Markenlexikon

Jack Wolfskin

Ursprungsland: Deutschland

Die Ursprünge dieses Outdoor-Ausrüsters gehen auf ein kleines Spezialgeschäft für Wanderausstattungen zurück, das der Bergsportler und Globetrotter Ulrich Dausien 1979 in Frankfurt/Main eröffnete. Der 21 Quadratmeter große Laden hieß SINE Ausrüstung für Rucksackreisende – nach dem früheren Spitznamen des Gründers. Verkauft wurden dort Rucksäcke, Schlafsäcke, Zelte und Bergsportausrüstungen, die meist von US-Herstellern stammten, wo der Outdoor-Boom schon in den 1960er Jahren begonnen hatte.

Ab 1980 entwickelte Dausien eigene Produkte, die er unter dem Label Hobbyt verkaufte. Mit seinen Ausrüstungen wandte sich die Firma hauptsächlich an professionelle Wanderer, Bergsteiger, Fernreisende und Outdoor-Sportler, für die herkömmliche Outdoor-Produkte ungeeignet waren. In den 1980er Jahren etablierte SINE ein Franchisesystem, dem insgesamt dreizehn Ausrüstungsgeschäfte in ganz Deutschland angehörten. 1981 stieg das Unternehmen in das Geschäft mit Funktionsbekleidung ein; das erste eigene Produkt, eine wasserdichte und atmungsaktive Doppeljacke, kam unter der Marke Jack Wolfskin in den Handel. Dieser Bereich wurde später von dem eigenständigen Unternehmen Hobbyt Ausrüstung für Draußen GmbH weitergeführt. Da Dausien nicht über genügend Kapital verfügte, um das weitere Wachstum seiner Firma zu finanzieren, verkaufte er Hobbyt/Jack Wolfskin 1991 an den US-Outdoor-Ausrüster Johnson Outdoors. Dausien kümmerte sich anschließend wieder um seine ursprüngliche Firma, die seit 2001 als YEAH! AG (mit den Marken SINE und McTrek) firmiert.

Die Jack-Wolfskin-Geschäftsführung übernahm daraufhin Manfred Hell, der ab 1988 das Exportgeschäft aufgebaut hatte. Hell passte schon äußerlich hervorragend zum Unternehmen – bis zu seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen 2011 war er regelmäßig als Cheftester und Werbefigur in den Jack-Wolfskin-Katalogen und im Internet abgebildet. In den 1980er Jahren hatte der Naturfreak, Globetrotter und Langzeitstudent (Germanistik, Anglistik, Komparatistik) mit langen Haaren und Che-Guevara-Bart als Aushilfe in einem Bonner SINE-Geschäft gejobbt und war 1988 wegen seiner fundierten Outdoor-Kenntnisse von Dausien zum Export-Direktor ernannt worden. Nebenher bereiste er weiterhin die halbe Welt – natürlich in den firmeneigenen Klamotten. Die trägt er auch in seinem Büro im hessischen Idstein/Taunus: Jeans, Wanderschuhe und schwarze Fleecejacke. Die Haare sind inzwischen kürzer und grau, der Bart ist ganz ab, doch auf seinem Schreibtisch steht noch immer eine Kuba-Flagge und ein Schild mit der Aufschrift »Comandante Manfred«.

2001 verkaufte Johnson Outdoor die Jack Wolfskin Ausrüstung für Draußen GmbH an die Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital, die sie 2005 an Quadriga Capital und Barclays Private Equity weiterreichte. 2011 übernahm mit Blackstone zum dritten Mal in Folge ein US-Finanzinvestor das Ruder bei Jack Wolfskin. Manfred Hell, der ab 2002 auch Miteigentümer von Jack Wolfskin war, verließ das Unternehmen daraufhin. Die von Blackstone forcierte Expansion nach China verlief jedoch langsamer als erwartet, sodass der Finanzinvestor 2017 schließlich die Kontrolle über die Firma an mehrere Hedgefonds (u.a. Sankaty/Bain Capital Credit, H.I.G. Capital, CQS) abgeben musste, an die die Gläubigerbanken zuvor ihre Kredite verkauft hatten. 2019 wurde Jack Wolfskin von dem US-Golfausrüster Callaway Golf Company übernommen.

Seit 1993 betreibt Jack Wolfskin auch eine Kette eigener Geschäfte auf Franchisebasis. Hergestellt werden die Produkte (Funktionsbekleidung, Schuhe, Rucksäcke, Taschen, Reisegepäck, Reise-Accessoires, Schultaschen, Schlafsäcke, Schlafmatten) hauptsächlich von Auftragsproduzenten in China, Südkorea, Thailand, der Türkei und Vietnam.

Negative Schlagzeilen machte das Unternehmen 2009, als es diverse Hobby-Bastler, die über die Online-Plattform DaWanda selbstangefertigte Deckchen, Kissen, Ohrstecker, Taschenspiegel, Sticker, Aufkleber, Strampler, Stoffe und Stickdateien verkauft hatten, kostenpflichtig abmahnte; die angebotenene Produkte enthielten als Schmuckelement verschiedene Tierpfotenabdrücke, die dem Jack-Wolfskin-Markenzeichen ähnelten. Mit dieser übertriebenen Vorgehensweise zog sich der Konzern jedoch den Zorn der Internetgemeinde zu; viele Blogger und Twitterer reagierten mit Hohn und Spott (»Jack Wolfskin verklagt demnächst auch Wölfe im Wald, die unerlaubter Weise das JW-Logo hinterlassen«) und es kam sogar zu Boykott-Aufrufen. Das Unternehmen, das in der Öffentlichkeit das sympathische Abenteurer-Image pflegt, ruderte daraufhin zurück und versprach, in Zukunft zuerst selbst Kontakt zu den vermeintlichen Markenrechtsverletzern aufzunehmen, um die Sache unbürokratisch zu klären.

Text: Toralf Czartowski