Markenlexikon

Learjet

Ursprungsland: USA

Bevor William Powell Lear (1902 – 1978) damit begann, Geschäftsreiseflugzeuge zu bauen, hatte er bereits mehrere Elektronikfirmen gegründet. 1930 entwickelte er für die Galvin Manufacturing Company das allererste Autoradio, das unter dem Namen Motorola weltbekannt wurde. In den 1950er Jahren lebte er teilweise in der Schweiz.

Nachdem er ein zweistrahliges Geschäftsreiseflugzeug für fünf bis sieben Passagiere entwickelt hatte, gründete er 1962 in St. Gallen die Swiss-American Aviation Corporation. Noch im Gründungsjahr zog das Unternehmen nach Wichita/Kansas um (wo auch Beechcraft und Cessna ansässig ist), weil die Marktchancen für Geschäftsreiseflugzeuge in den USA wesentlich günstiger waren als in Europa. Gleichzeitig verkaufte Lear sein Elektronikunternehmen Lear Avionics (Santa Monica), einen Hersteller von Autopiloten, an die Siegler Corporation aus Los Angeles, woraus Lear-Siegler entstand. 1963 benannte William Lear sein Unternehmen in Lear Jet Corporation um.

Im Oktober 1963 absolvierte der Protoyp der Learjet 23 seinen Jungfernflug. Genau ein Jahr später wurde die erste Maschine dieses Typs ausgeliefert. Mit der Learjet 23 begann in den USA die Ära der strahlgetriebenen Geschäftsreiseflugzeuge (Business Jets, Bizjets). Bald darauf folgten weitere Jet-Modelle wie die Dassault Falcon (1965), die Grumman Gulfstream II (1966) oder die Cessna Citation (1972). An der Grundkonzeption der Learjet-Modelle hat sich später kaum noch etwas verändert (ungepfeilte Tragflächen, T-Leitwerk, zwei Gondeltriebwerke am Heck, fünf bis zwölf Passagiere). Nachdem rund einhundert Maschinen der Modelle 23 und 24 ausgeliefert waren, benannte sich das Unternehmen 1966 in Lear Jet Industries um.

Learjet
Learjet

1967 verkaufte Lear seine Firma an die Gates Rubber Company, deren neugegründete Tochtergesellschaft Gates Aviation die Learjets nun weltweit vermarktete. Nachdem Bill Lear sein Unternehmen 1969 verlassen hatte, schlossen sich Gates Aviation und Lear Jet Industries zur Gates-Learjet Corporation zusammen. 1983 gründete Gates-Learjet eine Raumfahrtabteilung, die u.a. Komponenten für die Feststoffraketen der Space-Shuttles produzierte. Von 1984 bis 1986 ruhte die Flugzeug-Produktion, um übergroße Lagerbestände abzubauen. 1986 errichtete Gates-Learjet in Tucson/Arizona eine zweite Produktionsstätte. 1987 wurde Gates-Learjet von Integrated Acquisition übernommen und ein Jahr später in Learjet Corporation umbenannt.

1990 ging Learjet in den Besitz des kanadischen Bombardier-Konzerns (Flugzeuge, Schienenfahrzeuge, Schneemobile) über. Mit dem Produktionsende des Learjet 70/75 im Jahr 2022 gab Bombardier den Markennamen Learjet auf. Das Unternehmen Bombardier konzentriert sich nun auf die größeren Serien Challenger und Global.

Text: Toralf Czartowski • Foto: Public Domain