Markenlexikon
Tee wurde jahrtausendelang nur in China getrunken, wo er allerdings hauptsächlich als Heilmittel Verwendung fand. Die gesundheitsfördernde Wirkung besonders des unfermentierten grünen Tees ist inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen. Um 800 sollen buddhistischen Mönche die ersten Samen der Teepflanze (Camellia sinensis) von China nach Japan geschmuggelt haben.
Nach Europa kam der Tee erstmals 1610. Zunächst waren die Holländer, die zu diesem Zeitpunkt das europäische Monopol für den Handel mit Asien besaßen, die einzigen Tee-Importeure, die ganz Europa mit dem damals teuren Luxusgetränk versorgten. Von Batavia (heute Jakarta) in Niederländisch-Indien (heute Indonesien) brachten die holländischen Schiffe der Handelsgesellschaft Vereenigde Oostindische Compagnie den chinesischen und japanischen Tee nach Holland und ab 1644 auch nach England. Die noch heute verwendeten Qualitätsbezeichnungen wie Orange Pekoe oder Flowery Orange Pekoe gehen auf das niederländische Königshaus Orange-Nassau (Oranje-Nassau) zurück.
Die in Mitteleuropa üblichen Begriffe »Tee«, »Tea«, »Thé« und »Té« stammen von dem im südchinesischen Dialekt Min Nan gebräuchlichen Wort »Té« ab, die in Russland und mehreren ost- und südeuropäischen Ländern verwendeten Bezeichnungen »Chai« und »Çay« (in der Türkei) von dem Wort »Cha« (aus dem nordchinesischen Mandarin-Dialekt). Damit der Tee nicht in den Lagern liegenblieb, propagierte der holländische Arzt Cornelius Bontekoe 1679 mit Hilfe einer medizinischen Abhandlungen dessen gesundheitsfördernde Wirkung; Kranken empfahl er beispielsweise bis zu 200 Tassen Tee pro Tag zu trinken. Auftraggeber dieser mittelalterlichen Werbekampagne war die Holländisch-Ostindischen Kompanie.
1662 führte Caterina de Braganca, die Tochter des portugiesischen Königs, die damals gerade den englischen König Charles II. geheiratet hatte, den Tee am englischen Hof ein. Hier entstanden dann auch Sitten wie der »Five O'Clock Tea«, den Anna Gräfin von Bedford 1680 erfand, oder die Tea-Gardens (1732), Parks mit Gehwegen, Musikpavillons und Tee-Verkaufsständen. Das erste Teegeschäft in London eröffnete der Kaffeehändler Thomas Twinning 1717 (Twinings of London ist noch heute eine der großen britischen Teehandelsfirmen). Zu dieser Zeit befand sich das europäisch-asiatische Handelsmonopol bereits in der Hand der britischen East India Company. Die Engländer kultivierten die bis dahin wildwachsenden Tee-Pflanzen auch in ihren Kolonien Britisch-Indien (1834 Assam, 1841 Darjeeling) und Ceylon (1870).
Ein Name, der untrennbar mit englischem Tee verbunden ist, ist der des Schotten Thomas Johnstone Lipton (1848 – 1931). Der Sohn eines irischen Lebensmittelhändlers ging im Alter von 15 Jahren nach Amerika, wo er zunächst auf Tabak- und Reisfeldern arbeitete, später dann in einem New Yorker Lebensmittelgeschäft. 1869 kehrte er nach Glasgow zurück, doch sein Vater konnte mit den neuen Verkausmethoden, die sein Sohn aus den USA mitbrachte, nichts anfangen. 1871 eröffnete Lipton Junior in Glasgow schließlich seinen eigenen Lebensmittelladen, dem bald weitere in ganz England folgten. 1876 gab es bereits 20 Lipton-Shops, wenige Jahre später stieg die Zahl auf über 300. Lipton verkaufte in seinen Läden auch Tee, der aber für die Durchschnittsbevölkerung unerschwinglich war. Um den Tee ohne teuren Zwischenhandel preiswert in seinen Läden anbieten zu können (Slogan: »Direct from the bush to the teapot«), erwarb er 1890 in Ceylon (heute Sri Lanka) eine eigene Teeplantage und errichtete mehrere Tee-Manufakturen. Lipton war auch der Erste, der seinen Tee nicht lose, sondern in Verpackungen verkaufte, wodurch er länger frisch blieb. Thomas Lipton, 1898 von Königin Victoria in den Adelsstand erhoben, trug wesentlich dazu bei, dass sich der Tee in Großbritannien zu einem Volksgetränk entwickelte wie in anderen Ländern der Kaffee. 1927, vier Jahre vor seinem Tod, zog er sich vom aktiven Geschäftsleben zurück.
1937 wurde die US-Firma Thomas J. Lipton von Unilever übernommen; 1972 erwarb Unilever auch das britische Mutterhaus Lipton International. Kurz darauf gab es von Lipton erstmals Ice Tea (Liptonice), eine Tee-Variante, die der amerikanische Kaufmann Richard Blechynden bereits 1904 erfunden hatte.