Brown & Williamson mit der R.J. Reynolds Tobacco Company (Camel, Doral, Salem/Reyno, Winston) zusammen. BAT war an dem neuen Unternehmen Reynolds American Inc. zunächst mit 42 Prozent beteiligt (2016 erwarb BAT auch die restlichen Anteile). Lucky Strike ist nun eine Marke des BAT-Konzerns (Camel, Craven A, Dunhill, Glo, Grizzly, HB, Kent, Kool, Lord Extra, Lucky Strike, Newport, Pall Mall, Peter Stuyvesant, Rothmans, State Express 555, Velo, Viceroy, Vogue, Vuse).