Markenlexikon

Leibniz

Ursprungsland: Deutschland

Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz (1646 – 1716), der eine Weile in Hannover gelebt hatte, war Mathematiker, Physiker, Philosoph, Hofbibliothekar, Diplomat, Politiker und Historiker in Personalunion – kurz, ein Universalgenie. Dass man ihn auch noch zum Keks machte, hat er zum Glück nicht mehr miterlebt. Als der Hannoveraner Keksfabrikant Hermann Bahlsen seine Kekse 1892 nach ihm benannte, war er bereits 176 Jahre tot. Produktverpackungen mit den Porträts bekannter Persönlichkeiten zu versehen, war damals gerade groß in Mode (u.a. Wasa-Knäckebrot, Mozartkugeln, Schillerlocke, Bismarckhering). Die ursprünglich aus England stammenden Plätzchen, für die Bahlsen das eingedeutschte Wort »Keks« erfand (von engl. Cake = Kuchen), entwickelten sich bald auch in Deutschland zur beliebten Zwischendurchmahlzeit, vor allem bei Reisenden (Slogan: »Was ißt die Menschheit unterwegs? – Na selbstverständlich Leibniz Cakes.«).

1904 wurden die Bahlsen-Kekse erstmals in der luft-, staub- und feuchtigkeitsfesten TET-Verpackung aus Wachspapier verkauft, die eine lange Haltbarkeit garantierte. TET (eigtl. dschet) ist eine altägyptische Hieroglyphe, die soviel wie »ewig-dauernd« bedeutet. 1905, lange bevor Henry Ford mit der damals revolutionären Fließbandtechnik in den USA für Furore sorgte, führte Bahlsen das erste Fließband in Europa ein, um die Leibniz-Kekse schnell und effizient verpacken zu können. 1911 wurde das Wort »Keks« in den Duden aufgenommen.

Leibniz
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Nachdem der Gründer 1919 verstorben war, führten seine Söhne Hans (1901 – 1959), Werner (1904 – 1985) und Klaus (1908 – 1991) das Unternehmen weiter. Neben den Dauerbackwaren stellte Bahlsen bald auch Knabberartikel wie Amerikanische Cräcker (ab 1900), Salzletten-Salzstangen (ab 1935) und ErdnußLocken-Erdnussflips (ab 1960 in Frankreich, 1963 auch in Deutschland) her.

In den 1950er Jahren begann das Unternehmen mit dem Export seiner Produkte, u.a. 1950 in die Schweiz und 1952 in die USA. Bald darauf entstanden zahlreiche internationale Vertriebsgesellschaften (u.a. 1960 Italien und Frankreich, 1962 Österreich, 1967 USA, Luxemburg und Niederlande, 1969 Belgien, 1972 Spanien und England). 1974 nahm Bahlsen die Produktion im Ausland auf (Trimbach/Schweiz, Noyon/Frankreich), 1980 folgte eine Produktionsstätte in den USA (Cary/North Carolina).

Nachdem sich die Gründerfamilie hoffnungslos zerstritten hatte, teilten Werner Michael Bahlsen (* 1949) und Lorenz Bahlsen (*1948) – die Söhne von Werner Bahlsen – ihr Unternehmen 1999 in zwei separate Firmen auf: Bahlsen Hannover – hier werden weiterhin die Dauerbackwaren hergestellt – und Lorenz Bahlsen Snack-World Neu-Isenburg (Knabberartikel). Bahlsen Hannover produziert heute in vier Werken (Barsinghausen, Berlin, Skawina/Polen, Varel).

Um die Dachmarke Leibniz wurde inzwischen ein ganzes Keks-Sortiment aufgebaut, neben dem Original (Slogan: »Leibniz Butterkeks. Knackfrisch. Nur echt mit 52 Zähnen.«) u.a. Minikekse, Doppelkekse, Schokokekse, Knusperkekse, Figurenkekse, Vollkornkekse, Kakaokekse oder Haferkekse.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain