Markenlexikon

Horex

Ursprungsland: Deutschland

Friedrich Kleemann (1878 – 1948) erwarb 1918 die Rex Konservenglas AG in Bad Homburg, die u.a. Einmachgläser herstellte, und 1920 die Columbus Motorenbau AG in Oberursel/Taunus, die zuvor eine Tochtergesellschaft der Motorenfabrik Oberursel AG (vorm. W. Seck & Co.) gewesen war. Dort baute man schon seit 1891 kleine Petroleummotoren mit Einspritzvorrichtung, die sein Erfinder Willy Seck (1868 – 1955) Gnom genannt hatte. In Frankreich entwickelten die dortigen Lizenznehmer, die Brüder Louis, Augustine und Laurent Seguin, den Gnom 1907/08 zum Umlaufmotor weiter; die 1915 entstandene Firma Gnôme et Rhône wurde zu einem führenden Flugmotorenhersteller der Welt, deren Existenz erst 1945 durch die Eingliederung in den Staatskonzern Snecma endete.

Friedrich Kleemanns Sohn Fritz (1901 – 1975) kam 1921 auf die Idee eine weiterentwickelte 68-Kubikzentimeter-Variante des Gnom als Hilfsmotor an Fahrräder zu montieren. Kurz darauf entwickelte er ein eigenes 250-ccm-Motorrad. 1923 gründete Kleemann Junior schließlich mit finanzieller Hilfe seines Vaters die Horex Fahrzeugbau AG (Horex = Homburg + Rex), die sich 1925 mit der Columbus Motorenbau AG zusammenschloss; das Werk in Oberursel wurde ein Jahr später stillgelegt. Zum erfolgreichsten Motorrad von Horex avancierte die 1950 eingeführte SB35 »Regina«; 1953 war sie das meistverkaufte 350-ccm-Motorrad der Welt. Doch schon die Nachfolgemodelle Imperator (1954) und Resident (1955) verkauften sich nicht mehr besonders gut, was vor allem an der drastischen Erhöhung der Haftpflichtprämien für Motorräder mit einem Hubraum über 250 Kubikzentimeter lag. 1956 stellte Horex die Motorradproduktion ein und produzierte nun Autoteile für die Daimler-Benz AG, die die Werksanlagen 1960 vollständig übernahm.

Die Fertigungsvorrichtungen für die Motorenproduktion sowie die noch vorhandenen Ersatzteile und die Horex-Namensrechte hatte zuvor der ehemalige Horex-Rennfahrer Friedel Münch erworben. Münch, der bald eigene Motorräder baute, dessen Firma aber 1973 Konkurs anmelden musste, gründete 1977 zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter Roland Witzel in Nidderau-Erbstadt eine neue Horex Motorrad GmbH. Zunächst übernahm diese Firma wiederum die Betreuung der alten Horex-Kunden sowie bald auch die der Münch-Besitzer. Nebenher baute Münch in Handarbeit die Horex 1400 TI, die 1978 der Öffentlickeit präsentiert wurde, aber wegen des stolzen Preises von 30.000 Mark und der großen japanischen Konkurrenz nie in Serie ging; nur drei Exemplare wurden gebaut. Daraufhin verkaufte Münch die Horex-Namensrechte an Fritz Röth (Zweirad-Röth), einen führenden deutschen Motorradimporteur (Ducati, Honda, Moto-Guzzi, Suzuki, Voxan, Zongshen), der in den 1980er Jahren zahlreiche von Italjet (Italien), Moto-Villa (Italien) und S.I.S. (Portugal) produzierte Mofas, Mokicks, Leichtkrafträder, Enduros, aber auch schwerere Rennmaschinen, mit Sachs- und Rotax-Motoren unter dem Markennamen Horex auf den Markt brachte.

1990 erwarb der indische Motorrad- und Autohersteller Bajaj Auto über seine deutsche Tochtergesellschaft in Berlin die Horex-Markenrechte. Von 1996 bis 1998 baute die MZ-B Fahrzeug GmbH im alten MZ-Werk Zschopau-Dischautal die Horex Chopper Imperator 125, die Horex Regent und die RT 125 Classic; sie bestanden größtenteils aus übriggebliebenen MZ- und Jawa-Teilen. Ende 1998 musste MZ-B jedoch Insolvenz anmelden. Die Horex-Markenrechte gingen daraufhin an den Chemitzer Fahrzeugzulieferer Hörmann-Rawema, der in seinen Werksanlagen Horex-Replikas fertigte.

Seit 2010 besitzt die neu gegründete Horex GmbH Augsburg die Markenrechte; diese Firma war 2006 von den früheren Managern Clemens Neese (HP, Fairchild-Dornier, Oracle) und Frank Fischer (HP, Cognos) als Compact-Bike Entwicklungs GmbH gegründet worden, um ein Motorrad mit VR-Motor (V-Motor + Reihenmotor) zu entwickeln. Der Maschinenbauingenieur und Motorradfan Neese hatte 2007 ein Patent für einen »VR-Motor im Einspurfahrzeug« erhalten. Im Juni 2010 stellte Horex die VR6 Roadster mit einem Sechszylinder-VR-Motor der Öffentlichkeit vor. Im September 2014 musste Horex Insolvenz anmelden. Anfang 2015 erwarb die 3C–Carbon Group AG aus Landsberg am Lech, ein Hersteller von Carbonteilen für verschiedene Anwendungen (Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, Maschinenbau, Medizintechnik), das insolvente Unternehmen, das nun als HOREX Motorcycles GmbH (München) firmiert.

Text: Toralf Czartowski