Markenlexikon

Italdesign Giugiaro

Ursprungsland: Italien

Giorgetto Giugiaro (* 1938) entstammt einer Künstlerfamilie; sein Vater und Großvater waren Maler. Er selbst studierte zunächst ebenfalls Kunst, belegte dann aber bald Abendkurse in Technischem Design, wobei er sich auf den Entwurf von Autokarosserien spezialisierte. 1955 ging er zu Fiat, wo er mehrere Jahre in der Design-Abteilung für Spezialfahrzeuge arbeitete. 1959/1960 wechselte er als Chefdesigner zu Bertone. Dort entwarf u.a. die Modelle Alfa-Romeo 2600 Sprint, Alfa-Romeo Canguro, Alfa-Romeo Giulia GT, Aston-Martin DB4 GT Jet, Maserati 5000 GT, Simca 1000 Coupé, BMW 3200 CS, Iso Rivolta GT 300/340, Iso Grifo und Fiat 850 Spider. 1965 wurde Giorgetto Giugiaro Chefdesigner von Ghia, wo er mehrere Sportwagen für Isuzu (117 Coupé), De Tomaso (Vallelunga Pampero, Mangusta), Maserati (Ghibli) und Iso Rivolta (Iso Fidia) entwarf. Besonders der Maserati Ghibli, der in einer nur sehr kurzen Zeit von drei Monaten entstand, gilt als einer der schönsten Sportwagen der 1960er Jahre.

1967 gründete Giugiaro in Turin sein eigenes Designstudio Ital Styling, arbeitete aber noch eine Weile für Ghia weiter, u.a. an der Serienvorbereitung des Isuzu 117 und an der Karosserie des Iso Fidia, dessen Arbeiten schon in der Zeit bei Ghia begonnen hatten. 1968 rief er zusammen mit dem Ingenieur Aldo Mantovani, der zuvor 20 Jahre lang Produktionsleiter von Fiat gewesen war, die Firma Studi Italiani Realizzazione Prototipi S.p.A. (SIRP) ins Leben, die jedoch schon kurze Zeit später in Italdesign umbenannt wurde.

Italdesign Giugiaro
Italdesign Giugiaro

Italdesign wurde vor allem mit dem Karosserieentwurf zu den frontangetriebenen Kompaktautos Alfa-Romeo Alfasud (1972) und VW Golf 1 (1974) bekannt. Beide hatten eine einfache, aber markante und zeitlose Schrägheckkarosserie. Der Golf entwickelte sich zu einem der beliebtesten und meistverkauften Autos der Welt. In der Folgezeit entwarfen Giugiaro und seine Designer zahlreiche Großserienfahrzeuge, u.a. die Modelle Alfa Romeo Alfetta GT, Audi 80 B2, Audi Q2, Chevrolet Aveo/Daewoo Kalos, Daewoo Lanos, Daewoo Leganza, Fiat Croma, Fiat Palio, Fiat Panda, Fiat Punto, Fiat Uno, Hyundai Excel, Hyundai Pony, Hyundai Sonata, Isuzu Gemini, Lancia Delta, Lancia Thema, Renault 19, Renault 21, Saab 9000, SEAT Córdoba, SEAT Ibiza, SEAT Málaga, SEAT Toledo, Ssangyong Korando, VW Passat B1, VW Scirocco und Zastava/Yugo Florida.

Doch auch mit Konzeptfahrzeugen, Showcars und Sportwagen machten sich die Italiener aus Moncalieri bei Turin einen Namen. Aus der Feder Giugiaros stammen u.a. der DMC DeLorean, der Ferrari GG50, der BMW M1, der Lotus Esprit, der Maserati Bora, der Maserati Merak und mehrere Bugatti-Modelle (18/3 Chiron, EB112, EB118, EB21). Im Gegensatz zu anderen Karosseriedesignfirmen wie Bertone, Ghia, Pininfarina oder Vignale produzierte Italdesign nie Fahrzeuge in Kleinserie für andere Hersteller, obgleich es solche Versuche gegeben hat. In Moncalieri entstanden lediglich Prototypen. Das einzige Auto, dass die Firma selbst produziert, ist der eigene Sportwagen Italdesign Zerouno (seit 2017). Daneben gestaltete Italdesign u.a. Landmaschinen, Schienenfahrzeuge, Gebrauchsgegenstände, Kameras, Sportgeräte und Sitzmöbel.

2010 verkaufte die Giugiaro-Familie das Unternehmen, das seit dem Ausscheiden von Aldo Mantovani 1999 als Italdesign Giugiaro S.p.A. firmiert, mehrheitlich an die VW-/Audi-Tochter Lamborghini (90 Prozent; 2015 auch den Rest). 2015 gründete Giorgetto Giugiaro zusammen mit seinem Sohn Fabrizio ein neues Designstudio (GFG Progetti), das für allem für chinesische Firmen tätig ist. 1999 wurde Giorgetto Giugiaro zum »Car Designer of the Century« gewählt.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain