Markenlexikon

Lancaster

Ursprungsland: Monaco

Über die Anfänge des Kosmetikunternehmens Lancaster ist nur wenig bekannt. Die Firma wurde zwischen 1945 und 1946 von dem Franzosen Georges Wurz in Monte Carlo (Monaco) gegründet. Namensgeber soll der britische Bomber Avro Lancaster gewesen sein. Die Verbindung von Kosmetik mit einem Militärflugzeug bleibt jedoch rätselhaft. Dazu kursieren zwei Geschichten, für die es jedoch keine Belege gibt. So soll der Angriff britischer Lancaster-Bomber Wurz 1940 die Flucht aus einem Internierungslager in dem von den Deutschen besetzten Teil Frankreichs ermöglicht haben. Oder aber er war selbst ein Pilot der Royal Air Force, der so ein Flugzeug geflogen hat, dann aber abgeschossen wurde. Allerdings war Monaco von September 1943 bis September 1944 von deutschen Truppen besetzt und sicher nicht der beste Ort für einen geflohenen oder abgeschossenen britischen Piloten. Bis 1943 hatte Wurz in Paris gelebt, zumindest suchte er dort eine Wohnung. Anfang 1944 kaufte er ein Hutgeschäft in Monaco.

Eine weitere wichtige Person bei Lancaster war Eugène Frezzati, der Chefchemiker des Unternehmens. Er soll zuvor bei amerikanischen Kosmetikfirmen gearbeitet haben, wofür es ebenfalls keine Belege gibt. Es ist auch nicht bekannt, ab wann genau er für Lancaster arbeitete. Möglicherweise war er bereits an der Gründung beteiligt. Gesichert ist dagegen die Eröffnung einer Produktionsstätte für Kosmetik am Boulevard des Bas-Moulins 19 in Monte Carlo im Jahr 1948. Wurz wurde übrigens erst 1979 Staatsbürger Monacos, obwohl er schon seit Anfang 1944 dauerhaft dort gelebt hatte.

Lancaster produzierte anfangs hautpflegende Kosmetik (Cremes, Lotionen) und dekorative Kosmetik (Make-Up, Nagellack, Lippenrouge, Lippenstifte, Lidschatten, Gesichtspuder, Grundierung). Später kamen noch Parfums (ab 1954) sowie Sonnenschutzmittel und Bräunungsbeschleuniger (ab 1963) hinzu. Verkauft wurden diese Produkte zunächst in Monaco, Frankreich und Algerien, das damals noch eine französische Kolonie war. In den 1950er Jahren kamen weitere Märkte hinzu (Italien, Libanon, Spanien, Schweiz, Venezuela), 1961 entstand eine britische Niederlassung und 1965 eröffnete Lancaster ein Geschäft in Paris, zu dem auch eine Kosmetikschule gehörte.

1967 wurde Lancaster von dem britischen Pharmakonzern Beecham übernommen, der sich damals auch in der Kosmetikbranche engagierte (1965 Kauf der deutschen Kosmetikfirma Margaret Astor). Beecham weitete das Vertriebsgebiet ab 1970 auf Nordamerika aus. Nachdem sich die beiden Pharmakonzerne Beecham und SmithKline Beckman 1989 zusammengeschlossen hatten, verkaufte SmithKline-Beecham sein Kosmetikgeschäft (Adidas Körperpflegeprodukte, Davidoff Parfums, Jil Sander Parfums, Joop Parfums, Lancaster, Margaret Astor) 1990 an die Joh. A. Benckiser GmbH (Calgon, Calgonit). Benckiser erwarb 1992 noch die US-Kosmetikfirma Coty (von Pfizer) und 1996 die Kosmetikmarken Rimmel London und Chicogo (von Unilever). Im gleichen Jahr übertrug Benckiser sein gesamtes Kosmetikgeschäft auf Coty, während das Reinigungs- und Waschmittelgeschäft 1999 mit dem britischen Unternehmen Reckitt & Colman (Airwick, Dettol, Hoffmann's, Kukident, Lysol, Old English, Sagrotan, Woolite) zusammengeschlossen wurde (Reckitt-Benckiser).

Text: Toralf Czartowski