Markenlexikon

IKEA

Ursprungsland: Schweden

Der Tischler Feodor Ingvar Kamprad (1926 – 2018), der sich selbst als geizig und als Schnäppchenjäger bezeichnete, begann 1943 in Älmhult mit dem Versandhandel von Waren des täglichen Bedarfs wie Kugelschreiber, Geldbörsen, Bilderrahmen, Uhren, Schmuck, Christbaumschmuck und Nylon-Strümpfen. Die Abkürzung IKEA entstand aus seinen Initialen »I« und »K«, sowie den Buchstaben »E« (für den elterlichen Bauernhof Elmtaryd) und »A« (für das Dorf Agunnaryd, wo er aufgewachsen war).

In dieser Zeit war Kamprad aktives Mitglied der nationalistischen Organisation Nysvenska Rörelsen (Neuschwedische Bewegung), die der Politiker und Nazi-Sympathisant Per Engdahl (O-Ton 1944: »Vi kunna idag endast hylla Adolf Hitler som den av Gud sände till Europas räddning.« = »Wir können heute Adolf Hitler als einen von Gott gesandten Retter für Europa feiern.«) gegründet hatte. Kamprad unterstützte die Organisation auch finanziell. Das kam allerdings erst 1994 durch die schwedische Zeitung Expressen ans Tageslicht. Kamprad entschuldigte sich anschließend mit einem offenen Brief bei seinen Mitarbeitern und Kunden und bezeichnet diese Aktivitäten als »größte Dummheit meines Lebens«.

1947 versandte IKEA erstmals preiswerte Möbel und Wohnungseinrichtungen, die schon wenige Jahre später zum Hauptprodukt wurden. Handelte es sich zunächst noch um Fremdprodukte, ließ Kamprad die Möbel ab 1955 direkt für sein Unternehmen herstellen. Ab 1956 wurden die Möbel in Einzelteile zerlegt und mit einer Bauanleitung in flache Kartons verpackt. Im Oktober 1958 eröffnete in Älmhult das erste Einrichtungshaus, wo sich handwerklich einigermaßen versierte Konsumenten ihre Möbelteile selbst abholen konnten. Dieses praktische System setzte sich aufgrund der günstigen Preise bald in ganz Skandinavien durch. Bereits in diesem ersten Möbelhaus gab es auf Anregung von Kamprad ein Schnellrestaurant, um zu verhindern, dass die Kunden das Möbelhaus in der Mittagszeit verlassen.

Als die schwedische Möbelindustrie IKEA Anfang der 1960er Jahre wegen der niedrigen Preise boykottierte, wich das Unternehmen ins kommunistische Polen aus, wo man die Möbel nun noch billiger fertigen ließ. Dafür handelte sich Kamprad in Polen seine jahrzehntelangen Alkoholprobleme ein, wie er 1998 in dem Buch »Das Geheimnis von IKEA« bekannte: »Als wir in den 60er Jahren anfingen, dort Geschäfte zu machen, war der Wodka fast obligatorisch – zu jeder Tageszeit.« 1963 eröffnete in Asker bei Oslo das zweite IKEA-Einrichtungshaus und 1965 das dritte in der Nähe von Stockholm. Das erste Einrichtungshaus außerhalb Skandinaviens wurde 1973 in Spreitenbach in der Schweiz errichtet. 1974 kam IKEA auch nach Deutschland.

IKEA
IKEA

In den nächsten Jahrzehnten enstanden auf allen Kontinenten weitere Filialen (u.a. 1974 Japan, 1975 Australien und Hongkong, 1976 Kanada, 1977 Österreich, 1978 Niederlande und Singapur, 1980 Spanien, 1981 Frankreich, 1983 Saudi-Arabien, 1984 Belgien und Kuwait, 1985 USA, 1987 Großbritannien, 1989 Italien, 1994 Taiwan, 1996 Finnland und Malaysia, 1998 China, 2000 Russland, 2001 Griechenland und Israel, 2004 Portugal, 2005 Türkei, 2008 Irland, 2013 Ägypten, 2014 Indonesien und Südkorea, 2016 Marokko, 2018 Indien, 2021 Mexiko und Philippinen, 2022 Chile).

In den 1970er Jahren krempelte IKEA den europäischen Möbelmarkt mit seinen billigen Möbeln vollkommen um; waren sie zuvor über Generationen verwendet worden, wurden Möbel nun zu modischen Wegwerfartikeln (IKEA-Slogan: »Benutze es und wirf es weg«). Vor allem Jugendliche, Studenten, Singles oder junge Familien, die für ihre erste Wohnung noch keine großen finanzielle Mittel zur Verfügung hatten, fühlten sich von IKEA angezogen. Darauf reagierte der Konzern in seinen Einrichtungshäusern mit speziellen Betreuungsangeboten für Kleinkinder (Wickelräume, Kindertoiletten, Spielflächen). Auch die Marketingaktivitäten (Millionen verschenkte Bleistifte, Fastfood-Restaurants in den Einrichtungshäusern, Verkauf von schwedischen Lebens- und Genussmitteln in den so genannten Schweden-Shops) und Werbeslogans (u.a. »Das unmögliche Möbelhaus aus Schweden.«, »Mehr Geschmack als Geld.«, »Erfülle Deine Träume. Lebe heute.«, »Wohnst Du noch oder lebst Du schon?«) sind auf diese Zielgruppe zugeschnitten. Inzwischen gibt es weltweit 471 Einrichtungshäuser (Stand 2024).

Nachdem IKEA fünf Möbelfabriken erworben hatte, gründete der Konzern 1991 seine eigene Produktionsfirma (Swedwood); heute betreibt Swedwood über dreißig Produktionsstätten und Sägewerke in neun Ländern (Lettland, Litauen, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Slowakei, Ungarn, USA). IKEA ist der größte Holzeinkäufer der Welt, außerdem besitzt der Konzern riesige eigene Waldflächen in Europa und den USA. 1997 ließ IKEA von der schwedischen Baufirma Skanska Fertighäuser entwickeln, die in den IKEA-Einrichtungshäusern unter dem Namen BoKlok vermarktet werden. Einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Umsatzes macht IKEA mit den Restaurants, dem Verkauf von Lebensmitteln sowie tausenden von Küchen- und Gebrauchsartikeln, die eigentlich nichts mit Möbeln zu tun haben.

Die Ingka Holding (Leiden/Niederlanden), die zahlreiche IKEA-Einrichtungshäuser auf Franchise-Basis betreibt (es gibt auch andere IKEA-Franchisenehmer), gehört der 1982 gegründeten gemeinnützigen Stiftung Stichting Ingka Foundation (Leiden/Niederlanden). Eigentümerin der Marke IKEA, des IKEA-Konzepts und globaler Franchisegeber ist das Unternehmen Inter IKEA Systems (Delft/Niederlande), das wiederum der Inter IKEA Holding (Luxemburg) gehört. Besitzer der Inter IKEA Holding ist die Unternehmensstiftung Interogo Foundation (Vaduz/Liechtenstein), die bis 2013 von der Kamprad-Familie kontrolliert wurde. Die Ikano Bank (Luxemburg), die Verbraucherkredite finanziert, gehört nicht zum IKEA-Konzern, sondern der Kamprad-Familie.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain