Markenlexikon

Gatorade

Ursprungsland: USA

Der Mediziner James Robert Cade (1927 – 2007) entwickelte 1965/1966 zusammen mit mehreren Wissenschaftlern (Dana Shires, Harry James Free, Alejandro de Quesada) an der University of Florida in Gainesville ein Getränk, das Hochleistungssportler mit Flüssigkeit sowie zusätzlichen Mineralien und Salzen versorgt, die der Körper bei großen körperlichen Anstrengen in hohen Temperaturen verliert.

Getestet wurde das neue Getränk von mehreren Mitgliedern der universitätseigenen Football-Mannschaft Florida Gators, woraus dann auch der Name Gatorade entstand. Der Wortbestandteil »ade« steht für die geplante erste Namensvariante Gator Aid, die man aber nicht verwenden konnte, da die Entwickler einen eindeutigen medizinischen Nutzen hätten nachweisen müssen.

Schnell stellte sich heraus, dass die Testpersonen eine größere Ausdauer entwickelten, als die anderen Mannschaftsmitglieder. Im Januar 1967 besiegten die Florida Gators die Mannschaft Georgia Tech Yellow Jackets. Als ein Sportreporter den gegnerischen Trainer Bobby Dodd fragte, warum seine Mannschaft verloren habe, antwortete der: »We didn't have Gatorade. That made the difference.« Dieses Statement wurde in der landesweit erscheinenden Sportzeitschrift Sports Illustrated abgedruckt. Plötzlich rissen sich die Trainer um das Wundergetränk, das es bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offiziell zu kaufen gab.

Zunächst stellte Robert Cade, der die Formel patentiert hatte, das Getränk in seiner eigenen Firma noch selbst her. Die Universität lehnte eine Beteiligung an der Herstellung und der Vermarktung von Gatorade zunächst ab. Cade musste sich einen Bankkredit besorgen. Schließlich vergab er die Herstellungs- und Vermarktungsrechte an den Obst- und Gemüseverarbeiter Stokely Van Camp aus Indianapolis, der Gatorade 1969 in den Handel brachte. Kurz darauf belieferte die Firma alle Mannschaften der National Football League (NFL) mit Gatorade, was einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkam.

Als die Universität merkte wie viel Tantiemen Cade von Stokely Van Camp erhielt, kam es zu einem längeren Rechtsstreit um die Patentrechte, da Einrichtungen, Mitarbeiter und Studenten der Universität an der Entwicklung des Produkts beteiligt gewesen waren. Schließlich einigten sich beide Seiten 1972 auf einen Vergleich: die Universität erhielt einen zwanzigprozentigen Anteil an den Tantiemen. Cade arbeitete anschließend auch weiterhin für die University of Florida im Bereich der Nierenforschung. Die Universität investierte einen Teil ihrer Tantiemen in Cades Forschungsprojekte, während Cade einen Teil seiner Tantiemen der Universität spendete.

Gatorade
Gatorade

Robert Cade und Dana Shires entwickelten später noch weitere und nach ihren Aussagen effektivere Sportgetränke, die sie aber aufgrund ihrer geschäftlichen Verbindung zu den Gatorade-Herstellern nicht vermarkten konnten. Sie erhielten von Stokely Van Camp und dem späteren Eigentümer Quaker Oats zwar teilweise Geld, doch letztlich verschwanden ihre Forschungsergebnisse ungenutzt in den Firmentresoren. Seit 1985 beschäftigen sich firmeneigene Wissenschaftler im Gatorade Sports Science Institute in Barrington/Illinois mit der Weiterentwicklung der Gatorade-Produkte.

Bis in die 1980er Jahre hinein gab es den flüssigen und pulverförmigen Gatorade Thirst Quencher nur in den beiden Geschmacksrichtungen Zitrone-Limette und Orange. Erst später kamen weitere Varianten hinzu. Daneben vermarktet Gatorade auch Kaugummis (Gator Gum), Energieriegel (Gatorade Energy Bar), Sporternährungsprodukte (Gatorade Carbohydrate Energy Drink, Gatorade Nutrition Shake, Gatorade Protein Recovery Shake) und kalorienarme Getränke für Heimsportler (G2). 2001 entwickelte Gatorade ein In-Car Drinking System, das Rennfahrer während des Rennens in ihren Fahrzeugen mit Flüssigkeit versorgt.

1983 wurde Stokely Van Camp von dem US-Nahrungsmittelkonzern Quaker Oats Company übernommen, einen Hersteller von Zerealien. Quaker Oats brachte Gatorade auch in Kanada (1984), in Teilen Europas (1987), Asiens (1987) und Südamerikas (1988) sowie in Australien (1993) auf den Markt. Als sehr werbewirksam erwies sich die in den 1980er Jahren im American Football entstandene Tradition, nach dem Gewinn eines Finalspiels (Super-Bowl) den Trainer auf dem Spielfeld vor einem Millionenpublikum mit einem großen Eimer Gatorade zu übergießen (Gatorade Shower). 2001 wurde Quaker Oats vom Getränke- und Snackkonzern PepsiCo übernommen, dem es bei der Übernahme vor allem um die Marke Gatorade ging. Der Konkurrent Coca-Cola lancierte 1988 mit Powerade ein ähnliches Produkt, konnte den hohen Marktanteil von Gatorade damit aber nicht signifikant verringern.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain