Markenlexikon

Kodak

Ursprungsland: USA

George Eastman (1854 – 1932) war eigentlich Buchhalter bei einer Bank in Rochester/New York. 1874, im Alter von 24 Jahren, wollte er Urlaub in Santo Domingo machen. Um dort fotografieren zu können, kaufte er sich eine komplette Fotoausrüstung. Die ganze Anlage mit den damals üblichen fotografischen Nassplatten war jedoch so groß, dass man sie unmöglich mit auf Reisen nehmen konnte. Der Urlaub in Santo Domingo fand nie statt, dafür beschäftigte sich Eastman nun in seiner Freizeit mit der Verbesserung der Fototechnik. Bereits 1871 hatte der britische Arzt Richard Leach Maddox die erste Trockenplatte entwickelt, bei der die lichtempfindliche Schicht aus einer Gelatine-Bromsilber-Emulsion bestand. 1879 konstruierte George Eastman eine Maschine, die diese Emulsion automatisch auf die Platten auftrug und damit die Massenproduktion ermöglichte. Ein Jahr später gründete er mit Henry Strong in Rochester die Eastman Dry Plate Company (ab 1892 Eastman-Kodak Company), um Trockenplatten industriell herzustellen. 1884 setzten Eastman und William Walker, ein Teilhaber der Firma, mit der Entwicklung des Rollfilms einen Meilenstein in der Fototechnik. Bis dahin mussten die Fotoplatten nach jeder einzelnen Aufnahme in einer Dunkelkammer gewechselt werden. Mit dem Rollfilm, der mit einem speziellen Aufsatz in alle handelsüblichen Kameras passte, ließen sich hundert Bilder hintereinander belichten.

1888 brachte Eastman eine Rollfilmkamera auf den Markt, die den Markennamen Kodak bekam. Kodak ist ein reines Fantasiewort, das aus Eastmans Vorliebe für den im Englischen seltenen Anfangsbuchstaben »K« entstand. Da das neue Rollfilmsystem vor allem für Amateure gedacht war, richtete Eastman 1888 einen Film-Entwicklungsservice ein. Der Kunde brauchte die Kamera mit dem belichteten Film nur einzuschicken und nach kurzer Zeit erhielt er die fertigen Bilder sowie die Kamera mit einem neuen Film zurück (Slogan: »You push the button – we do the rest.«). Mit der Kodak-Kamera begann in Amerika das Zeitalter der Hobbyfotografie. In den nächsten Jahren entstanden überall auf der Welt Kodak-Niederlassungen und Produktionsstätten. 1932 glaubte George Eastman sein Lebenswerk vollbracht zu haben. Am 14. März schoss er sich im Alter von 77 Jahren eine Kugel in den Kopf. »My work is done, why wait?« sollen seine letzten Worte gewesen sein.

Mit einer ganzen Reihe von Innovationen (1890 Zelluloid-Film; 1895 Pocket-Taschenkamera; 1900 Ein-Dollar-Kamera Brownie; 1908 Zellulose-Azetat-Sicherheitsfilm; 1923 16-Millimeter-Film, Cine-Kodak Filmkamera, Kodascope Projektor; 1932 8-Millimeter-Film; 1942 Kodacolor Farbnegativ-Film; 1948 35-Millimeter-Triacetat-Sicherheitsfilm, 1950 EastmanColor, 1958 Ektachrome-Farbumkehrfilm, 1963 Instamatic-Kamera/Kassettenfilmsystem, 1964 Super-8-Schmalfilm, 1972 Pocket-Film) stieg die Eastman-Kodak Company zum größten Fototechnikhersteller der Welt auf. Zweimal bekam die Firma von der »Academy of Motion Picture Arts and Sciences« sogar einen »Oscar« verliehen: 1950 für die Entwicklung des schwer entflammbaren Sicherheitsfilms und 1952 für das EastmanColor-Kinofilm-Farbverfahren.

Kodak
Kodak

1975 entwickelte der Kodak-Ingenieur Steven Sasson die erste Digitalkamera der Welt; dieses 4-Kilogramm schwere Modell benötigte noch ganze 23 Sekunden, um ein einziges Bild auf eine Digitalkassette zu speichern. 1978 ließ Kodak die Digitalkamera auf den Namen des Erfinders patentieren (Patent Nr. US4131919A), die Idee wirklich umzusetzen traute man aber noch nicht. Schließlich hätte sich das Unternehmen damit das lukrative Filmgeschäft kaputtgemacht. Allerdings verdiente Kodak mit der Lizensierung der Technologie an andere Fototechnikhersteller viele Milliarden Dollar. 1990 brachte Kodak auf Basis einer Nikon F3 die erste digitale Spiegelreflexkamera der Welt auf den Markt (Kodak DCS-100). Auch mit der Kodak Photo-CD (1992) und der Kodak Picture Disc (1999) gehörte das Unternehmen zum Vorreiter in der Digitalfotografie.

Trotzdem brachte die Umstellung von der analogen auf digitale Fotografie Kodak an den Rand des Zusammenbruchs; den letzten Gewinn erwirtschaftete der Konzern 2007. Das einstmals wichtigste Geschäftsfeld, der Kleinbildfilm, brach fast vollkommen weg, die Kodak-Digitalkameras hatten den Anschluss an die asiatische Konkurrenz längst verloren und die Neupositionierung als Druck- und Imaging-Spezialist (u.a. Tintenstrahldrucker, Sublimationsdruck-Automaten, Digitaldruckmaschinen, Print-, Film- und Dokumenten-Scanner) kostete viel Zeit und Geld.

Im Dezember 2011 sank der Kurs der Eastman-Kodak-Aktie erstmals unter einen Dollar, womit der Verbleib an der New Yorker Börse nur noch sechs Monate möglich gewesen wäre. Im Januar 2012 leitete die Eastman-Kodak Company schließlich ein Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts (Gläubigerschutz) ein. Die Produktion der Digitalkameras, Videokameras, digitalen Bilderrahmen, Diafilmen und Schwarzweiß-Filmen wurde zu dieser Zeit eingestellt. Andere Produkte waren schon 2005 (Schwarzweiß-Fotopapier) und 2009 (Farbdiafilm Kodachrome) eingestellt worden. Einziges Pfund, mit dem der Fotopionier noch wuchern konnte, waren rund 1100 Patente, wodurch das Unternehmen die Rechte an vielen grundlegenden Technologien besaß. Ende 2012 wurden diese Patente für 525 Millionen Dollar an das Konsortium Intellectual Ventures, an dem u.a. Adobe, Amazon, Apple, Facebook, Fujifilm, Google, HTC, Huawei, Microsoft, BlackBerry und Samsung beteiligt sind, verkauft.

Die Bereiche Personalized Imaging (Einwegkameras, Fotopapier, Fotofilme, Software für Fotografen, Trockenlaborsysteme, Fotokioske, Fotodrucker) und Document Imaging (Dokumentenscanner, Scansoftware, Mikrofotografie) übertrug Eastman-Kodak im Mai 2013 an den Pensionsfonds seiner britischen Mitarbeiter (diese Sparten firmieren nun als Kodak Alaris, Hemel Hempstead). Dafür verzichtete KPP (Kodak Pension Plan of the United Kingdom) auf Ansprüche gegenüber Kodak in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar. Im September 2013 verließ die Eastman Kodak Company das Insolvenzverfahren.

Eastman Kodak konzentriert sich nun auf die Herstellung von professionellen Offset- und Digital-Druckmaschinen, Maschinen zur Druckformherstellung, elektronische Display- und Anzeigesysteme, Kinofilme und kommerzielle Filme sowie damit verbundene Produkte und Dienstleistungen (Software, Verbrauchsmaterialien, Service). Die Consumer-Produkte (u.a. Batterien, Brillen, Drohnen, Filme, Ganzkörper-Scanner, Kameras, LED-Lampen, Monitoring Systeme, Power Banks, Smartphone-Zubehör, Speicherkarten, Taschenlampen, USB-Sticks, 3D-Drucker) werden von zahlreichen Lizenznehmern produziert und vermarktet.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain