Markenlexikon

Loral

Ursprungsland: USA

William Lorenz und Leon Alpert gründeten 1948 im New Yorker Bezirk Bronx die Firma Loral Electronics, die Radar- und Sonar-Systeme für die U.S. Air Force und die U.S. Navy entwickelte und produzierte. Der Firmenname Loral entstand aus den beiden Silben LOR (Lorenz) und AL (Alpert). 1959 ging das Unternehmen an die New Yorker Börse. Zu gleichen Zeit begann Loral mit dem Erwerb von zahlreichen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. 1961 entstand eine weitere Abteilung, die sich mit der damals noch neuen Satellitentechnik beschäftigte (Kommunikationssysteme, Navigationssysteme, Telemetrie).

Obwohl Loral in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre zahlreiche Aufträge des Militärs, aber auch von Luft- und Raumfahrtkonzernen wie General Dynamics erhielt (vor allem für Radarsysteme), kam das Unternehmen Anfang der 1970er Jahre in finanzielle Schwierigkeiten, was hauptsächlich an den vielen Übernahmen in den frühen 1960er Jahren lag, die sich teilweise als nicht profitabel erwiesen. Schließlich holte das Management 1972 den Buchhalter und Unternehmenssanierer Bernard Leon Schwartz ins Boot, der einen Teil der Aktien der Gründer übernahm und anschließend Präsident und CEO von Loral wurde. Alpert und Lorenz zogen sich ins Privatleben zurück. Schwartz konnte das Unternehmen wieder auf Vordermann bringen, u.a. auch durch den Verkauf von verlustreichen Beteiligungen.

In den 1970er Jahren entwickelte Loral für das neue Kampfflugzeug McDonnell-Douglas F-15 Eagle einen Radarempfänger, der innerhalb von zwanzig Minuten von einem Mikrocomputer automatisch umprogrammiert werden konnten, wenn die Sowjetunion die Radarsignale ihrer Flugzeuge änderte. Zuvor mussten in solchen Fällen die Warnempfänger ausgebaut und neu verkabelt werden, was Tage oder Wochen dauerte.

Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte der Konzern ein integriertes Radarsystem für die belgische Luftwaffe, das später auch andere Länder übernahmen. Loral wandelte sich in dieser Zeit von einem Komponentenanbieter, zu einem Komplettanbieter für elektronische Kriegsführung. Dieser Markt wuchs in der Reagan-Ära immer stärker und Loral war in den 1980er Jahren der führende US-Hersteller derartiger Systeme. Daneben betrieb Loral noch seine Satelliten-Sparte, die Komponenten für Satelliten herstellte, und das Geschäft mit Kunststoffverpackungen, das allerdings 1986 verkauft wurde.

1987 erwarb Loral die Aerospace-Sparte des Reifenherstellers Goodyear (Goodyear Aerospace), 1989 die Electro-Optics Division (Navigationssysteme) von Honeywell und 1990 die Aerospace-Sparte des Autokonzerns Ford (Ford Aerospace), die anschließend in Space Systems/Loral umbenannt wurde. Durch diese Übernahmen verdoppelte sich die Größe des Konzerns nahezu und das Unternehmen war nun auch in der Lage, komplette Satelliten für zivile und militärische Zwecke anzubieten. 1991 gehörte Loral zu den Gründern des Satellitenkommunikationsnetzes Globalstar, das im Jahr 2000 den Betrieb aufnahm.

1992 übernahm Loral die Missiles and Space Division des seit 1986 insolventen Mischkonzerns LTV (Ling-Temco-Vought). Dadurch bekam Loral nun noch ein weiteres Geschäftsfeld, was dazu führte, dass der Konzern in 1990er Jahren u.a. auch Panzerabwehrraketen und Startkontrollzentren für das Rapid Execution And Combat Targeting System (REACT) an die U.S. Army und die U.S. Air Force lieferte. Weitere Akquisitionen waren 1994 die Federal Systems Division von IBM und 1995 die Paramax Defense Unit von Unisys.

1996 wurde die Loral Corporation von dem Luft- und Raumfahrtkonzern Lockheed-Martin übernommen, der das Satellitengeschäft in ein neues Unternehmen mit dem Namen Loral Space and Communications ausgliederte und an eine Gruppe von Loral-Mitarbeitern verkaufte (u.a. Bernard Schwartz). Das Verteidigungsgeschäft wurde vollständig in die Lockheed-Martin Corporation integriert.

1997 erwarb Loral Space die Skynet-Satellitensparte von AT&T (Telstar-Satelliten), 1998 den Satellitenbetreiber Orion Network Systems und 2007 den kanadischen Satellitenbetreiber Telesat (Anik, Nimiq), der daraufhin mit Loral Skynet (Telstar) verschmolzen wurde. 2012 verkaufte Loral Space die Tochtergesellschaft Space Systems/Loral (Bau der Satelliten), die nun als SSL firmiert. SSL ist neben Airbus Defence and Space (vorm. Matra-Marconi Space), Boeing Satellite Systems (vorm. Hughes Space), Lockheed Martin Space Systems, Reshetnev und Thales Alenia Space einer der weltweit führenden Entwickler und Hersteller von Satelliten.

Text: Toralf Czartowski