Markenlexikon

Kool-Aid

Ursprungsland: USA

Edwin Elijah Perkins (1889 – 1961) gründete 1914 in Hendley/Nebraska die Perkins Products Company, die u.a. Benzinzusätze, Färbemittel, Lebensmittelaromen, Medikamente, Nikotinentwöhnungsmittel, Parfums, Salben, Seifen, Wackelpudding, Waschmittel und ein Getränkekonzentrat namens Fruit Smack produzierte und verkaufte. Die Formeln und Rezepte hatte er sich aus einem Buch besorgt, als Fabrik diente zunächst die Küche seiner Eltern, die einen Gemischtwarenladen in Hendley betrieben. 1920 zog er mit seiner Frau und der Firma nach Hastings/Nebraska um. Verkauft wurden die Produkte teilweise von Vertretern, die von Tür zu Tür zogen, und per Versandhandel.

Nachdem es ihm gelungen war, dem Getränkekonzentrat die Flüssigkeit zu entziehen und in ein kostengünstiger zu transportierendes Pulver zu verwandeln, verkaufte er das Brausepulver ab 1927 für 10 Cent in sechs Geschmacksrichtungen (Erdbeere, Himbeere, Kirsche, Orange, Traube, Zitrone-Limette) an Süßwarengeschäfte und Lebensmittelgroßhändler. Verpackt wurde es in Papiertüten, die er selbst entwarf und bedruckte. Der ursprüngliche Name lautete Kool-Ade, wobei »ade« für »lemonade« oder »limeade« stand. Da das Brausepulver keinen Fruchtsaft (also Limonade) enthielt, musste der Name einige Jahre später aufgrund von Lebensmittelvorschriften in Kool-Aid geändert werden.

Kool-Aid entwickelte sich in den USA und Kanada bald zu einem außerordentlich beliebten Produkt, was einerseits am geringen Preis und andererseits an umfangreichen Werbekampagnen lag. Während der Weltwirtschaftskrise wurde der Preis einer Packung sogar auf fünf Cent gesenkt. In den Sommermonaten gehörte Kool-Aid zum Einkauf wie Brot, Butter oder Milch – zumindest bei Familien mit Kindern. Der Umsatz stieg in schwindelerregende Höhen. Unter dem Label Kool-Aid wurden zeitweise auch noch andere Produkte wie Eispulver, Puddingpulver, Kaugummi und Limonade verkauft, die jedoch an den Absatz des Brausepulvers nie herankamen und deswegen bald wieder eingestellt wurden.

Kool Aid
Kool Aid

1931 zog die Perkins Products Company nach Chicago um und errichtete dort eine neue Fabrik. Andere Mitglieder der Perkins-Familie blieben in Hastings und kümmerten sich weiter um die anderen Produkte, die Perkins früher produziert hatte. 1953 verkaufte Perkins sein Unternehmen an den Nahrungsmittelkonzern General Foods Corporation (Baker's Chocolate, Birds Eye, Hellmann's Blue Ribbon Mayonnaise, Jell-O Gelatin Desserts, Log Cabin Syrup, Maxwell House Coffee, Minute Rice, Minute Tapioca, Oscar Mayer, Post Cereals, Sanka, Swans Down, Tang, Yuban). Hintergrund für den Verkauf war die hohe Erbschaftssteuer auf Familienunternehmen, die im schlimmsten Fall zu einem erzwungenen Verkauf der Firma nach dem Tod des Gründers und Eigentümers geführt hätte. Mit einem vorzeitigen Verkauf an ein Unternehmen seiner Wahl, glaubte er wenigstens die Arbeitsplätze auf Dauer sichern zu können.

General Foods wurde 1985 vom Philip-Morris-Konzern (Marlboro, Miller Beer) übernommen und 1989 mit dem Nahrungsmittelkonzern Kraft (Kraft Cheese, Kraft Macaroni and Cheese Dinner, Miracle Whip, Mirácoli, Philadelphia, Velveeta) zusammengeschlossen, der seit 1988 ebenfalls zu Philip Morris gehörte (Kraft General Foods, ab 1995 Kraft Foods). 2012 benannte sich Kraft Foods in Mondelēz International um und verkaufte das nordamerikanische Nahrungsmittelgeschäft (USA, Kanada) unter dem Namen Kraft Foods Group anschließend an seine Aktionäre. Die Marke Kool-Aid kam damit unter die Kontrolle der neuen Kraft Foods Group (seit 2015 Kraft-Heinz).

Kool-Aid gibt es heute als gesüßtes oder ungesüßtes Brausepulver in Päcken oder kleinen Bechern, als Sprudeltabletten, Speiseeis, Einzelportionen zum Einfüllen in Wasserflaschen oder für SodaStream-Maschinen.

In Hastings/Nebraska wird noch heute ein Sommerfestival mit dem Namen Kool-Aid-Days gefeiert (am 2. August-Wochenende), außerdem ist Kool-Aid der offizielle Softdrink Nebraskas. Der Name Kool-Aid wird in Nordamerika synonym für Brausepulver verwendet. Im November 1978 begingen 909 Mitglieder der Peoples-Temple-Sekte auf Geheiß des Sektenführers Jim Jones in Johnstown (Guayana) mit Hilfe einer Mischung aus Kool-Aid, einem weiteren Brausepulver namens Flavor Aid sowie Zyanid, Valium, Phenergan und Chloralhydrat kollektiven Selbstmord. Daher wird die Redewendung »Drinking the Kool-Aid« in den USA heute auch als Metapher für die gedankenlose Übernahme einer Gruppenideologie verwendet.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain