Markenlexikon

Jil Sander

Ursprungsland: Deutschland

Die Textilingenieurin Heidemarie Jiline Sander (* 1943) arbeitete zunächst als Mode-Redakteurin bei der New Yorker Zeitschrift McCalls, später dann bei den deutschen Frauenmagazinen Constanze und Petra. Da sie mit der damaligen Jugendmode im bunten Cacharel-Stil nicht viel anfangen konnte, eröffnete sie 1968 im Alter von 25 Jahren im Hamburger Stadtviertel Pöselsdorf die erste Designer-Boutique der Hansestadt, wo sie eigene Kreationen aber auch Fremdprodukte, die sie aus Paris importiert hatte, verkaufte. 1973 präsentierte sie ihre erste eigene Damenkollektion. Ihr minimalistischer Bauhaus-Stil war das ganze Gegenteil des üppigen Prêt-à-porter, den die Pariser Modehäuser damals entwarfen. Den Durchbruch schaffte sie 1976 mit dem Zwiebel-Look und der Kombinationsmode, bei der die Einzelteile beliebig miteinander kombinierbar waren. Ihre Kreationen zeichnen sich bis heute durch unauffällige, schlichte Eleganz und hohe Qualität aus. Jil Sander gilt als Meisterin des Weglassens, was ihr in den USA den Titel »Queen of Less« einbrachte. Mit Blick auf die internationalen Märkte, verlegte sie ihre Präsentationen 1985 nach Mailand. Nachdem sie jahrelang nur Damenmode entworfen hatte, präsentierte sie 1997 erstmals auch eine Herrenkollektion.

1999 verkaufte die Gründerin ihre Anteile (75 Prozent) an der Jil Sander AG, zu der damals 15 Boutiquen und 250 Verkaufsstellen in mehreren Ländern gehörten, an die italienische Prada-Gruppe. Anfang 2000 zog sich Jil Sander aus der Geschäftsleitung ihrer ehemaligen Firma zurück und beendete nach Differenzen mit dem neuen Eigentümer auch ihre Karriere als Designerin. Prada und der neue Chef-Designer Milan Vukmirovic wollten die Marke verjüngen und vor allem verbilligen. Dieser Versuch ging jedoch gründlich in die Hose. Der Name Jil Sander ohne die echte Jil Sander als Designerin war wie ein Diamant ohne Schliff. Im Mai 2003 holte Prada-Chef Patrizio Bertelli, der Ehemann von Prada-Gründerin Miuccia Prada, Jil Sander schließlich für kurze Zeit wieder zurück. Im November 2004 verließ sie ihr Unternehmen endgültig. Anfang 2006 verkaufte Prada die Jil Sander AG an die britische Investmentgesellschaft Change Capital Partners.

Seit 1979 gibt es von Jil Sander auch verschiedene Parfums und Kosmetikprodukte, die von dem US-Kosmetikunternehmen Coty (Adidas, Calvin Klein, Cerruti, Chloé, Chopard, Davidoff, Esprit, Joop, Lancaster, Margaret Astor, Rimmel, Valentino) hergestellt werden.

Text: Toralf Czartowski