Markenlexikon

Fisherman's Friend

Ursprungsland: Großbritannien

Der Apotheker James Lofthouse aus Fleetwood verkaufte 1865 erstmals eine flüssige Mixtur aus Lakritz, Eukalyptus und Menthol, die er Fisherman's Friend nannte. Als Kunden hatte er die Hochseefischer von Fleetwood im Visier, die bei ihrer Arbeit ständig Wind und Wetter ausgesetzt waren und nicht selten unter chronischem Husten und Heiserkeit litten. Auf hoher See fielen die Fläschchen jedoch oft herunter und gingen zu Bruch. So kam er auf die Idee, die Tinktur mit Zucker zu verdicken und in Tablettenform zu pressen.

Rund einhundert Jahre gab es die Dragees nur in der näheren Umgebung der nordwestenglischen Kleinstadt Fleetwood zu kaufen. Erst Doreen Lofthouse, eine Ur-Enkelin des Gründers, brachte sie ab 1963 auch überregional in den Handel, zunächst in den Grafschaften Lancashire und Yorkshire. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage errichtete die Lofthouse-Familie 1969 ihre erste Fabrik.

1974 präsentierte die Firma Fisherman's Friend erstmals auf der Internationalen Süßwaren-Messe in Köln. Bald darauf begann der Siegeszug der Rachenpastillen in ganz Europa. 1977 kamen sie auch nach Deutschland und Österreich. Zunächst wurden sie nur in Apotheken verkauft, später auch an Tankstellen, Kiosken, Drogerien und im Lebensmittel-Einzelhandel.

Anfangs schienen die scharfen Dragees jedoch für die von Fastfood verweichlichten Kehlen ein paar Nuancen zu stark zu sein. Erst als man die Generation der »Weicheier«, »Warmduscher« und »Schattenparker« in den 1990er Jahren mit Werbeslogans wie »Wie schmecken denn die? – Nie fragen! – Kaufen!« oder »Sind sie zu stark, bist du zu schwach« reizte, avancierte die Marke zum Kultprodukt. Inzwischen gibt es Fisherman's Friend in rund 120 Ländern zu kaufen. Hergestellt werden sie noch immer in England.

Die Herstellerfirma befindet sich bis heute im Besitz der Lofthouse-Familie, die bisher sämtliche Übernahmeangebote großer Nahrungsmittelkonzerne mit der trockenen Bemerkung ablehnte: »Wir können ohnehin nur dreimal am Tag essen, uns einmal am Tag betrinken und ein Auto zur selben Zeit fahren.«

Text: Toralf Czartowski