Markenlexikon

Lotus

Ursprungsland: Großbritannien

Sein erstes Auto, den Lotus Mark 1, baute der frühere Bauingenieur Anthony Colin Bruce Chapman (1928 – 1982) 1948 auf der Basis eines Austin Seven. Einige weitere folgten noch vor der offiziellen Firmengründung 1952, an der neben Chapman auch Michael Allen beteiligt war. Das erste Auto der zunächst in Hornsey, nördlich von London, ansässigen Lotus Engineering Company (ab 1959 Lotus Cars Ltd.) war der Lotus Mark 4. Bereits einen Monat nach der Gründung schied Allen aus der Firma aus; sein Platz nahm fortan Chapmans Freundin (und spätere Frau) Hazel Williams ein. Zu dieser Zeit arbeitete Chapman hauptberuflich als Entwicklungsingenieur bei der British Aluminium Company. Trotzdem schaffte er es, alle zwei Wochen einen Mark-6-Bausatz fertigzustellen. Der Mark 6 wurde bald auch als Komplettfahrzeug angeboten. 1957 folgte der Mark 7, ein offener Zweisitzer, den es nur als Bausatz gab. Für dieses Modell rief Chapman eine zweite Firma ins Leben (Lotus Components). Der erste geschlossene Sportwagen war 1957 der Lotus Elite mit Ford-Motor und einer Karosserie aus Glasfiber; er ging 1958 in einer neuen Fabrik in Cheshunt (Herfordshire) in Produktion.

Nachdem Lotus für Rennställe wie B.R.M. (British Racing Motors) und Vanwall bereits Fahrgestelle konstruiert hatte, rief er 1957 eine eigene Rennabteilung ins Leben. Colin Chapman galt als einer der genialsten Konstrukteure seiner Zeit. Er entwickelte 1963 den ersten Rennwagen in Schalenbauweise (Monocoque), 1968 brachte er erstmals Flügel an einem Rennwagen an und 1978 läutete er mit dem Lotus 79 die sogenannte Ground-Effect-Ära ein. Diese Autos saugten sich dank eines speziell geformten Unterbodens und seitlicher Schürzen förmlich auf der Strecke fest, was enorm hohe Kurvengeschwindigkeiten ermöglichte. Andererseits galten die Lotus-Rennwagen zeitweise als höchst gefährlich, weil den Konstrukteuren die Technik und vor allem ein geringes Gewicht wichtiger waren als die Sicherheit. Der österreichische Rennfahrer Jochen Rindt sagte über seinen Arbeitgeber einmal: »Bei Lotus werde ich Weltmeister oder ich bin tot«. Er erreichte tragischerweise beides; am 5. September 1970 verunglückte er mit seinem Lotus 72 in Monza tödlich. Ursache waren defekte Bremsen. Der WM-Titel wurde ihm posthum verliehen. Sechsmal konnte sich Lotus den Formel-1-WM-Titel sichern: 1963 (Jim Clark), 1965 (Jim Clark), 1968 (Graham Hill), 1970 (Jochen Rindt), 1972 (Emerson Fittipaldi) und 1978 (Mario Andretti).

1967 zog Lotus nach Hethel bei Norwich um. Ein Jahr später ging das Unternehmen an die Börse, was 1969 zu einer Namensänderung in Group Lotus führte.

Lotus Cars
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Neben den Lotus-Rennwagen waren auch die Straßensportwagen Elite (1957 – 1962), Elan (1962 – 1975, 1989 – 1995), Europa (1966 – 1975, 2006 – 2010), Esprit (1976 – 2003), Excel (1982), Elise (1996 – 2021), Exige (2000 – 2021), Evora (2009 – 2021) und Emira (seit 2022) überaus erfolgreich. Für Talbot entwickelte Lotus den Talbot Sunbeam Lotus 16V, der die Rallye Weltmeisterschaft 1981 gewann, und für Opel/Vauxhall die Sportlimousine Lotus Omega/Lotus Carlton (1991). Der Lotus Esprit kam auch in mehreren Filmen zum Einsatz, u.a. als James-Bond-Auto (1977 »James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte«, 1981 »James Bond 007 – In tödlicher Mission«, 1990 »Pretty Woman«, 1992 »Basic Instinct«). Für die 2003 gegründete US-Firma Tesla Motors entwickelte und baute Lotus von 2008 bis 2012 den elektrisch betriebenen Sportwagen Tesla Roadster.

Nachdem Colin Chapman 1982 verstorben war, ging es mit dem Rennstall stetig bergab. 1986 wurde die Group Lotus von General Motors übernommen, der Formel-1-Rennstall blieb davon jedoch ausgeschlossen. 1987 gewann Ayrton Senna in Detroit das letzte Mal einen Grand-Prix für Lotus. 1993 kam Lotus unter die Kontrolle der A.C.B.N. Holdings (Luxemburg), die dem Bugatti-Eigentümer Romano Artioli gehörte. Als Bugatti jedoch 1995 Konkurs anmelden musste, wurde die britische Investmentfirma 21 Invest International Holdings (einer der Aktionäre war Alessandro Benetton) neuer Eigentümer. Sie verkaufte das Unternehmen kurz darauf mehrheitlich an den malaysischen Fahrzeughersteller Proton (Perusahaan Otomobil Nasional); 2003 erwarb Proton auch die restlichen Anteile. 2017 übernahm der chinesische Automobil-Hersteller Geely, dem auch Volvo Cars gehört und der mit rund 10 Prozent an Mercedes-Benz beteiligt ist, 50 Prozent von Proton.

1996 kam das endgültige Aus für den Lotus-Rennstall, der sich ein Jahr zuvor mit dem ebenso erfolglosen Pacific-Team zusammengeschlossen hatte. 2009/2010 kehrte Lotus mit dem Rennstall Lotus Racing für eine kurze Zeit in die Formel-1 zurück; am Ende der F-1-Saison 2011 benannte sich Lotus Racing jedoch in Caterham F1 Team um.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain

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