Markenlexikon

Huawei

Ursprungsland: China

Ren Zhengfei (* 1944) arbeitete zunächst als Ingenieur in der Chinesischen Volksarmee. Nachdem er die Armee 1983 im Rang eines Majors verlassen hatte, war er einigen Jahre in der Elektronikindustrie in der südchinesischen Stadt Shenzen tätig, wo er sich niedergelassen hatte. Zu dieser Zeit versuchte die chinesische Regierung die unterentwickelte Telekom-Infrastruktur des Landes zu modernisieren. Ren Zhengfei, seit 1978 Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas, gründete 1987 mit einem Kapital von 21.000 Yuan in Shenzen das Unternehmen Huáwéi Jìshù Youxiàn Gōngsī (Huawei Technologies), das es sich zum Ziel setzte, mit ausländischen Wettbewerbern konkurrieren zu können.

Der Name Huawei (Aussprache: hwah-way) ist aus zwei Worten bzw. Schriftzeichen zusammengesetzt: »Hua« bedeutet einerseits »blumige Schönheit«, »großartig«, »herrlich«, »erhaben« oder »prächtig«, ist aber in der Form »Huaxia« auch eine umgangssprachliche Variante des Landesnamens China (offiziell Zhonghua); das Wort »Wei« bedeutet »Leistung«. Huawei bedeutuet also soviel wie »Chinas Leistung«.

Anfangs importierte Huawei lediglich Telekom-Technik (Telefonanlagen) aus Hongkong und verkaufte sie weiter. 1993 brachte das damals noch eher mittelständische Unternehmen mit ca. fünfhundert Mitarbeitern das erste selbstentwickelte Vermittlungssystem auf den Markt, das in vielen kleineren Städten und ländlichen Regionen Chinas installiert wurde. Um die Jahrtausendwende wurde Huawei mit der Gründung mehrerer Forschungs- und Entwicklungszentren auch zunehmend international tätig (u.a. 1999 Indien, 2000 Europa, 2001 USA).

2003 begann das Unternehmen mit der Entwicklung von Mobiltelefonen; das erste Modell kam 2004 auf den Markt. 2009 folgten Android Smartphones, 2015 Smartwatches, 2016 Notebooks und 2019 Tablets. Inzwischen gehört Huawei neben Ericsson und Nokia zu den weltgrößten Telekom-Ausrüstern. Huawei besteht aus den Geschäftsfeldern Netzinfrastruktur (u.a. Antennen für kabellose Breitbandnetze, Optische Übertragungssysteme), Enterprise (Cloud Computing, Rechenzentrumsmanagement) und Consumer (mobile Endgeräte wie Smartphones, Tablet-PCs und Smartwatches, USB-Surfsticks, mobile WLAN-Router).

Huawei
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Wegen der engen Verbindung zur chinesischen Regierung geriet der Konzern in den USA, Australien und einigen europäischen Ländern seit 2012 in den Verdacht, mit Hilfe seiner Kommunikationstechnik Industriesspionage zu betreiben. 2019 hat die US-Regierung verschiedene Sanktionen gegen Huawei erlassen, die u.a. auch die Google-Dienste (u.a. Playstore, Google Maps, Gmail) betreffen. Dennoch überholte Huawei im zweiten Quartal 2020 den südkoreanischen Konzern Samsung erstmals als weltgrößten Hersteller von Smartphones. Der überwiegende Teil der Verkäufe wurde allerdings auf dem chinesischen Markt generiert, wo das Unternehmen zu den Marktführern gehört. Huawei entwickelt inzwischen auch eigene Software für Mobilgeräte (Harmony OS) und betreibt einen eigenen App-Store (HMS Huawei Mobile Services). Meng Wanzhou, die Tochter des Gründers und Chief Financial Officer von Huawei, wurde im Dezember 2018 in Kanada auf Ersuchen der USA verhaftet. Ihr werden u.a. Bankbetrug und die Umgehung der Iran-Sanktionen vorgeworfen. Sie befand sich bis Ende September 2021 in Vancouver unter Hausarest.

Im Consumer-Bereich verwendete Huawei ab 2013 mit Honor noch eine Zweitmarke, unter der preiswertere Endgeräte vermarktet wurden. 2020 verkaufte Huawei die Marke Honor an das Unternehmen Shenzhen Zhixin New Information Technology. Hintergrund dieser Maßnahme waren ebenfalls die US-Sanktionen, die dazu führten, dass Huawei keine Google-Dienste mehr auf seinen Smartphones vorinstallieren konnte. Durch die Abspaltung ist Honor nun von diesen Sanktionen nicht mehr betroffen.

Die Huawei-Aktien befindet sich offiziell im Besitz der chinesischen Angestellten, wobei die Höhe der Anteile von der Position und der Dauer der Betriebszugehörigkeit abhängt. Die Aktionäre erhalten Sonderzahlungen und Dividenden, können ihre Aktien aber nicht veräußern und haben auch kein direktes Mitspracherecht. Das liegt bei einer von den Mitarbeitern gewählten 1115-köpfigen Vertreterkommission, die den Vorstand und den Aufsichtsrat wählt. Angestellte ohne chinesische Staatsangehörigkeit können kein Aktionär werden, erhalten aber anderweitige Sonderzahlungen. Der Gründer hält noch rund ein Prozent der Anteile an der Holding Union of Huawei Investment and Holding. Unklar ist nach wie vor, wie groß der Einfluss der chinesischen Regierung auf das Unternehmen ist.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain