Markenlexikon
Der Teehändler Charles Henry Harrod (1799 – 1885) erwarb 1849 einen kleinen Krämerladen im heruntergekommenen Londoner Stadtteil Knightsbridge, unweit des Hyde Parks. Nachdem jedoch 1851 im Hyde-Park die Weltaustellung stattgefunden hatte, ging es mit Knightsbridge und Harrods Laden schnell aufwärts. Das heutige Gebäude in der Brompton Street wurde 1884 errichtet, nachdem das alte durch ein Feuer zerstört worden war. Die berühmte Terrakotta-Fassade entstand von 1901 bis 1905. Londons erstes Kaufhaus galt lange Zeit als nobelste Einkaufsadresse der Stadt. Hier ging der britische Adel ein und aus, gelegentlich auch die Mitglieder der Königsfamilie, falls sie mal nicht ihre Bediensteten schickten. Harrods rühmte sich damit, jedem alles, überallhin zu liefern, auch wenn es ein Elefant ist. Die grüngoldenen Lieferwagen gehören inzwischen genauso zu London, wie die schwarzen Taxis oder die roten Doppeldecker-Busse.
1985 erwarb der ägyptische Geschäftsmann Mohamed Al Fayed, der Besitzer des Pariser Luxushotels Ritz, die House of Fraser Group, zu der Harrods seit 1959 gehörte. Das Geld für die Übernahme hatte er sich von Hassan al-Bolkiah, dem Sultan von Brunei geliehen (Al Fayed war seit 1966 Finanzberater des Sultans). Wegen seiner undurchsichtigen Geschäftsmethoden und seine Verwicklungen in einen Bestechungsskandal (in dem es um seine Einbürgerung ging) erhielt er jedoch nie die britische Staatsbürgerschaft. Sein Sohn Dodi war eine Zeit lang mit Prinzessin Diana liiert; beide starben im August 1997 bei einem Autounfall in Paris. Die mehrfach öffentlich geäußerte Behauptung Mohamed Al Fayeds, dass Diana und Dodi einer Verschwörung des britischen Königshauses zum Opfer gefallen seien, führte dazu, das Harrods seinen Status als königlicher Hoflieferant verlor. Nachdem Al-Fayed knapp 30 Jahre lang in Großbritannien gelebt hatte, verlegte er seinen Wohnsitz 2003 aus steuerlichen Gründen zunächst in die Schweiz. Zwei Jahre später zog er nach Monaco um, wo die steuerlichen Belastungen noch geringer sind.
2010 verkaufte Al-Fayed, dem seit 1996 auch der Londoner Fußballclub FC Fulham gehört, das Kaufhaus schließlich für 1,5 Milliarden Pfund an die Qatar Intermediate Industries Holding Company Limited, eine Beteiligungsgesellschaft aus dem Emirat Katar, die zum Staatskonzern Qatar Petroleum gehört. Inzwischen betreibt Harrods auch Shops in Deutschland, Singapur und Japan, meist auf Flughäfen oder in Kaufhäusern. Im Londoner Stammhaus, dass zu den beliebtesten Attraktionen Londons gehört, kaufen heute hauptsächlich Touristen aus aller Welt ein.