Markenlexikon
Die Kaiser Jeep Corporation aus Toledo/Ohio, Hersteller der originalen Jeep-Geländewagen, rief 1967 eine Abteilung ins Leben, die sich mit der Erforschung, Entwicklung und Herstellung von Fahrzeugen im Auftrag der Regierung beschäftigte. In diese »Defense and Government Products Division« wurde auch das frühere Studebaker-Werk in South Bend/Indiana integriert, in das Kaiser Jeep 1964 die Produktion der militärischen Jeep-Varianten verlegt hatte. 1970 wurde Kaiser Jeep von der American Motors Corporation (AMC) übernommen. Gleichzeitig benannte AMC die »Defense and Government Products Division« in »General Products Division of the Jeep Corporation« um und verlegte den Hauptsitz von Toledo nach Wayne/Michigan. 1971 gliederte AMC diese Abteilung mit Werken in South Bend, Mishawaka und Indianapolis als selbstständige Tochtergesellschaft unter dem Namen AM General Corporation (AM = American Military) aus dem Konzern aus.
AM General produzierte weiterhin den Jeep-Nachfolger M151 MUTT (gemeinsam mit Ford) für die US Army (bis 1982), aber auch Militärlastwagen verschiedener Größen (2 – 40 Tonnen) sowie Busse. Da die bis dahin von der Armee verwendeten Transportfahrzeuge bereits in die Jahre gekommen waren (der M151 wurde bereits seit 1959 produziert), begann AM General 1979 mit der Entwicklung des geländegängigen 1,5 Tonnen-Kommandofahrzeugs »High-Mobility-Multi-Purpose-Wheeled-Vehicle« (HMMWV oder Humvee), das ab 1985 an die U.S. Army ausgeliefert wurde. Das Konkurrenzmodell von Lamborghini (Cheetah) hatte der Humvee bei den Vergleichtest zuvor aus dem Feld schlagen können. Lamborghini entwickelte aus dem Cheetah später den Geländewagen LM002, der von 1986 bis 1993 gebaut wurde.
Nachdem sich der staatliche französische Autokonzern Renault 1978/1980 an AMC beteiligt hatte, musste AM General verkauft werden, da an Unternehmen, die sich in ausländschem Besitz befanden, keine Rüstungsaufträge vergeben werden durften. Neuer Eigentümer von AM General wurde 1984 der US-Luft- und Raumfahrtkonzern LTV (Ling Temco Vought); gleichzeit verlegte man den Hauptsitz für zwei Jahre nach Livonia/Michigan – seit 1986 ist South Bend der Hauptsitz des Unternehmens. Das alte Studebaker-Werk in South Bend wurde 1989 geschlossen.
Nachdem der Humvee durch die intensive TV-Berichterstattung über den 1. Golfkrieg 1991 weltweit bekannt geworden war, brachte AM General ein Jahr später unter dem Namen Hummer (engl. Brummer) eine zivile Variante auf den Markt. Der erste Käufer eines Hummer war der Schauspieler und spätere kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Der wuchtige, teure und spritdurstige Geländewagen, der sein militärische Herkunft nie verleugnen konnte und wollte, entwickelte sich schnell zum Statussymbol, erst in den USA und später auch in Europa. Ende 1999 verkaufte AM General die Marke Hummer an den General-Motors-Konzern, der die weltweite Vermarktung des Fahrzeugs übernahm. Den originalen Hummer (H1) und das von GM entwickelte SUV Hummer H2 (ab 2002) baute jedoch weiterhin AM General in Mishawaka/Indiana; den Hummer H3 (ab 2005), ein SUV, das eher an herkömmliche Geländewagen erinnert, wurde in den GM-Werken Shreveport/Louisiana und in Port Elizabeth (Südafrika) montiert.
Seit dem Anstieg der Ölpreise im Jahr 2005 ließen sich die Fahrzeuge jedoch immer schwerer verkaufen. Nach teilweise drastischen Absatzeinbrüchen stellte AM General die Produktion des H1 2006 schließlich ein, 2009 wurde auch die Fertigung des Hummer H2 beendet. Infolge der GM-Insolvenz im Mai 2009 sollte die Marke Hummer zunächst an die chinesische Sichuan Tengzhong Heavy Industrial Machinery Co. Ltd. verkauft werden, einen Hersteller von Anlagen und Spezialmaschinen für den Straßenbau, den Hochbau und die petrochemischen Industrie. Die chinesische Regierung stoppte den Verkauf jedoch Anfang 2010, weil sich der überdimensionierte Geländewagen nur schwer mit dem Ziel vereinbaren ließ, die Umweltverschmtuzung zu reduzieren. Zudem bezweifelten chinesische Regierungsvertreter, dass das Maschinenbauunternehmen überhaupt in der Lage wäre, einen Automobilhersteller zu führen. GM beendete den Bau des Hummer H3 im Jahr 2010.
Ab 2004 fertigte der russische Automobil-Hersteller Avtotor aus Kaliningrad das Hummer-Modell H2 neben anderen GM-Modellen in Lizenz für den russischen Markt. Das Kooperationsabkommen zwischen GM und Avtotor wurde 2015 beendet.
Der Humvee wird in verschiedenen Versionen von AM General in Mishawaka/Indiana weiterproduziert und auch an die Armeen anderer Länder geliefert (u.a. Dänemark, Griechenland, Israel, Libanon, Luxemburg, Polen, Portugal, Spanien).
Im Frühjahr 2021 stellte GM den Elektrogeländewagen GMC Hummer der Öffentlichkeit vor. Das 1000 PS starke und 4 Tonnen schwere Fahrzeug, dass es als SUV und Pickup gibt, kam im Herbst 2021 auf den Markt.